Kampf gegen den Terror bei Olympia USA bieten Wladimir Putin Hilfe an

Sotschi · Mit immensem Aufwand will Russland seine Winterspiele in Sotschi (7. bis 23. Februar) vor Gewalt und Terror schützen. Die USA bieten Unterstützung an, zwei Kriegsschiffe der US-Marine liegen abrufbereit im Schwarzen Meer.

Wladimir Putin spielt Eishockey in Sotschi
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Russland rüstet auf. Staatschef Wladimir Putin setzt bei der Sicherung der Olympischen Winterspiele in Sotschi (6. bis 23. Februar) ganz auf militärische Abschreckung. Drohnen, Raketensysteme, Kriegsschiffe, Kampfjets und ein Rekord-Aufgebot an Sicherheitskräften sollen das Prestige-Projekt des Präsidenten vor Terror und Gewalt schützen. Nun bieten auch die USA ihre Hilfe an.

"Ich gehe davon aus, dass unsere Geheimdienste und Sicherheitsbehörden das schaffen. Wir müssen alles tun, um den Drohungen ein Ende zu setzen und Terroristen keine Chance zu geben", sagte Putin, der nach den Bombenanschlägen von Wolgograd zum wiederholten Mal eine Aufstockung der Sicherheits-Maßnahmen angekündigt hatte.

Obama spricht mit Putin

Zusätzliche Hilfe bekamen die Olympia-Gastgeber nun von Barack Obama und dem Pentagon angeboten. Wie das Weiße Haus mitteilte, tauschten sich die beiden Staatschefs am Dienstag telefonisch über die Sicherheitslage aus. Dabei habe Obama der Regierung in Moskau "volle Unterstützung" zugesagt. Laut US-Verteidigungsministerium stünden Luft- und Marineeinheiten bei Bedarf bereit, darunter auch zwei Kriegsschiffe der US-Marine im Schwarzen Meer.

Washington hat öffentlich reagiert, nachdem sich in einem Dschihadistenforum die islamistische Gruppe Wilajat Dagestan zu den Anschlägen von Wolgograd bekannt und weitere Gewaltakte bei Olympia angedroht hatte. Bei zwei Selbstmordattentaten in Wolgograd rund 700 Kilometer nordöstlich von Sotschi waren Ende Dezember insgesamt 34 Menschen getötet worden.

Die Bomben zum Jahreswechsel hatten den russischen Ober-Olympier ins Mark getroffen. Eigentlich wollte Putin die Vorfreude auf perfekte Spiele steigern, doch die vielen Terroropfer ließen die Zweifel an den Spielen größer werden. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) fühlte sich schon bemüßigt, den russischen Behörden demonstrativ das Vertrauen auszusprechen.

Der Kreml-Chef bleibt jedoch seinem Ruf als kompromissloser Machtmensch treu. Putin begegnete der Gewalt offensiv. Der frühere KGB-Agent ließ 30.000 Polizei- und Militärkräfte in der 300.000-Einwohner-Stadt Sotschi aufmarschieren. Damit übertraf er den bisherigen Rekord von knapp 18.000 Sicherheitskräften bei den Sommerspielen 2012 in London deutlich. Im Anschluss an die Terrorattacken von Wolgograd soll es bereits zu Massenverhaftungen gekommen sein.

Putin droht mit Einsatz von Kurzstrecken-Raketen

Putin drohte bereits mit dem Einsatz von Kurzstrecken-Abwehrraketen gegen Terroristen während Olympia. Ebenfalls startbereit sind Überwachungs-Drohnen, die von Wettkampfstätten oder Verkehrsknotenpunkten gestochen scharfes Foto- und Filmmaterial liefern. "Die sind 24 Stunden im Einsatz", sagt Direktor Nikita Sacharow von der Firma Zala Aero, die in Sotschi das Personal an den Geräten schulte: "Das Wesentliche ist, du siehst und hörst die Drohnen nicht."

Das Motto könnte auch lauten: Totale Überwachung. Rund 5500 Videokameras wurden in Sotschi installiert. Telefon- und Internet-Dienste mussten dem russischen Inland-Geheimdienst FSB zusichern, dass sie jederzeit sämtlichen Datenverkehr zur Verfügung stellen. Überall wacht Big Brother.

Auch Personen mit Akkreditierungen wie Athleten und Journalisten müssen damit rechnen, dass ihre Handy- und Internetverbindungen überwacht werden. "Diese Daten werden im Anschluss drei Jahre lang gespeichert. Die Geheimdienste können mit ihnen machen, was sie wollen", sagte der in Russland als kritischer Journalist geltende Andrej Soldatow und fügte an: "Es ist das alte Denken der Sowjetunion, das hier mit viel Geld zum Leben erweckt wird."

Angesichts des massiven Militäreinsatzes - seit dem 7. Januar gilt in Sotschi die höchste Alarmstufe - fühlen sich viele Russen schon an die Olympischen Spiele 1980 in Moskau zur Zeit des Kalten Krieges erinnert. Damals hatte der Geheimdienst KGB viele verdächtige Personen kurzerhand aus der Hauptstadt ausgewiesen. Es soll eine "Schwarze Liste" mit 6000 Namen gegeben haben, die speziell beobachtet wurden.

(sid)
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