Ski-Freestyle Spam-König Begg-Smith will Gold

Cypress Mountain (RPO). Das Mysterium schlägt zurück: Zehn Jahre nachdem Dale Begg-Smith seine Heimatstadt Vancouver verließ und nach Australien auswanderte, will der als undurchschaubar geltende Ski-Freestyler am Sonntag (Montag 2.30 Uhr MEZ) auf der Buckelpiste von Cypress Mountain sein zweites Olympia-Gold holen. Schon 2006 in Turin stand der heute 25-Jährige ganz oben auf dem Podium - und das, obwohl er sich selbst als Freizeitsportler betrachtet.

 Für Dale Begg-Smith zählt in Vancouver nur Gold.

Für Dale Begg-Smith zählt in Vancouver nur Gold.

Foto: GETTY IMAGES NORTH AMERICA, AFP

Seinen Lebensunterhalt verdient Begg-Smith mit einem eigenen Internetunternehmen und beachtlichem Erfolg. Auf seinem Konto stapeln sich die Dollar-Millionen. Reden mag der inzwischen eingebürgerte Australier hingegen kaum. Nicht über sich, nicht über seinen geschäftlichen Aufstieg und schon gar nicht mit Journalisten aus seinem Geburtsland.

Zu störend waren die Fragen im Anschluss an seinen ersten Gold-Coup 2006, als sich Begg-Smith mehr für die Ausrichtung seines Unternehmens rechtfertigen musste, anstatt für seinen sportlichen Erfolg gefeiert zu werden. Angeblich ist der Entrepreneur der König des Spam und müllt über seine Firma die E-Mail-Accounts dieser Welt zu.

Der Stachel scheint nach den damaligen Vorwürfen immer noch tief zu sitzen. Zumal Kanada schon 1999 nicht mehr so recht in seinen Business-Plan passen wollte. "Wenn ich nicht nach Australien gegangen wäre, hätte ich mit dem Sport aufgehört. Olympia hätte ich nur im Fernsehen gesehen", sagt der Weltcup-Führende, der sich 2000 im Alter von 15 Jahren mit den Verantwortlichen des kanadischen Freestyle-Teams überwarf. Die Trainer verlangten Training, Begg-Smith wollte Geld verdienen.

An Begg-Smith kommt keiner vorbei

Also wagte der Teenager mit seinem Bruder Jason den Sprung nach "down under", wo er sein Imperium aufbaute und in der spärlichen Freizeit an seiner Buckelpisten-Technik arbeitete. Inzwischen ist Begg-Smith der Dominator der Freestyle-Szene und ließ sich im vergangenen Jahr auch von einer hartnäckigen Knieverletzung nicht aus der Bahn werfen: "Meinem Knie geht es wieder gut. Ich bin schmerzfrei." Für die Konkurrenz klingt dies schon fast wie eine Drohung.

Von seinen letzten fünf Weltcup-Starts vor den Spielen in Vancouver gewann Begg-Smith drei und landete zweimal auf dem Silberrang. "Dabei habe ich es etwas ruhiger angehen lassen, da ich mein Knie nicht überstrapazieren wollte", sagt der nach außen so stille Star, dessen Konterfei seit 2006 auf einer australischen Briefmarke prangt.

Seine Konkurrenten müssen sich in Cypress Mountain allerdings nicht nur Begg-Smith, sondern auch den schwierigen Bedingungen auf dem Kurs erwehren. Schon seit Wochen bereiten den Olympia-Veranstaltern die Witterungsbedingungen Kopfzerbrechen.

Erst galt der mangelnde Schneefall als das Hauptproblem. Um die Wettbewerbe zu sichern, waren vom rund drei Stunden entfernten Allison-Pass 300 LKW-Ladungen Schnee nach Cypress Mountain befördert worden. Zuletzt bildeten sich auf der Strecke immer wieder dichte Nebelwände.

(SID/seeg)
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