Keine Schaufeln, nur Besen Schnee wirbelt Olympia durcheinander – Absagen am Sonntag

Yanqing/Zhangjiakou · Plötzlich schneit es in den Bergen und in Peking. Die Menschen bauen Schneefiguren, doch auch auf die Wettbewerbe haben die Niederschläge Einfluss.

 Naturschnee hat bei den Olympischen Winterspielen in Peking für Chaos gesorgt.

Naturschnee hat bei den Olympischen Winterspielen in Peking für Chaos gesorgt.

Foto: dpa/Frank Augstein

Pandabärin-Maskottchen Bing Dwen Dwen hüpfte vergnügt durch den Schnee, die Volunteers blickten ungläubig gen Himmel, andere Helfer versuchten mit schwerem Gerät oder zusammengebundenen Sträucher-Besen, Pisten, Wege und Straßen vom Schnee zu befreien - plötzlich ist der Winter da in Peking. Und wirbelt Olympia mächtig durcheinander.

"Ich hoffe, dass jetzt Schluss ist mit Neuschnee und es von den Bedingungen wieder besser wird", sagte Biathletin Franziska Preuß. Schnee bei Olympischen Winterspielen? Sollte nichts Besonderes sein, ist in Peking und in den Bergen in Yanqing und Zhangjiakou aber eine kleine Sensation. Die Flocken werden so für die Athleten und Techniker zu einem Problem, da die Pisten und Loipen mit Kunstschnee präpariert wurden - da stört der Neuschnee nur.

"Ich war mit dem Material sowas von gar nicht konkurrenzfähig", klagte etwa Denise Herrmann nach ihrem 17. Platz in der Biathlon-Verfolgung in der ARD. Für die Techniker sei es "natürlich nicht einfach", die Ski richtig vorzubereiten: "Aber heute waren wir schon sehr weit weg von der Musik." Und Skilanglauf-Bundestrainer Peter Schlickenrieder meinte: "Die versuchen, den Schnee zu beseitigen, aber der liegt dann woanders in der Ecke. Das ist dann Sisyphusarbeit. Sie haben ja keine Schneeschaufeln, sondern so Besen. Das funktioniert nicht. Der Schnee ist überall und immer da."

Das Problem: In Peking und Umgebung schneit es im Februar eigentlich nie. In Zhangjiakou, wo unter anderem die Langläufer starten, herrscht Steppenklima (die Wüste Gobi ist nicht weit weg), es fallen im Februar im Schnitt nur sechs mm Niederschlag. Zum Vergleich: In Garmisch-Partenkirchen sind es im selben Zeitraum 87 mm. Und so haben sich die Organisatoren mit Kunstschnee auf Olympia vorbereitet, der mit gigantischen Maschinen erzeugt wird. Das ist zwar nicht unbedingt gut für die Umwelt, aber kontrollierbar. Wenn Mutter Natur ins Spiel kommt, sind alle Pläne über den Haufen geworfen.

Wie bei den Alpinen am Sonntag. Das Training für die Abfahrt der Frauen wurde abgesagt, die Slopestyle-Qualifikation mit Eileen Gu ebenso verschoben wie die bei den Aerials-Kolleginnen mit Emma Weiß. Und der Riesenslalom der Männer wurde unter "grenzwertigen" (O-Ton Sportschau-Experte Felix Neureuther) Bedingungen durchgezogen. Medaillenkandidat Alexander Schmid schaffte es im ersten Durchgang wie 32 andere Läufer nicht ins Ziel.

Der Österreicher Manuel Feller sprach von einer "Frechheit", Henrik Kristoffersen (Norwegen) schimpfte: "Man sieht einen Scheiß!" Und Frankreichs Bronzemedaillengewinner Mathieu Faivre meinte über das Schneetreiben: "Es gab Momente, in denen ich nicht wirklich wusste, wo ich war, oder wohin ich fahre." Aber immerhin hatten Bing Dwen Dwen und Co. ihren Spaß.

(dör/SID)
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