Deutsches Team zeigt Solidarität mit Ukraine Paralympics im "Tal der Ahnungslosen"

Vor dem Hintergrund der politischen Spannungen zwischen Russland und der Ukraine auf der Halbinsel Krim beginnen am Freitag die Paralympics in Sotschi. Die deutsche Mannschaft zeigt sich solidarisch mit dem ukrainischen Team, das nun doch von einem Boykott absieht.

 Beobachter sagen, dass von der Krim-Krise im 500 Kilometer entfernten Sotschi nicht viel zu bemerken sei.

Beobachter sagen, dass von der Krim-Krise im 500 Kilometer entfernten Sotschi nicht viel zu bemerken sei.

Foto: dpa, vd ms

Vor dem Beginn der Paralympics hat Friedhelm Julius Beucher als Präsident des deutschen Behindertensport-Verbandes (DBS) Solidarität mit der Ukraine gezeigt und Verständnis für das Fernbleiben zahlreicher Regierungsvertreter der G7-Staaten geäußert. "Das wird mit Sicherheit keine Jubelfeier in Richtung Herrn Putin oder seinem Stellvertreter. Da fühlen wir uns voll solidarisch mit den ukrainischen Sportlern", sagte Beucher im Deutschlandfunk mit Blick auf die Eröffnungsfeier am Freitag in Sotschi und angesichts der politischen Spannungen zwischen Russland und der Ukraine auf der Halbinsel Krim.

Das deutsche Team werde aber bei der Auftaktveranstaltung im Stadion einlaufen. Als Zeichen der Solidarität mit den ukrainischen Sportlern und Landsleuten werde das deutsche Team nicht an Veranstaltungen teilnehmen, die den russischen Staat als Gastgeber haben. "Es ist sehr schwierig, die ewige Gratwanderung zwischen sportlichen und politischen Entscheidungen zu gehen", ergänzte Beucher im ZDF-Morgenmagazin.

Nach tagelangen Spekulationen um einen Boykott gab die Teamleitung der Ukraine am Freitag nur wenige Stunden vor der Eröffnungsfeier bei einer Pressekonferenz bekannt, an den Paralympics teilzunehmen. Am Donnerstag hatten die Ukrainer eine stille Demonstration im olympischen Dorf abgehalten. "Sie haben als Gastgeschenk eine ukrainische Landkarte überreicht, auf der die Krim besonders eingezeichnet war", berichtete Beucher.

Unterdessen zeigte der DBS-Präsident Verständnis dafür, dass zahlreiche Regierungsvertreter ihr Kommen abgesagt haben. "Wir kritisieren diese Entscheidung nicht, im Gegenteil: Wir betrachten sie als einen wirkungsvolleren Beitrag als wenn unsere Mannschaft beschlossen hätte, das Ereignis zu boykottieren", sagte Beucher im Deutschlandfunk weiter.

Das DBS-Team habe weiterhin die Information, dass als Reaktion auf das russische Vorgehen in der Krim-Krise "kein Minister, kein Staatssekretär und kein Beamter der Ministerien" nach Sotschi reisen werde. "Die Sportler bedauern immer, wenn prominente Gäste zusagen und dann nicht kommen. Aber wir haben Verständnis für diese Situation."

Auch die französische Regierung wird keine offiziellen Vertreter nach Sotschi schicken. "Wenn französische Minister dort dabei wären, wäre das sehr unangebracht", sagte Frankreichs Außenminister Laurent Fabius am Freitag dem Sender Radio France info.

Beucher appellierte ferner an Putin und die Russische Föderation, dass er die Olympische Charta respektiere. Friede müsse dort herrschen, wo Olympische und Paralympische Spiele stattfinden. In Sotschi sei der Krim-Konflikt nur teils sichtbar. "Das ist hier ein Tal der Ahnungslosen — oder Glückseligen. Hier ist die Krim nicht vor Ort. Bei uns kommt die Betroffenheit immer etwas später an." In Sachen Sicherheit gebe es aber keine Bedenken.

(dpa)
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