Paralympics 2014 Disqualifikations-Drama um Schaffelhuber, Gold für Rothfuss

Krasnaja Poljana · Bei Anna Schaffelhuber liefen nach ihrem Disqualifikations-Chaos die Tränen, Anna-Lena Forster konnte sich über ihren vermeintlichen Gold-Coup kaum freuen, nur Andrea Rothfuss strahlte nach ihrem Slalom-Triumph über das ganze Gesicht:

 Die enttäuschte Anna Schaffelhuber schlägt die Hände vors Gesicht.

Die enttäuschte Anna Schaffelhuber schlägt die Hände vors Gesicht.

Foto: dpa, jst jhe

Die deutschen Athletinnen haben bei den Winter-Paralympics am Mittwoch ein Wechselbad der Gefühle erlebt. Auch Andreas Eskau wurde Bronze im Langlauf-Sprint wegen eines Remplers aberkannt.

Die bisherige Seriensiegerin Schaffelhuber konnte ihre vorläufige Disqualifikation kaum fassen und schlug immer wieder die Hände vor ihr Gesicht. "Der eingelegte Protest ist für mich unverständlich und unsportlich. Ich glaube, dass ich nichts falsch gemacht habe", sagte die Monoski-Fahrerin, nachdem sie in Führung liegend nach dem ersten Slalom-Durchgang wegen eines angeblichen Startfehlers zunächst disqualifiziert wurde: "Das ist ein nervlicher Ausnahmezustand." Die deutsche Teamführung legte gegen die Disqualifikation Protest ein. Die endgültige Entscheidung über ihren Ausschluss wurde auf Donnerstag vertagt.

Um 11 Uhr Ortszeit sollen die Rennleitung und die deutsche Delegation bei einer Anhörung beim Internationalen Paralympischen Komitees (IPC) zusammenkommen. Auch die 21-Jährige soll noch einmal befragt werden. Die Mannschaft Österreichs hatte nach dem ersten Durchgang Protest eingelegt, weil Schaffelhuber beim Start ihre Krücken zweimal benutzt haben soll. Das ist laut Regel 407.3 des internationalen Behindertenski-Sportverbandes untersagt. "Dass die Deutschen nicht begeistert sind, ist verständlich. Aber der Protest hat nichts mit Anna zu tun", sagte Österreichs Cheftrainer Manuel Hujara.

Schaffelhuber durfte im zweiten Durchgang unter Vorbehalt als Erste starten. Ihre Laufzeit wurde erfasst, ist aber unbekannt. Ob es für Gold oder eine andere Medaille überhaupt gereicht hätte, wurde nicht mitgeteilt - ist aber wahrscheinlich. Trotzdem droht Schaffelhubers Traum von fünfmal Gold bei fünf Starts zu platzen.

In dem ganzen Drama gingen die Erfolge von Team-Küken Forster und Rothfuss fast unter. Die erst 18 Jahre alte Forster, die von der DFB-Stiftung Egidius Braun finanziell erheblich unterstützt wird, wusste am Ende auch nicht so richtig, wie sie ihre Emotionen einordnen sollte. "Das mit Anna ist ein Schock", sagte Forster, die ohne Beine zur Welt kam: "Ich freue mich über jede Medaille - egal, welche Farbe sie hat. Ich werde Anna nachher in den Arm nehmen." Die beiden teilen sich in Sotschi ein Zimmer.

Nur Rothfuss lief hinterher ausgelassen durch das Alpin-Stadion von Rosa Chutor und konnte ihr Glück kaum fassen. "Cool. Ich bin so erleichtert", sagte die Blondine: "Das ist der Wahnsinn. Ich kann das noch gar nicht fassen und scheine das Skifahren doch noch nicht verlernt zu haben." Die 24 Jahre alte deutsche Fahnenträgerin bei der Eröffnungsfeier hielt dem Erfolgsdruck souverän stand.

Nach zuletzt zwei Ausfällen in Abfahrt und Super-G in der stehenden Klasse hatte sie schon an sich gezweifelt, doch im Slalom bewies die Soziologie-Studentin Nervenstärke - profitierte aber auch vom Ausfall der Top-Favoritin Marie Bochet (Frankreich). "Schade, ich hätte mich gerne mit ihr gemessen", sagte Rothfuss.

Im Gegensatz zu Schaffelhuber akzeptierte Eskau ihre Disqualifikation ohne Umschweife. "Ich habe den Arm rausgedrückt und meine Konkurrentin behindert", sagte die 42-Jährige nach dem Protest der russischen Mannschaft: "Die Entscheidung ist in Ordnung, ich stehe für einen fairen Sport."

(sid)
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