Winterspiele 2026 Calgary sagt Nein zu Olympia

Calgary · Die Bürger von Calgary haben sich gegen die Austragung der Olympischen Winterspiele 2026 entschieden. Für die Spiele sind damit in Stockholm und Mailand/Cortina d'Ampezzo nur noch zwei Kandidaten im Rennen.

 Insgesamt 304.774 Bürger stimmten ab. 56,4 Prozent stimmen gegen die Ausrichtung. 43,6 Prozent waren dafür.

Insgesamt 304.774 Bürger stimmten ab. 56,4 Prozent stimmen gegen die Ausrichtung. 43,6 Prozent waren dafür.

Foto: dpa/Jeff Mcintosh

Olympia, nein danke! Auch die Bürger von Calgary haben keine Lust auf Olympische Winterspiele 2026 und bringen das Internationale Olympische Komitee in große Nöte. Denn damit bleiben nur noch Mailand/Cortina d'Ampezzo und Stockholm als Kandidaten übrig, und selbst diese beiden Bewerbungen stehen aufgrund finanzieller oder politischer Unsicherheiten auf wackligen Füßen.

Laut noch inoffiziellen Angaben auf der Webseite vote2018.calgary.ca hatten am Dienstag nur 43,6 Prozent der Bürger Calgarys für eine Bewerbung gestimmt. Die Gegner waren mit 56,4 Prozent klar in der Mehrheit. Auch wenn das Ergebnis nicht bindend ist, dürfte Calgary damit aus dem Rennen sein. Das IOC nannte die Entscheidung „enttäuschend“. Nach den politischen Diskussionen und den Unsicherheiten in den vergangenen Tagen sei es aber „keine Überraschung“ mehr gewesen.

Wieder einmal haben sich Bürger in einer Volksbefragung gegen Olympische Spiele ausgesprochen. Insgesamt war es schon die neunte Bewerbung in Serie, die am Widerstand des Volkes scheiterte. Vor Calgary kam bereits für Sion und Tirol in einem Referendum für 2026 das Aus - ebenso wie für 2024 Hamburg und Boston sowie 2022 für die möglichen Bewerber München, Krakau, Oslo und Graubünden.

Nun blickt das IOC mit Sorge nach Schweden und Italien. In Stockholm mangelt es an Unterstützung aus der Politik. Die neue Stadtregierung hat bereits durchblicken lassen, keine Steuergelder für das Projekt ausgeben zu wollen. Und auch in Italien gibt es noch große Fragezeichen. Die Regierung des hoch verschuldeten Landes werde zwar die Bewerbung unterstützen, aber es gebe „keinen Euro, weder für direkte noch indirekte Kosten“, hatte der stellvertretende Ministerpräsident Luigi Di Maio bereits klargestellt.

So könnten im schlimmsten Fall dem IOC gänzlich die Bewerber ausgehen. Vor einem derartigen Szenario hatte IOC-Ehrenmitglied Gian Franco Kasper, zugleich Präsident des Skiweltverbands FIS, jüngst bereits gewarnt: „Lasst uns hoffen, dass wir bei der Wahl in Lausanne im Juni noch Kandidaten haben.“ Auf der IOC-Vollversammlung am 24. Juni 2019 in Lausanne soll über den Ausrichter entschieden werden.

Schon für die Winterspiele 2022 war das Bewerberfeld auf die Kandidaten Peking und Almaty geschrumpft. Am Ende bekam die chinesische Metropole den Zuschlag, womit nach Pyeongchang 2018 und Tokio 2020 drei olympische Großereignisse nacheinander in Asien stattfinden. Und für 2026 hatte ursprünglich auch Sapporo sein Interesse angemeldet, nach einem Erdbeben die Pläne aber auf 2030 verschoben.

IOC-Chef Thomas Bach hatte sich ohnehin dafür ausgesprochen, 2026 an einen traditionellen Wintersportort zurückzukehren. Seine Agenda 2020, die Kostensenkungen und Nachhaltigkeit für Olympia-Gastgeber vorsieht, scheint gerade in westlichen Ländern die Bürger nicht zu überzeugen. Zu groß scheint die Skepsis gegenüber großen Sportverbänden angesichts der zahlreichen Korruptionsskandale wie etwa bei der FIFA. Auch die fragwürdige Haltung des IOC in der Anti-
Doping-Politik wie etwa beim riesigen Skandal in Russland stößt auf große Kritik.

Auch wenn das IOC bei der Kostendeckung den Bewerbern schon ein wenig entgegen gekommen ist, hätten die Winterspiele Calgary mindestens 3,5 Milliarden Euro gekostet. Die Ausrichtung der Olympischen Spiele sei „ein Weg, aber nicht der einzige Weg, um die Stärken und Chancen unserer Gemeinschaft auszubauen“, teilten die Olympia-Gegner von Calgary mit.

(sid/old/dpa)
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