Olympische Winterspiele 2018 Umstrittene Pechstein als Fahnenträgerin nominiert

Claudia Pechstein gehört trotz ihrer umstrittenen Vergangenheit und des Wirbels um die Olympia-Akkreditierung für ihren Lebensgefährten zu den fünf Kandidaten für die Rolle des deutschen Fahnenträgers bei der Eröffnung der Winterspiele in Pyeongchang.

Olympische Winterspiele 2018: Claudia Pechstein als Fahnenträgerin nominiert
Foto: dpa, RB pil hpl

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) benannte die 45 Jahre alte Eisschnellläuferin am Samstag in der Vorauswahl neben Skirennfahrerin Viktoria Rebensburg, Rodlerin Natalie Geisenberger, dem Nordischen Kombinierer Eric Frenzel und Eishockey-Nationalspieler Christian Ehrhoff.

Pechstein gilt als kontroverse Wahl, weil sie vor einigen Jahren aufgrund erhöhter Blutwerte wegen Doping-Verdachts gesperrt war. Eine DOSB-Expertenkommission hatte dies aber später als "Fehlurteil" bewertet. Pechstein sei "Opfer, nicht Täter", sagte DOSB-Chef Alfons Hörmann und verwies auf ihre Erfolge von "historischem Ausmaß". Er habe aber "Verständnis, dass der eine oder andere auch Skepsis" habe.

Pechstein "sehr glücklich"

Pechstein sagte am Samstag, die Nominierung mache sie "sehr glücklich". "Wenn ich bei meiner siebten Olympiateilnahme nun die deutsche Fahne ins Stadion tragen dürfte, wäre das eine große Ehre für mich und Motivation pur", sagte die 45 Jahre alte Eisschnellläuferin. "Es würde sich ein großer Traum erfüllen, vergleichbar mit dem Gewinn einer zehnten Olympiamedaille."

Die Olympiasiegerin absolviert in Südkorea ihre siebten Winterspiele und kann dabei auch auf die Unterstützung ihres Partners Matthias Große vertrauen, der vom DOSB eine Betreuer-Akkreditierung als Mentalcoach erhielt. Von Große sollen sich in der Vergangenheit Funktionäre und Mitglieder des Bundestags-Sportausschusses bedroht gefühlt haben, der Berliner bestreitet dies aber.

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Über den Fahnenträger entscheiden nun Fans in einer Internet-Abstimmung auf teamdeutschland.de sowie die Athleten der deutschen Olympia-Mannschaft. Die Abstimmung läuft bis zum 4.
Februar. Beide Voten kommen zu gleichen Teilen in die Wertung. Das Ergebnis wird am 8. Februar verkündet, einen Tag vor der Eröffnungsfeier.

Als Kriterien der Auswahl nannte der DOSB neben bisherigen Erfolgen und einer möglichst großen Vielfalt der Kandidaten auch ihre Vorbildwirkung. Die Nominierten müssten "nicht nur mit ihren Erfolgen, sondern auch mit ihrer Persönlichkeit und Haltung einen fairen und manipulationsfreien Leistungssport verkörpern", hieß es.
Es habe im 154-köpfigen deutschen Olympia-Kader "weitaus mehr" Kandidaten für die Rolle gegeben.

Nur Ehrhoff noch ohne Medaille

Bis auf Eishockey-Profi Ehrhoff haben alle Fahnenträger-Kandidaten bereits olympisches Gold gewonnen, Pechstein sogar schon fünfmal. Geisenberger feierte vor vier Jahren zwei Olympiasiege in Sotschi, Frenzel triumphierte dort im Einzelrennen der Kombinierer. Rebensburg gewann 2010 in Vancouver den Riesenslalom. "Es ist eine Riesenehre, in diesem Kandidatenkreis neben solchen Top-Sportlern dabei sein zu dürfen. Allein schon die Nominierung erfüllt mich mit großem Stolz", sagte Nationalverteidiger Ehrhoff von den Kölner Haien.

(dpa)
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