Olympische Winterspiele in Sotschi Startschuss für Wladimir Putins umstrittenes Spektakel

Sotschi · Am Freitag (17 Uhr/Live-Ticker) beginnen in Sotschi die 22. Olympischen Winterspiele. Sie gehören zu den umstrittensten in der Geschichte. 153 deutsche Athleten sind mittendrin.

Olympia in Sotschi: Wladimir Putin und das umstrittene Spektakel
Foto: dpa, Sergei Karpukhin , Pool

Es ist die Show des Wladimir Putin, Thomas Bachs Feuertaufe und eines der umstrittensten Spektakel der olympischen Geschichte: Am Freitag beginnen die 22. Winterspiele in Sotschi — "endlich", wie IOC-Präsident Bach angesichts der nicht enden wollenden politischen Diskussionen sagt. Dass die 98 Entscheidungen an 16 Wettkampftagen die Kritiker in aller Welt verstummen lassen, scheint aber ausgeschlossen.

UN-Generalsekretär macht sich für Schwule und Lesben stark

Putin hat die Winterspiele zur Chefsache erklärt, sie sollen das "Spiegelbild des modernen Russland" zeigen. Seit Sotschi im Jahr 2007 den Zuschlag erhalten hat, ist der Gesamtetat der Spiele auf wahnwitzige 38 Milliarden Euro angestiegen. Das umstrittene Homosexuellen-Gesetz, massive Terrordrohungen, die unmenschliche Behandlung von Gastarbeitern, Umweltzerstörung und Korruption sorgen seit Monaten für immer neue Entrüstung weltweit. Zahlreiche Staatsoberhäupter, darunter auch Bundespräsident Joachim Gauck, bleiben den Spielen fern.

US-Präsident Barack Obama verband sein Fernbleiben mit einer Spitze gegen Putin: Er berief in Tennislegende Billie Jean King und Eishockey-Nationalspielerin Caitlin Cahow zwei bekennende Lesben in die US-Delegation.

Auch vor Ort blieb Putin nicht von Negativschlagzeilen verschont. Trotz aller gegenteiliger Beteuerungen befand sich ein Großteil der Journalistenunterkünfte in beiden Zonen der Spiele in erbärmlichem Zustand. Fotos von giftgelbem Leitungswasser, verdreckten Betten und Ungeziefer in den Zimmern verbreiteten sich rasend schnell im Web.

Die Athleten dagegen fanden fast perfekte Unterkünfte vor, die Olympischen Dörfer im Bergörtchen Krasnaja Poljana und direkt am Schwarzen Meer riefen ebenso Begeisterung hervor wie die hochmodernen Sportstätten. "Die Qualität ist herausragend, die meisten Sportler können aus ihrem Bett aufstehen und direkt zu ihren Wettkämpfen laufen", sagte Bach, der nicht müde wird, sein Premiumprodukt zu verteidigen. "Ich hoffe, die Menschen werden unsere Mission mal besser verstehen", sagte er im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst vier Tage vor der Eröffnungsfeier.

Feuertaufe für Bach

Für den ersten deutschen IOC-Präsidenten sind die Spiele in Sotschi fünf Monate nach seiner Wahl eine Feuertaufe. Mit seiner "Agenda 2020" hat der 60-Jährige bei der IOC-Vollversammlung vor den Spielen einen Reformprozess in Gang gesetzt, der Olympia fit für die Zukunft machen soll. Unter anderem sollen neue Vergabekriterien den Gigantismus eindämmen. Bach scheint zu wissen, dass es so nicht weitergehen kann.

Auch Alfons Hörmann, der Nachfolger von Thomas Bach als DOSB-Präsident, feiert olympische Premiere in Sotschi. Gemeinsam mit Chef de Mission Michael Vesper führt er die Delegation mit 153 Athleten an. Mit der Wahl von Fahnenträgerin Maria Höfl-Riesch gingen die Bosse auf Nummer sicher. Die Doppel-Olympiasiegerin von Vancouver gehört auch in Sotschi zu den heißen Gold-Kandidatinnen, ebenso wie ihr Alpin-Kollege Felix Neureuther, Kombinierer Eric Frenzel oder praktisch das komplette Rodel-Team.

"Wir wollen mindestens so gut abschneiden wie vor vier Jahren in Vancouver, und da haben wir insgesamt 30 Medaillen erzielt", sagte Vesper dem SID: "Wir streben an, unseren Platz unter den drei besten Wintersportnationen der Welt zu verteidigen, obwohl das angesichts der stark gewachsenen Konkurrenz nicht einfach wird."

(sid)
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