TV-Phänomen Wintersport Warum die Fernsehquoten bei bei den Winterspielen besser sind als im Sommer

Berlin · Die deutschen Fernseh-Zuschauer lieben Wintersport - und bei Olympia in Peking schauen sogar mehr Menschen zu als bei den Spielen im vergangenen Sommer in Tokio. Woran liegt das?

 ARD-Experte Felix Neureuther bei einer Fernsehübertragung. (Archiv)

ARD-Experte Felix Neureuther bei einer Fernsehübertragung. (Archiv)

Foto: dpa/Felix Hörhager

Millionen deutscher TV-Zuschauer sind Wintersport-Fans. Stundenlang erfreuen sie sich derzeit an den Olympia-Übertragungen, bescheren ARD/ZDF Traumquoten und sorgen für ein überraschendes TV-Phänomen: Bei den Winterspielen schauen mehr Menschen zu als bei den Sommerspielen. „Das ist sehr außergewöhnlich und schwer zu erklären“, kommentierte der Medien-Forscher Christoph Bertling von der Deutschen Sporthochschule in Köln.

Auch am Wochenende hat die Olympia-Berichterstattung den öffentlich-rechtlichen TV-Sendern über viele Stunden Spitzen-Quoten beschert. Besonders beliebt waren die Biathlon-Übertragungen mit durchschnittlich 4,57 Millionen Zuschauern am Morgen deutscher Zeit und 4,98 Millionen gegen Mittag. Der höchste Marktanteil lag bei 40,6 Prozent und verdeutlicht den Trend.

Olympia 2022 Peking: Medaillenspiegel der Olympischen Winterspiele 2022
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Der Medaillenspiegel der Olympischen Winterspiele

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Die bisher erfolgreichste Übertragung aus Peking war der Gold-Triumph von Rennrodler Johannes Ludwig am Sonntag vergangener Woche, als 5,14 Millionen Menschen zuschauten. Zum Vergleich: Bei den Spielen in Tokio war die Zusammenfassung vom Finalerfolg von Tennisspieler Alexander Zverev mit 4,5 Millionen Menschen die erfolgreichste Sendung.

„Sommerspiele sind eigentlich immer der größere Publikumsliebling“, sagte der am Institut für Kommunikations- und Medienforschung tätige Bertling. Da die Spiele fast in der gleichen Zeitzone und mit nur einer Stunde Differenz stattfinden, lassen sich die Zahlen aus Tokio und Peking gut vergleichen.

So verzeichnete das ZDF nach Angaben von Sportchef Thomas Fuhrmann in der ersten Woche durchschnittlich 1,76 Millionen Zuschauer bei ihren stundenlangen Übertragungen aus Peking - im Vergleich zu 1,34 Millionen aus Tokio.

„Der Wintersport hat den großen Vorteil, dass wir bei ARD und ZDF an jedem Wochenende Klein-Olympia übertragen“, sagte ARD-Teamchef Christoph Netzel. „Daraus entwickelt sich eine Sehgewohnheit beim Publikum, man fiebert mit den eigenen Athletinnen und Athleten mit. Auch deshalb ist der Wintersport bei uns ein Erfolgsprogramm.“

Medien-Forscher Bertling sieht wie der ARD-Teamchef einen weiteren Grund für die hohen Quoten. „Sicherlich spielen die zahlreichen Medaillen in den Anfangstagen eine große Rolle“, sagte der Dozent. „Deutsche Erfolge ziehen immer ein größer werdendes Publikum mit. Es entsteht eine Art Sogwirkung. Sportliche Erfolge generieren Quoten. Die Ausbeute in Tokio war eher gering.“

Ähnlich sieht es Netzel. Deutschland sei „im Wintersport extrem erfolgreich - zuhause kann mitgejubelt werden“, sagte der ARD-Mann. „Speziell in der ersten Woche war der Eiskanal eine Goldgrube, das wirkt sich auch auf die Quoten aus.“

Weitere Gründe sieht Jana Wiske in den äußeren Umständen. „Die aktuelle Covid-Situation, die winterlichen Temperaturen und die guten Erfolgsaussichten der deutschen Wintersportler sorgen für höhere Einschaltquoten vor dem heimischen Fernseher“, sagte die Medien- und Kommunikationswissenschaftlerin von der Hochschule Ansbach.

(ako/dpa)
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