Olympische Winterspiele 2010 "In Vancouver an die Spitze"

Düsseldorf (RP). Interview mit Michael Vesper (57), Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB), vor der Mitgliederversammlung an diesem Wochenende in Düsseldorf.

 Michael Vesper hat eine Sturm der Entrüstung ausgelöst.

Michael Vesper hat eine Sturm der Entrüstung ausgelöst.

Foto: ddp, ddp

Herr Vesper, in zehn Wochen beginnen in Vancouver die Olympischen Winterspiele. Mit welchen Zielen tritt die deutsche Mannschaft dort an?

Vesper Wer als Titelverteidiger anreist, will wieder ganz oben aufs Treppchen, das ist doch klar. Aber vier oder fünf andere Nationen kommen dafür auch in Frage. Hoch zu bewerten sind vor allem die Kanadier als Gastgeber. Unsere Erfolge bei den zurückliegenden Weltmeisterschaften stimmen uns aber zuversichtlich.

Sie schauen also genau auf den Medaillenspiegel?

Vesper Ob man es will oder nicht: So wird nun einmal der Erfolg gemessen, auch wenn das Internationale Olympische Komitee das nicht gern sieht. Die Öffentlichkeit schaut auf den Medaillenspiegel, und wir können uns dieser Sicht nicht ganz verschließen.

Das Wintersportland Deutschland bewirbt sich mit München als Bewerberstadt um die Spiele 2018. Die rechte Begeisterung ist noch nicht zu spüren.

Vesper Wir stehen erst am Anfang. Jüngste Umfragen zeigen, dass vier Fünftel der Bevölkerung die Olympiabewerbung unterstützen. In Willy Bogner und Katarina Witt hat diese Bewerbung jetzt auch zwei bekannte Gesichter. Ich bin überzeugt, dass das Interesse immer weiter zunimmt. Gerade seit der Vergabe der Sommerspiele 2016 an Rio de Janeiro verspüren wir wachsende Begeisterung.

Aber zeigt nicht gerade das Beispiel Rio de Janeiro, dass man sich mehrmals bewerben muss, ehe man Erfolg hat. Münchens Hauptkonkurrent in Südkorea hat nach dieser Lesart bessere Karten.

Vesper Rio ist ein Beispiel dafür, dass man mehrere Anläufe braucht. Es gibt aber auch Gegenbeispiele. Außerdem bewirbt sich Deutschland nach den vergeblichen Versuchen mit Berchtesgaden, Berlin und Leipzig ja jetzt zum vierten Mal seit den 80er Jahren. In diesem Wettbewerb gibt es aber nur die Goldmedaillen und um die kämpfen wir.

Nach dem Erfolg der WM in Berlin hat Clemens Prokop, der Präsident des Deutschen Leichtathletikverbands, eine neuerliche Bewerbung der Hauptstadt um die Sommerspiele ins Gespräch gebracht. Sind solche Aussagen im Zuge der aktuellen Winter-Bewerbung nicht kontraproduktiv?

Vesper Das Thema Sommerspiele stellt sich derzeit nicht. Die Verbände stehen geschlossen hinter der Münchner Bewerbung für die Winterspiele 2018. Es wäre gut, wenn das alle Präsidenten auch in der Öffentlichkeit immer wieder deutlich machen würden.

Es überraschte, mit welcher Deutlichkeit sich der DOSB von Eisschnellläuferin Claudia Pechstein abwandte, als der Sportgerichtshof Cas die Dopingsperre bestätigte.

Vesper Für uns als Sportorganisation ist die Entscheidung des Cas als oberster Sportgerichtshof bindend. Auf der anderen Seite hat Claudia Pechstein natürlich das gute Recht, vor dem Schweizer Bundesgericht weiterzukämpfen. Wir dürfen aber die menschliche Komponente des Falls auch nicht aus den Augen verlieren. Für Claudia Pechstein ist es eine Tragödie. Dass eine so erfolgreiche Karriere so endet, ist ganz bitter.

Der Kölner Antidopingexperte Wilhelm Schänzer hat gesagt, dass ihm nicht wohl sei bei der Sperre der Internationalen Eislaufunion (ISU) und dem Cas-Urteil, die sich lediglich auf einen Blutwert beziehen.

Vesper Die neuen Regelungen der Welt-Antidoping-Agentur, die zum 1. Dezember beschlossen wurden, sehen vor, dass im Blutpass zehn Parameter berücksichtigt werden. Aus unserer Sicht sollten die Regeln für den indirekten Dopingbeweis für alle Sportarten und internationalen Verbände gleichermaßen gelten.

Martin Beils führte das Gespräch mit dem DOSB-Generaldirektor.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort