DOSB-Präsident kritisiert Olympia-Kosten Hörmann: "Wollten Gegenentwurf zu Sotschi bieten"

Erding · Am Rande der offiziellen Olympia-Einkleidung hat sich DOSB-Präsident Alfons Hörmann nachdenklich gezeigt. Der 53-Jährige schickt seine Athleten mit etwas mulmigem Gefühl nach Sotschi, sieht sie aber gut vorbereitet.

 DOSB-Präsident Alfons Hörmann fährt nicht gerade entspannt nach Sotschi.

DOSB-Präsident Alfons Hörmann fährt nicht gerade entspannt nach Sotschi.

Foto: dpa, Sven Hoppe

Herr Hörmann, wie besorgt reisen Sie aufgrund der angespannten Sicherheitslage nach Sotschi?

Alfons Hörmann Wir verlassen uns darauf, dass Putin seine Zusagen wahr macht und entsprechende Sicherheitsvorkehrungen organisiert. Am Ende ist es Aufgabe des Gastgebers, die Dinge zu regeln. Wir werden alles dafür tun, dass die Mannschaft so sicher wie möglich und so sensibilisiert wie notwendig an den Start geht. Das Thema Sicherheit hat diesmal noch mehr Gewicht, jeder ist so gebrieft, dass er topvorbereitet ist.

Die Spiele in Sotschi stehen vor allem wegen der Menschenrechtssituation in der Kritik, wie werden Sie und das Team mit dieser Thematik umgehen?

Hörmann Alle äußere Faktoren sind für uns sensibel wahrzunehmen. Wir werden diese Thematik kritisch begleiten. Im Deutschen Haus werden die Türen für offene und kritische Diskussionen geöffnet sein.

Auch wegen des Umgangs mit der Umwelt und wegen der explodierenden Kosten liefert Sotschi immer wieder Schlagzeilen.

Hörmann Ich kann klar und deutlich sagen, dass wir aus deutschem Verständnis mit einer solchen Form der Umsetzung von Olympischen Spielen Probleme haben. Das ist unzweifelhaft. Mit München 2022 wollten wir den Gegenentwurf zu Sotschi bieten, weil wir der festen Überzeugung sind, dass Olympische Spiele in Zukunft anders aussehen müssen. Dass in Sotschi viele Dinge in einer Art und Weise umgesetzt worden und abgelaufen sind, die nicht mit unserer Wertevorstellung übereinstimmt, ist so.

Zahlreiche westliche Politiker werden nicht nach Sotschi reisen, eine Tatsache, die der russische Präsident Wladimir Putin kürzlich noch heruntergespielt hat. Wie stehen Sie zu Absagen wie der von Bundespräsident Joachim Gauck?

Hörmann Wir haben klar und deutlich gemacht dass wir zum einen die Politiker verstehen, die nicht nach Sotschi reisen, aber mindestens so sehr auch die verstehen, die dort hinkommen. Wir freuen uns sehr, dass unser Innenminister Thomas de Maiziere mit uns vor Ort sein wird. Er hat damit die schöne Chance, live vor Ort zu sehen, wie die Dinge umgesetzt werden. Die Tatsache, dass uns der Bundespräsident in München in Empfang nehmen wird, ist für die Mannschaft eine schöne Form der Anerkennung. Dass es uns sympathischer gewesen wäre, wenn er wie Horst Köhler 2006 vor Ort gewesen wäre, steht außer Frage.

Viele Kritiker fürchten auch aufgrund der ausufernden Sicherheitsvorkehrungen in Sotschi eine katastrophale Stimmung. Sie auch?

Hörmann Da möchte ich bewusst kein Prophet sein, da sollten wir den russischen Sportfreunden die Chance geben, dass Stimmung aufkommt. Es besteht schon eine gewisse Gefahr, dass solche Themen wie die Sicherheitsvorkehrungen stimmungsmindernd sind, aber es kann sich auch in eine ganz andere Richtung entwickeln. Die Russen zeichnen sich ja als sehr sportbegeistert aus. Ich mache mir um Längen mehr Sorgen im Hinblick auf Pyeongchang 2018. Wer dort wie ich 2009 die Biathlon-WM miterlebt hat, der sollte viel mehr über die Stimmung dort nachdenken. Da traue ich den Russen viel mehr zu.

Das vergangene Wochenende war für die deutschen Sportler überaus erfolgreich. Beeinflusst das noch mal Ihre Medaillenprognose?

Hörmann Nein. Die berühmte Zahl von 30 Medaillen halte ich für noch realistisch, aber sehr ambitioniert.

(sid)
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