Slalom in Sotschi Felix Neureuther fädelt ein und scheidet aus

Sotschi · Felix Neureuther fuhr auf Medaillenkurs und fädelte ein, Fritz Dopfer verfehlte Bronze um gerade einmal fünf Hundertstelsekunden. Die deutschen Slalomfahrer hatten bei der letzten Alpin-Entscheidung der Winterspiele von Sotschi einfach nur großes Pech.

Felix Neureuther fädelt ein und scheidet aus
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Neureuther fädelte nach guten Zwischenzeiten am Samstagabend kurz vor dem Ziel an einem Tor ein. Dopfer profitierte von vielen Ausscheidern, fuhr noch von Platz 14 auf Rang vier vor, verpasste aber Bronze hauchdünn. Mario Matt aus Österreich fuhr zum Olympiasieg vor seinem Landsmann, dem Weltmeister Marcel Hirscher.

Rang drei ging an den Norweger Henrik Kristoffersen. "Wenn du zweimal Vierter wirst, ist das schon extrem bitter", sagte Alpinchef Wolfgang Maier angesichts der tagszuvor ebenfalls knapp verpassten Slalom-Medaille von Maria Höfl-Riesch.

Was für eine Olympia-Woche von Neureuther! Ohne Rückschläge macht es Felix Neureuter einfach nicht. Erst der Schock im Team nach einem Autounfall des 29-Jährigen auf der Anreise, dann der Trainingsabbruch und das wundersame Comeback im Riesenslalom. Platz acht war gut, aber das Ziel war eine Medaille. Doch dieser Traum platzte jäh.

Nachdem der erste Lauf vom deutschen Technik-Trainer Albert Doppelhofer gesteckt worden war, stellte der Kroate Ante Kostelic den Fahrern die gewohnte Denksportaufgabe. "Dieser Lauf wird eine Differenz machen zwischen guten und sehr guten Slalomläufern - und Felix fährt in der ersten Liga", sagte Ex-Weltmeister Ivica Kostelic.

Doch Neureuther brachte seinen Lauf nicht ins Ziel. Tiefenttäuscht war auch Dopfer. "Von dem zweiten Lauf kann ich mir Selbstvertrauen holen, aber kaufen kann ich mir nichts davon", sagte er im ZDF. Da wusste er noch nichts vom Hundertstel-Drama.

20 Jahre nach Markus Wasmeiers Doppelgold beim Winterspiele- Märchen von Lillehammer geht die schier endlose Wartezeit der deutschen Alpin-Herren auf das nächste Edelmetall weiter. Nach dem letzten von zehn Rennen im Rosa-Chutor-Alpinzentrum steht der Deutsche Skiverband in dieser Sparte mit drei Medaillen da. Maria Höfl-Riesch, die am Vortag Slalom-Vierte wurde, feierte Gold und Silber. Viktoria Rebensburg steuerte Bronze bei.

Bevor die Wettkämpfe in den Bergen von Krasnaja Poljana mit dem Finale der Slalom-Künstler endeten, demonstrierte Neureuther erst einmal wieder seine Körperbeherrschung der Extra-Klasse. Nach rund sieben Sekunden musste sich der 29-Jährige im ersten Durchgang fast schon artistisch abfangen. "Mir hat es den Ski verschlagen und ich hab gleich 'mal retten müssen. So will man natürlich nicht in ein Rennen reinkommen", schilderte der achtmalige Weltcupsieger die Schrecksekunde.

Das jähe Aus hätte nach einer turbulenten Woche gerade noch gefehlt. Denn nach dem Autounfall vor einer Woche kämpfte Neureuther mit jeder Menge Behandlungen für den Start bei seinem Traumrennen, biss auf die Zähne und wurde mit seinem sechsten Wettkampf bei der dritten Olympia-Teilnahme nach 2006 und 2010 belohnt. "Ich freu' mich einfach, dass ich hier am Start stehen kann", bekannte Neureuther.

Ging er noch beim Riesenslalom drei Tage zuvor ein "großes Risiko" ein, so fühlte er im Torlauf kein Handicap. "Alles super", erklärte er nach dem ersten Durchgang. Rang sieben war eine gute Position zu attackieren. "Die Uhren stehen wieder auf null", hatte Neureuther vor dem ersten Lauf gesagt. Danach waren es 0,87 Sekunden Rückstand auf Gold und nur zwölf Hundertstelsekunden auf Bronze. Da war es bei der WM vor einem Jahr noch leichter, als er sich nach Rang zwei im ersten Durchgang später Silber sicherte.

Ein besonders prominenter Daumendrücker in der Heimat war vor dem Rennen noch voller Zuversicht. "Felix mein Freund", schrieb Bastian Schweinsteiger auf seiner Fanpage und postete ein Foto seiner Fußball-Schuhe. "Come on Felix! Hau rein und gib Gas!", lautet die dort gedruckte Motivationsbotschaft. Gas gab Neureuther diesmal auf der Piste jede Menge - doch ein Fehler kostete die mögliche Medaille.

Das Medaillenziel selbst hatte Neureuther nach jeder Menge gesundheitlichen Rückschlägen in der Olympia-Saison nie offensiv formuliert. Sein Ziel war vor allem eins. "Wenn ich in München am Flughafen gesund lande und einfach mit mir selber sehr, sehr zufrieden bin." Er kann zumindest mit sich zufrieden sein, alles für den Traum gegeben zu haben.

(dpa)
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