Großes Olympia-Gefälle Einkommen der Athleten klaffen weit auseinander

Sotschi · Die rund 150 NHL-Eishockeystars sind reich und können sich alles kaufen - nur Olympia-Gold nicht. Doch selbst ein Olympiasieg bei Winterspielen lässt sich für viele Athleten nicht immer versilbern.

Olympia 2014: Arme Schlucker und Superverdiener
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Foto: afp, mlm

Das Gefälle zwischen den armen Schluckern und den Superverdienern bei den Olympischen Winterspielen wird durch die Eishockey-Stars der nordamerikanischen Profiliga NHL besonders krass illustriert. Die Gehälter der fast 150 NHL-Profis summieren sich laut "The Wall Street Journal" auf insgesamt 629,74 Millionen Dollar (rund 457,68 Millionen Euro) jährlich. Dieses horrende Salär übersteigt vermutlich das Einkommen des Großteils der übrigen der 2750 Athleten in Sotschi zusammen. Aber: Mit Geld bekommt man kein Olympia-Gold.

Das hat die deutsche Skisprung-Olympiasiegerin Carina Vogt schon in der Tasche. Aussicht auf Reichtum besteht für die Himmelsstürmerin aber nicht. 45.000 Euro bekommt sie nach dem historischen Triumph bei der Olympia-Premiere der Frauendisziplin an Prämien von Sporthilfe und Skiverband. Von hochkarätigen Werbeverträgen wie ihre zu Millionären gewordenen Vorbilder Sven Hannawald und Martin Schmitt kann sie nur träumen. Vogts fest dotierter Kontrakt mit einem Sponsor läuft zudem noch bis 2015. "Was das für Spuren nach sich zieht, kann ich nicht abschätzen", meinte die schüchterne Athletin.

Die deutschen Medaillengewinner von Sotschi
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Die deutschen Medaillengewinner von Sotschi

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Foto: ap, TH MMA

Skisprung-Kollege Severin Freund sah es ähnlich. "Ich habe keine Ahnung, mit was man rechnen kann", sagte er nach dem goldenen Coup mit der Mannschaft. "Es gab sicher schon mal bessere Zeiten. Wir dürfen uns aber nicht beschweren, andere Sportarten sind deutlich schlechter dran." Als Skispringer werde man es nicht schaffen, nach der Karriere ausgesorgt zu haben. "Wenn ich mal ein Hotel aufmache, kann ich wenigstens mit meinem Olympiasieg werben", scherzte er und fügte hinzu: "Der Sport gibt einem aber soviel, was unbezahlbar ist."

Trotz des Goldrausches im Eiskanal des "Sanki"-Centers winkt auch den Rodlern kein großer Geldsegen. "Es wäre schön, wenn das eine oder andere hinzukommen würde", sagte Doppel-Olympiasieger Felix Loch. Für ihn sind Sponsoren- und Werbegelder aber nur "eine Zugabe." Wenig Hoffnung, Staffel-Bronze zu versilbern, machte sich Claudia Nystad. "Wie immer habe ich keine Ahnung, aber ich werde über die erste brauchbare Idee noch einmal nachdenken", sagte die erfolgreichste deutsche Langläuferin nicht ohne Ironie zu ihrer Vermarktungschance.

Das Berliner Eistanzduo Tanja Kolbe und Stefano Caruso startete mangels Sponsoren sogar einen Spendenaufruf im Internet, um Geld für die Finanzierung ihrer Sportleidenschaft zu sammeln. Es kamen 5200 Euro zusammen. Eishockeyspielerin Manuela Anwander hatte vor dem noch abgewendeten Abstieg aus der A-Gruppe sogar befürchtet, Babysitten zu müssen, "um ein bisschen Geld zu verdienen".

Dagegen kann die Alpin-Star Maria Höfl-Riesch entspannt ans Kinderkriegen denken. Seit ihrem Doppel-Olympiasieg von 2010 sollen ihre jährlichen Einnahmen im siebenstelligen Euro-Bereich liegen.
Allein die Werbeaufschrift auf Rennhelmen soll Firmen bis zu 100.000 Euro wert sein. Ausgesorgt fürs Leben hat nun auch die Österreicherin Anna Fenninger, die Riesch im Super G Gold wegschnappte. "Das war der wichtigste Sieg ihres Lebens", freute sich ihr Manager Klaus Kärcher.

Auch mit wenig Kleidung und ohne Olympia-Teilnahme kann man sich etwas dazu verdienen: Biathletin Miriam Gössner posierte für den "Playboy". Eisschnellläuferin Claudia Pechstein war vor ihrer Sperre von 2009 bis 2011 eine Großverdienerin mit geschätzten Einkünften von bis zu einer halben Million Euro - jetzt hat die fünfmalige Olympiasiegerin nur noch kleinere Sponsoren.

Ausländische Millionäre

Neben den NHL-Spielern gibt es weitere ausländische Millionäre in anderen Sportarten. Der US-Snowboarder Shaun White hat dank seiner Olympiasiege 2006 und 2010 ein Vermögen von mindestens 20 Millionen Dollar angehäuft. Die südkoreanische Eiskunstlauf-Prinzessin Kim Yu-Na konnte nach dem Olympia-Gold von Vancouver Werbeverträge im Wert von 14 Millionen Dollar unterzeichnen.

Gelohnt hat sich die Schinderei vor den olympischen Heimspielen auch für Schlittschuh-Zar Jewgeni Pluschenko: Etwa 2,5 Millionen Dollar Einnahmen pro anno konnte er in den vergangenen Jahren verbuchen. Nach dem Team-Gold will er auf einer Tour laufen - und weitere Millionen dazuverdienen.

(sgo)
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