"Nicht die Nerven verlieren" Werner Schuster gibt Skispringern nach dem Absturz frei

Die Enttäuschung über das schlechte Ergebnis auf der Normalschanze sitzt bei den deutschen Skispringern tief. Bundestrainer Schuster muss vor den Entscheidungen auf der Großschanze Aufbauarbeit leisten. Als Therapie verordnete er erst einmal viel Freizeit.

Severin Freund stürzt auf der Normalschanze
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Nach einer kurzen Nacht voller Grübeln richtete der vom Absturz der DSV-Adler tief getroffene Werner Schuster den Blick schon wieder nach vorne. "Wir sind jetzt noch mehr gefordert, nicht die Nerven zu verlieren und die zwei Chancen auf der Großschanze anzupacken", verkündete der enttäuschte Skisprung-Bundestrainer am Montag die Parole für die zweite Sotschi-Woche. "Wir bekommen nichts geschenkt, bis wir unser Potenzial endlich auf die Liste bringen und eine Medaille gewinnen. Es bleibt eine Geduldsfrage, diese Tür zu durchstoßen", sagte Schuster der Nachrichtenagentur dpa.

Um die Köpfe frei zu bekommen, verordnete der Coach den DSV-Adlern um den gestürzten Medaillenanwärter Severin Freund viel Freizeit. Am Montag gab es nur ein kurzes Krafttraining, für Dienstag ganz frei. "Die Jungs sollen sich andere Events anschauen. Wir werden zum Slopestyle gehen und Lisa Zimmermann die Daumen drücken", erklärte der 44-Jährige.

Der "kuriose und dubiose" Auftritt der deutschen Springer auf der Normalschanze hatte den Österreicher am Sonntagabend fast zur Verzweiflung getrieben. "Nach dem ersten Durchgang war ich konsterniert. Ich konnte das gar nicht einordnen, was passiert ist", berichtete er.

Der Stachel der Enttäuschung saß tief, denn Schuster glaubte, das Team optimal vorbereitet zu haben. "Wir hatten die nötige Ruhe, waren körperlich und technisch bereit", sagte der Bundestrainer. Doch dann versagten den Olympia-Neulingen Andreas Wellinger, Richard Freitag und Freund im ersten Versuch die Nerven.

"Wir können froh sein, dass wir Severin noch haben. Er hätte sich bei dem Sturz auch verletzen können", erklärte Schuster mit Blick auf die Entscheidungen auf dem großen Bakken. "Es gibt einen Neustart auf der Großschanze. Wir müssen bei den Jungs ab Mittwoch wieder neue Spannung aufbauen, aber nicht so, dass sie fest gehen. Es gibt noch zwei Möglichkeiten", betonte er.

Denen kann vor allem Team-Youngster Wellinger entspannt entgegensehen. Mit dem sechsten Platz feierte der 18-Jährige nach eigener Ansicht ein "grandioses" Olympia-Debüt. "Ich bin sehr zufrieden", sagte Wellinger am Montag und richtete eine Kampfansage an die Konkurrenz: "Wenn ich zwei solche Sprünge zeige wie den zweiten von der kleinen Schanze, dann ist alles möglich. Die Stimmung im Team ist nicht gedrückt. Wir wissen, was wir drauf haben."

Das müssen die DSV-Adler nur endlich beweisen. Denn der Druck nimmt zu. Zwei Medaillen hatte Schuster als Olympia-Ziel ausgegeben - eine im Einzel und eine in der Mannschaft. Jetzt sind also Taten gefragt statt großer Worte. "Da ich besser auf der Großschanze bin, rechne ich mir schon etwas aus, dort etwas zu holen. Aber nur, wenn die Verfassung stimmt", sagte Freitag.

Schuster ist sicher, dass seine Schützlinge rechtzeitig die Kurve kriegen. "Jeder muss jetzt mit seinen Emotionen umgehen und die Fehler analysieren", forderte er. Frontmann Freund versprach nach seinem olympischen Schanzen-Alptraum zumindest: "Ich stecke den Kopf nicht in den Sand."

(dpa)
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