Dramatisches Staffel-Finale Biathlon-Herren holen nur die "Holzmedaille"

Peking · Die deutschen Biathlon-Männer um Erik Lesser in seinem letzten Olympiarennen haben die erhoffte Medaille in der Staffel knapp verpasst. Beim letzten Schießen war sogar Gold möglich.

 Norwegens Vetle Sjaastad Christiansen (l.) and Deutschlands Philipp Nawrath.

Norwegens Vetle Sjaastad Christiansen (l.) and Deutschlands Philipp Nawrath.

Foto: AFP/ODD ANDERSEN

Kein Happy End für Erik Lesser in seinem letzten Olympiarennen, der große Medaillentraum der deutschen Biathleten in der Staffel ist in einem dramatischen Finale geplatzt. Bis zum letzten Schießen war in Zhangjiakou sogar Gold greifbar - doch Philipp Nawrath vergab die riesige Chance mit einer Strafrunde. Am Ende blieb für Lesser, Roman Rees, Benedikt Doll und Nawrath nach 4x7,5 km nur der undankbare vierte Platz.

Trotz der Strafrunde kämpfte Nawrath auf der Schlussrunde noch mit Eduard Latypow um Bronze, war bis einen Kilometer vor dem Ziel in Schlagdistanz - aber dann musste er auch den Russen ziehen lassen. Gold ging an Norwegen um Sprint-Olympiasieger Johannes Thingnes Bö, Silber an die Franzosen um Einzel-Champion Quentin Fillon Maillet.

"Wir hätten heute genauso gewinnen können, jetzt ist es der unglückliche vierte Platz", sagte Doll im ZDF: "Wir brauchen uns nicht verstecken, aber es gibt eben nur diese drei Medaillen. Jetzt haben wir die Holzmedaille." Auch Rees war geknickt. "Es ist ein bisschen enttäuschend, weil wir klar kommuniziert haben, dass wir um die Medaillen kämpfen wollen", sagte er: "Und es wäre möglich gewesen."

Die Startzeit des Rennens war um zweieinhalb Stunden nach vorne verlegt worden, um der eisigen Kälte von Zhangjiakou möglichst gut aus dem Weg zu gehen. Dennoch herrschten knackige 16 Grad unter Null, und dies ging an Startläufer Lesser nicht spurlos vorüber, er hatte im Stehendanschlag große Probleme beim Nachladen. "Im Eifer des Gefechts habe ich zweimal den Schuss nicht reingekriegt", sagte er im ZDF: "Das ist natürlich ärgerlich, weil ich sehr viel Zeit verdödelt habe."

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Mit seinen insgesamt drei Nachladern im Stehendschießen brachte Startläufer Lesser sein Team ins Hintertreffen. Vor vier Jahren in Pyeongchang hatte der Thüringer Bronze mit der Staffel geholt, 2014 in Sotschi gewann er Silber im Team sowie im Einzel-Rennen.

Auf Platz acht liegend übergab Lesser an Rees mit rund 40 Sekunden Rückstand auf die Spitze. Und sowohl Rees als auch danach Doll brachten die deutsche Staffel mit starken Auftritten auf Medaillenkurs - Schlussläufer Nawrath ging im Dreikampf mit Fillon Maillet und dem Norweger Vetle Sjaastad Christiansen um Silber auf die Runde.

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Da beim letzten Stehendschießen der überlegen führende Russe Latypow auf einmal schwächelte und zweimal in die Strafrunde musste, war plötzlich sogar Gold greifbar. Doch unter den Verfolgern meisterte nur der Norweger Christiansen das letzte Schießen souverän, auch Nawrath musste einmal in die Strafrunde - und kämpfte letztlich vergebens.

"Er hat sich nichts vorzuwerfen", sagte Doll jedoch: "Es ist schon unfassbar schön, wenn man im Team eine Medaille gewinnt. Jetzt muss man sich eher im Team zusammen trösten."

Denise Herrmanns Gold im Einzel bleibt damit die bislang einzige Medaille aus acht Wettbewerben für die deutschen Skijäger in China. Die Biathletinnen wollen aber am Mittwoch (8.45 Uhr MEZ) in der Staffel über 4x6 km nachlegen, die deutschen Frauen gehören zum erweiterten Favoritenkreis.

SID ts cp

(kron/SID)
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