Nach Verwirrung um Bronze Verhalten von Skicrosserin Maier ist mehr wert als Olympia-Medaille

Meinung | Düsseldorf · Daniela Maier gewinnt nach einer diskutablen Jury-Entscheidung Bronze im Skicross bei den Olympischen Spielen. Ihr Verhalten danach zeugt von Sportsgeist und ist ein starkes Zeichen des Fair Plays.

 Daniela Maier musste lange auf eine Entscheidung warten.

Daniela Maier musste lange auf eine Entscheidung warten.

Foto: dpa/Angelika Warmuth

Es sind solche Momente, die eine gewöhnliche Sportlerin von einer außergewöhnlichen Sportlerin unterscheiden. Als Daniela Maier am Donnerstag nach langer Wartezeit die Bronze-Medaille im Skicross zugesprochen bekam, wollte die Schwarzwälderin es nicht wahrhaben und widersprach der Jury vehement. „Nein, nein, nein“, war über die Mikrofone im Zielbereich von Zhangjiakou deutlich zu hören. Dazu schüttelte sie den Kopf.

Maier hätte allen Grund zur Freude gehabt. Soeben wurde Fanny Smith, dem schweizerischen Superstar der Szene, der dritte Platz aberkannt und Maier rückte dafür aufs Podest. Eine sehr harte Entscheidung der Jury nach minutenlangem Videobeweis. Das hat auch Maier so gesehen und wollte diese Entscheidung auch nicht wirklich akzeptieren. Sie erklärte den Offiziellen im Zielbereich, wie die Szene aus ihrer Sicht abgelaufen ist, als kurz vor dem letzten Sprung der Ski von Smith verschnitt und Maier in der Fahrt behinderte. Die Jury legte es der Schweizerin als Absicht aus. Maier verstand die Welt nicht mehr.

Es zeugt von großem Sportsgeist, dass Maier ihrer Konkurrentin in dieser Szene eher die Bronze-Medaille gönnte, als dass sie selbst auf dem Stockerl stehen wollte. Bei der anschließenden Flower-Zeremonie fühlte sie sich sichtlich unwohl.

Maier sorgte mit ihrem Fair-Play für einen der ganz großen olympischen Momente. Sie zeigte mit ihrer Selbstlosigkeit, dass es bei allem Ehrgeiz im Sport auch um mehr geht als Gold, Silber, Bronze. Es geht um Fairness, es geht um anständige Behandlung und es geht um ein gutes Miteinander aller Beteiligten.

Fraglich ist hier allerdings die Entscheidung der Jury. Es gibt sicherlich Argumente für beide Seiten. Aber Smith bei dieser Szene Absicht zu unterstellen und sie so um eine Medaille zu bringen, ist zumindest fragwürdig. Soll der Videobeweis nicht eigentlich nur bei zweifelsfreien Fehlentscheidungen ein anderes Urteil fällen?

Die fairste Entscheidung wäre wohl gewesen, sowohl Maier als auch Smith die Bronze-Medaille anzuerkennen. Dass so etwas möglich ist, zeigten ja nicht zuletzt die Olympischen Sommerspiele 2021 in Tokio, als sich die beiden Hochspringer Mutaz Essa Barshim und Gianmarco Tamberi die Goldmedaille teilten. So hat nun vor allem Maier gewonnen – zum einen Bronze, zum anderen eine ganze Menge Respekt und Anerkennung. Und die dürften am Ende sogar mehr Wert sein, als die Medaille.

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