"Schließe nichts aus" Die "ewige" Pechstein denkt ans Weiterlaufen

Peking · Claudia Pechstein darf ihre achten Olympischen Winterspiele als Erfolg werten. Ans Aufhören denkt die Eisschnellläuferin offiziell noch nicht. Am Dienstag feiert Pechstein ihren 50. Geburtstag.

 Eisschnellläuferin Claudia Pechstein.

Eisschnellläuferin Claudia Pechstein.

Foto: dpa/Peter Kneffel

Um Claudia Pechsteins Hals klapperten und klimperten die Medaillen. Kleine und große, bunte und goldene - eine zierte die chinesische Mauer, eine andere das beliebte Olympia-Maskottchen Bing Dwen Dwen. "Die ist mein Liebling, die finde ich cool", sagte Pechstein, als sie stolz auf die glänzende Plakette mit der eingravierten Pandabärin blickte: "Es war eine tolle Geste und Überraschung. Da habe ich mich ganz doll gefreut."

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und der deutsche Verband DESG hatten sich etwas einfallen lassen zum Abschluss von Pechsteins achten Winterspielen. Chef de Mission Dirk Schimmelpfennig war eigens in Pekings moderne Eisschnelllauf-Arena "Ice Ribbon" gekommen und überreichte Pechstein persönlich neun individuelle Medaillen, die an die neun Podestplätze ihrer Olympia-Karriere erinnern sollten.

Eine zehnte echte Olympiamedaille kam in China wie erwartet nicht hinzu. Über 3000 m war Pechstein zum Auftakt 20. und Letzte geworden, am Samstag, drei Tage vor ihrem 50. Geburtstag, erreichte sie das Finale im Massenstart und wurde dort gute Neunte.

Es war ein Achtungserfolg, den Pechstein nach dem Rennen ausgiebig zelebrierte. Sie stand im Stile einer Eiskunstläuferin auf dem Eis und warf sich mit einem breiten Grinsen bäuchlings auf den kalten Untergrund. Die sportlichen Ergebnisse waren nebensächlich. Ihr großes Ziel, im hohen Athletenalter noch einmal auf olympischem Eis zu stehen, hat sie erreicht.

"Ich habe gezeigt, dass ich in meinem Alter noch leistungsfähig bin. Das haben mir wenige zugetraut", sagte die "Eis-Oma", die sich mit dem Ruhestand noch nicht abfinden kann und will. Eine klare Aussage zu ihrer Zukunft traf sie nicht. Beim Weltcup-Finale in Heerenveen (12. und 13. März) will sie teilnehmen. Und dann?

Ob sie ausschließe, auch bei den Winterspielen 2026 in Mailand und Cortina d'Ampezzo auf dem Eis zu stehen, wurde die deutsche Fahnenträgerin der Eröffnungsfeier gefragt. Die Antwort fiel knapp aus: "Ich schließe nichts aus."

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Foto: AFP/DANIEL MIHAILESCU

Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Bleibt Pechstein auf hohem Niveau leistungsfähig? Behält sie die Lust? Findet sie die Motivation, sich für etwaige neunte Winterspiele vier weitere Jahre im Training zu quälen? Es sind Fragen, auf die Pechstein in der Zukunft Antworten finden wird.

Vor ihrer Rückreise nach Berlin am Sonntag war ihr Zeithorizont erst einmal kürzer abgesteckt. Am Dienstag feiert sie ihren 50. Geburtstag. Wegen Corona werde es zwar "eine große Party mit vielen Leuten mit Sicherheit nicht geben", sagte Pechstein. Im kleinen Kreis dürfte dennoch gefeiert und angestoßen werden.

Vielleicht nimmt sich Pechstein dabei auch die Zeit, einen würdigen Platz für ihre Pekinger Lieblingsmedaille mit Bing Dwen Dwen zu finden. Vielleicht bei ihren neun Olympiamedaillen? "Die", sagte Pechstein, "sind auf der Bank im Safe. Da kann keiner ran."

(lonn/SID)
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