Eishockey-Team vor Spiel des Jahres "Die ganze Welt schaut zu"

Pyeongchang · Die deutsche Nationalmannschaft spielt am Dienstag gegen die Schweiz um den Einzug ins Viertelfinale. Und um mehr öffentliche Aufmerksamkeit.

Olympia 2018: Deutschland gegen Norwegen - Bilder des Spiels
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Deutschland besiegt Norwegen im Penaltyschießen

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Foto: rtr, BS

Beim Spaziergang am Strand suchten die deutschen Eishockey-Nationalspieler am trainingsfreien Tag ein bisschen Entspannung - und fanden den nächsten Gegner. Schweizer Alphornbläser empfingen sie am Japanischen Meer und stimmten sie auf das wichtigste Spiel seit Jahren ein. Mehr als drei Millionen Landsleute werden daheim zuschauen, wenn Marcel Goc und Co. in Pyeongchang um den Einzug ins olympische Viertelfinale kämpfen - und um mehr Aufmerksamkeit.

"Du spielst nicht oft vor einem Millionenpublikum", sagte Kapitän Goc vor dem Duell mit dem Erzrivalen am Dienstag (21.10 Uhr OZ/13.10 MEZ), "das macht Olympia aus: Du hast nicht nur die Eishockeyfans, sondern die ganze Welt schaut zu." Nachdem der erste Sieg bei Olympia seit 16 Jahren, das 2:1 nach Penaltyschießen gegen Norwegen, im ZDF ein Fall für 520.000 Frühaufsteher war, rücken die Puckjäger ins Olympia-Hauptprogramm - zwischen Biathlon und Nordischer Kombination.

"Du bist wieder im Blickpunkt, die Sportart blüht auf", sagte DEB-Präsident Franz Reindl dem SID, "es ist eine super Chance." Schon beim unglücklichen 0:1 in der Vorrunde gegen Weltmeister Schweden hatten 2,8 Millionen Zuschauer beim ZDF am frühen Nachmittag eingeschaltet, jetzt überträgt die ARD. "Es ist die Möglichkeit, einen größeren Zuschauerkreis zu begeistern", betonte Reindl.

Und zwar die beste seit zwölf Jahren: 2006 in Turin spielte die deutsche Nationalmannschaft zum letzten Mal zu einer guten Sendezeit - gewann aber nicht ein Spiel. Die vier Niederlagen vier Jahre später in Vancouver sahen mitten in der Nacht nur hartgesottene Fans. Bei Weltmeisterschaften sitzt vorwiegend die traditionelle Eishockey-Klientel vor dem Fernseher - im vergangenen Jahr bei der Heim-WM immerhin bis zu 1,4 Millionen.

Die einmalige Chance wollen Goc und Co. nutzen. "Die beste Werbung ist ein Sieg", sagte der Mannheimer. Im Viertelfinale am Mittwoch (21.10 Uhr OZ/13.10 MEZ) wartet Weltmeister Schweden - zur selben Sendezeit. Dass im ersten K.o.-Spiel ausgerechnet die Schweiz der Gegner ist, sorgt für zusätzliche Brisanz. "Es ist immer ein Klassiker", meinte Goc. "Ein Riesengegner", ergänzte Reindl.

Die Eidgenossen sind vor allem auch ein sportlich machbarer Gegner. Bei Olympia hat die deutsche Mannschaft zuletzt 1928 gegen die Schweiz verloren (0:1), auch die WM-Bilanz ist mit 14 Siegen, drei Unentschieden und neun Niederlagen positiv. Die Olympia-Generalprobe gewann die DEB-Auswahl vor zwei Wochen mit 2:1 nach Verlängerung. "Es wird ein Kampf auf Augenhöhe", prognostizierte Reindl.

Der Sieg gegen Norwegen, der erste Olympia-Erfolg seit 2002, soll neue Kräfte freisetzen. "Da ist schon eine Last von den Schultern gefallen", gab Goc zu: "Jetzt wollen wir natürlich mehr." Neues Selbstvertrauen hat er schon gebracht. "Es sind keine Mannschaften da, vor denen wir in Ehrfurcht erstarren müssten", sagte Stürmer Patrick Hager forsch: "Wir können jeden Gegner schlagen."

Wie lange die olympische Durststrecke war, die sie beendeten, wussten die Spieler zunächst nicht. Wenn es um die letzte deutsche Eishockey-Medaille geht, brauchen sie allerdings keine Nachhilfe. Reindl, 1976 bei der Bronze-Sensation in Innsbruck selbst auf dem Eis, ist überzeugt: "Die wissen das."

(sid)
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