"Hoffen, sie wiederzusehen" Beim letzen Spiel von Team Korea fließen Tränen

Pyeongchang · Das vereinte Eishockey-Frauenteam begeistert auch ohne einen einzigen Sieg die Koreaner. Wie es weitergeht, ist offen.

Olympia 2018: Trainerin von Team Korea weint zum Abschied
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Trainerin von Team Korea weint zum Abschied

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Die Spielerinnen aus Nord und Süd drehten eine letzte gemeinsame Ehrenrunde, der kanadischen Trainerin schossen die Tränen in die Augen, und 4000 Zuschauer riefen immer wieder: "Wir sind eins." Das vereinte Eishockey-Team hat bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang zwar kein einziges Spiel, dafür aber die Herzen der Koreaner gewonnen.

"Der Sport bringt Menschen zusammen, der Sport reißt Mauern ein", sagte Sarah Murray: "Ich bin so stolz auf sie." Nach der letzten Schlusssirene für die Mannschaft aus 23 Süd- und zwölf Nordkoreanerinnen hatten die Kanadierin die Gefühle überwältigt. "Was sie geleistet haben, ist erstaunlich - bei all dem Druck von den Regierungen und den Medien. Die Politiker haben die Entscheidung gefällt, sie haben sie mit Leben erfüllt."

Dass auch das Spiel um Platz sieben gegen Schweden mit 1:6 verloren ging, schmälerte ihren Stolz nicht. Erst vor drei Wochen waren die Nordkoreanerinnen dazugestoßen, dennoch wuchs das Team schnell zusammen. "Sie haben Freundschaften geschlossen", berichtete Murray, "nach dem letzten Training haben sie sich umarmt und Fotos gemacht."

"Es wird ein trauriger Abschied"

Bis zur Schlussfeier bleibt die Mannschaft noch zusammen, dann verschwinden die Spielerinnen aus dem Norden wieder hinter dem Eisernen Vorhang. "Es wird ein trauriger Abschied", sagte die Kanadierin: "Wir hoffen, sie wiederzusehen." Die Südkoreanerin Han Soo Jin ergänzte: "Ich werde sie vermissen."

Ob es eine gemeinsame Zukunft gibt, liegt in den Händen von Politikern und Funktionären. Rene Fasel, Präsident des Weltverbandes IIHF, regte an, das Projekt für Peking 2022 fortzusetzen, "als Botschaft des Friedens". Die meisten Spielerinnen würden es begrüßen. "Ja, es würde auf jeden Fall Spaß machen", sagte Park Yoon Jung, in Südkorea geboren, in den USA adoptiert und als Marissa Brandt aufgewachsen, "gebt uns mehr Zeit. Wer weiß, was wir schaffen könnten."

Eher skeptisch ist Randi Griffin. "Ich weiß nicht genau, wie es funktionieren soll", sagte die gebürtige Amerikanerin. Das Team wieder erst kurz vor dem ersten Spiel zusammenzuführen, lehnt sie ab: "So wollen wir es nicht. Wenn es eine Möglichkeit gibt, gemeinsam den ganzen Weg zu gehen, dann vielleicht."

Dafür müsste das Team Korea auch an den WM-Turnieren teilnehmen. Die Chance, sich für Olympia in vier Jahren zu qualifizieren, ist allerdings gering - auch wenn das Teilnehmerfeld von acht auf zehn Teams aufgestockt werden soll. Derzeit belegt Südkorea Platz 22 der Weltrangliste, Nordkorea liegt auf Rang 25. In Pyeongchang kassierte die als Gastgeber gesetzte Mannschaft in fünf Spielen 28 Gegentore und erzielte lediglich zwei Treffer.

Griffin sah die historischen Auftritte mit gemischten Gefühlen. "Es berührt das Herz", sagte die 29-Jährige, "aber es war eine komplexe Erfahrung mit sehr vielen verschiedenen Aspekten." Vor allem die Cheerleader von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un sah sie kritisch: "Es hat sich angefühlt, als seien sie nicht für uns oder für das Eishockey hier, sondern für etwas anderes." Griffins Großeltern erlebten im Koreakrieg 1950 die Invasion aus dem Norden mit, Familienmitglieder wurden von den Nordkoreanern verschleppt.

(sid)
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