Deutscher Athletensprecher Hartung gegen Androhung von Olympia-Boykott

DOSB-Athletensprecher Max Hartung spricht sich gegen eine deutsche Verzichtsandrohung im Hinblick auf eine Olympia-Teilnahme in Pyeongchang nach französischem Vorbild aus.

 Die olympischen Ringe in Pyeongchang.

Die olympischen Ringe in Pyeongchang.

Foto: ap, JM

"Ich bin im Austausch mit mehreren Wintersportlern. Wir alle haben ein ungutes Gefühl, aber ich spüre keine Angst, alle sind heiß auf die Spiele und ihre Wettkämpfe. Eine Verzichtsandrohung würde ich schon allein deshalb momentan nicht gutheißen", sagte der Fecht-Europameister dem SID.

Das Problem nach den anhaltenden Provokationen zwischen US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un sei laut Hartung, die Sachlage seriös einzuschätzen: "Sind das nur Wortgefechte zwischen zwei Verrückten oder wird es tatsächlich ernst? Wir müssen uns da schon auf die Einschätzung der Bundesregierung und des DOSB verlassen, die ebenfalls in engem Kontakt stehen."

Eine offizielle Reaktion des für den Sport zuständigen Bundesinnenministeriums und des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) auf den französischen Vorstoß gab es am Freitagmorgen zunächst nicht.

Frankreich, mit Paris Gastgeber der Sommerspiele 2024, hatte am Donnerstagabend als erste große Sportnation öffentlich einen möglichen Verzicht auf die Teilnahme an den Spielen in Südkorea (9. bis 25. Februar) thematisiert. Man werde keine Sportler entsenden, wenn sich der Atomkonflikt zwischen dem nur 80 km von Pyeongchang entfernten Nordkorea und den Vereinigen Staaten weiter zuspitze, sagte Sportministerin Laura Flessel.

"Wir werden unser französisches Team niemals in Unsicherheit bringen", sagte die 45 Jahre alte zweimalige Olympiasiegerin im Degenfechten: "Wenn sich die Situation verschlimmert und keine definitive Sicherheit gewährleistet wird, wird die französische Olympiamannschaft zu Hause bleiben."

IOC beobachtet die Lage

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hält nach Frankreichs Ankündigung unverändert an den Planungen für die Spiele in Südkorea (9. bis 25. Februar) fest. Man beobachte die Lage auf der koreanischen Halbinsel aber sehr genau, hieß es.

"Die Sicherheit der Athleten hat absolute Priorität für das IOC. Das ist auch der Grund, warum wir zuletzt die Gespräche mit den Staatschefs bei der UN-Versammlung fortgesetzt haben. In keiner der Diskussionen hat jemand Zweifel an den Olympischen Spielen geäußert. Wir setzen die Vorbereitungen mit dem Organisationskomitee fort, die bislang sehr gut verlaufen sind", teilte ein IOC-Sprecher auf SID-Anfrage mit.

Das Organisationskomitee der Spiele in Pyeongchang betonte, dass die Sicherheit oberste Priorität habe. "Wir überwachen die aktuelle geopolitische Situation gemeinsam mit der südkoreanischen Regierung. Unser Fokus liegt auf der Vorbereitung von erfolgreichen Spielen", hieß es.

(sid)
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