Erster deutscher Olympiasieger in Vancouver Loch — der jüngste Goldjunge

Whistler (RP). Felix Loch, der 20 Jahre alte Polizeimeister-Anwärter aus Berchtesgaden, gewinnt die Einzelkonkurrenz im Rodeln. Auf dem zweiten Platz macht David Möller den deutschen Doppelsieg von Whistler perfekt.

Felix Lochs Gold-Jubel
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Felix Loch gleitet auf glatten Sohlen über das Eis. Dann springt und hüpft er. Der Helm, der an einem Band befestigt vor seiner Brust hängen soll, knallt ihm immer wieder vor das Gesicht. Egal. Felix Loch, 20 Jahre, Polizeimeister-Anwärter aus Berchtesgaden ist Olympiasieger im Rennrodeln. Der jüngste Olympiasieger im Rennrodeln. Der erste deutsche Olympiasieger in Vancouver. David Möller, 28, hampelt neben ihm herum. Auch seine Aufregung macht sich im Drang nach Bewegung Luft. Dem Thüringer gehört Silber. "Wir haben einen Superjob gemacht", findet er.

Jeder packt sich einen Zipfel der Deutschland-Fahne. Schwarz-Rot-Gold flattert oben auf der Bahn. Und von unten winkt eine lautstarke Schar deutscher Fans zurück. 7471 Zuschauer feiern. Mit einem deutschen Doppelsieg endet der olympische Wettbewerb im Rodeln. Ein Wettbewerb, der mit dem Tod des Georgiers Nodar Kumaritaschwili im Training am Freitag so furchtbar begonnen hatte. "Das hat man natürlich immer im Hinterkopf", berichtet Loch.

"Die vergangenen Tage waren so verwirrend", sagt Möller, Weltmeister von 2004 und 2007, "erst der tragische Unfall, dann die Verlegung unserer Starts nach unten. Vier Jahre haben wir damit verbracht, die Schlitten für die Fahrt vom Männerstart abzustimmen, und dann haben wir nur einen Tag Zeit, um uns auf den Damenstart einzustellen." Loch findet die Entscheidung, die Strecke zu verkürzen und damit das Tempo zu verringern, im Nachhinein richtig. "Ich hatte ein bisschen Sorge, ob ich damit klar kommen würde. Aber es war okay." Mit ein bisschen Abstand kommen die beiden Medaillengewinner sogar zu der Erkenntnis, dass sie von der Änderung des Kurses profitiert haben. Ihre Athletik zahlte sich besonders aus, da der Start größere Bedeutung bekommen hatte.

Als 1988 ebenfalls Olympische Spiele in Kanada stattfanden, hatte es zuletzt einen deutschen Doppelsieg gegeben. Jens Müller aus der DDR setzte sich in Calgary vor dem jungen Georg Hackl bei dessen ersten von sechs Olympiastarts durch. Und als Lochs Ratgeber mischt Hackl immer noch mit.

Loch schloss erst ein Weltcuprennen als Sieger ab. Doch er kann sich auf die ganz großen Rennen konzentrieren. 2008 schrieb er sich in Oberhof im Alter von 18 Jahren als jüngster Sieger in die Ergebnislisten von Weltmeisterschaften ein, 2009 gewann er in Lake Placid erneut die WM. "Ich weiß auch nicht, woran dieses Missverhältnis liegt", sagt er, "im Weltcup habe ich in den nächsten Jahren einiges nachzuholen. Meine Memoiren schreibe ich jedenfalls noch lange nicht."

Rodeln garantiert deutschen Mannschaften Ruhm. Seit Aufnahme der Wettbewerbe ins Programm 1964 gab es bei 13 Spielen neunmal Gold für Männer aus Ost oder West, achtmal für die Damen und neunmal für die Doppelsitzer. Hinzu kommen 40 Silber- und Bronzemedaillen. Die Wettbewerbe der Frauen und Doppelsitzer in Whistler sollten die Ausbeute noch steigern. "Das war ein sensationeller Auftakt für uns", erklärt Sportwart Thomas Schwab. "Der Erfolgsdruck auf uns ist enorm hoch. Doch das ist jedes Jahr so. Die Athleten lernen, damit umzugehen."

Nirgendwo auf der Welt wird diese Sportart mit so viel Aufwand betrieben wie in Altenberg, Oberhof, Königssee und Winterberg. Das Institut für angewandte Trainingswissenschaft (IAT) in Leipzig und das Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) in Berlin legen die technischen Grundlagen. Zwölf Millionen Euro lässt sich das Bundesinnenministerium deren freilich nicht auf die Rodler beschränkte Arbeit jährlich kosten. Die Rodler zahlen zurück. In Gold und Silber.

"Besser wäre nur gewesen, wenn Deutschland Erster, Zweiter und Dritter geworden wäre", meint Möller. In der Konkurrenzsituation zwischen ihm und Loch sieht er einen Schlüssel zum Erfolg: "Wir pushen uns gegenseitig."

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