Dahlmeier feiert ihre Medaille Gold verloren? Bronze gewonnen!

Pyeongchang · Der dritte Rang im olympischen Einzel ist für Laura Dahlmeier "einfach grandios". Nach zwei Mal Gold warnte die Biathlon-Königin vor Überheblichkeit.

Olympia 2018: Laura Dahlmeier jubelt wie Usain Bolt
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Dahlmeier jubelt wie Usain Bolt

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Foto: dpa, hpl jbu

Laura Dahlmeier musste einen kurzen Augenblick nachdenken, dann lächelte die Biathlon-Königin ihre erste Niederlage in Pyeongchang genüsslich weg. "Drei Medaillen in drei Rennen", sagte die erstmals bezwungene Doppel-Olympiasiegerin bestimmt, "sind doch einfach nur grandios. Das ist absolut nicht normal!"

Nach Gold in Sprint und Verfolgung reichte es im Einzel zwar "nur" zu Bronze, aber das störte die 24-Jährige überhaupt nicht. "Es fühlt sich sogar großartig an. Das ist der Wahnsinn."

Ein wenig Mitleid mischte sich zwar in Dahlmeiers Gefühlswelt, schließlich hatte sie mit Rang drei ihrer direkt dahinter platzierten guten Freundin Franziska Preuß die Medaille weggeschnappt. Aber davon abgesehen: "Jeder hat hier für sich gekämpft. Und ich freue mich wahnsinnig, dass es wieder geklappt hat."

Denn das war vor allem für die Bayerin selbst keine Selbstverständlichkeit gewesen. Während die Experten diskutierten und die Rivalinnen rätselten, wie groß der Vorsprung für die Deutsche diesmal sein würde, war Dahlmeier gewarnt. Sie habe genau mitbekommen, dass ein Thomas Dreßen oder eine Viktoria Rebensburg, Athleten also, die "in dieser Saison schon geglänzt hatten", an diesem Wettkampftag leer ausgegangen waren.

"In keiner Sportart und in keiner Disziplin gibt es eine Garantie", sagte Dahlmeier - schon gar nicht bei Olympischen Spielen, wo alle verbissen ihre Höchstleistungen abrufen wollen. "Es gehört viel zu einer Medaille. Man muss richtig ackern", ergänzte sie. Dahlmeier tat es auch diesmal - sie hatte ja keine andere Wahl.

Nicht, dass der Klassiker allein wegen seiner kräftezehrenden 15 Kilometer schon schmerzhaft genug wäre. Nein, Dahlmeier musste wegen eines knappen Fehlers beim ersten Schießen, der im Einzel direkt mit einer Strafminute sanktioniert wird, noch eine Hypothek wettmachen und zusätzlich knüppeln.

"Zum Glück habe ich danach noch einmal sehr gut die Kurve gekriegt", sagte die erleichterte Dahlmeier, die vor ihrem Fehlschuss "vielleicht nicht so konsequent und konzentriert" gewesen war. Für die siebenmalige Weltmeisterin war das keine Überraschung, denn bei einem Höhepunkt wie Olympia, wo die Rennen Schlag auf Schlag kommen, "gibt es immer mal Aufs und Abs".

Dass Dahlmeier dennoch nun schon im 14. Rennen nacheinander (elfmal WM, dreimal Olympia) eine Medaille gewann, verdeutlichte, in welchem Leistungsbereich sie unterwegs ist. "Diese Konstanz ist unglaublich", lobte Frauen-Bundestrainer Gerald Hönig: "Es ist ihre besondere Fähigkeit, in entscheidenden Momenten Fehler zu vermeiden. Ich bin sehr stolz."

Sollte sich die beeindruckende Serie am Samstag im Massenstart fortsetzen, wo es lediglich gegen 29 Konkurrentinnen geht, scheinen für Dahlmeier sogar Medaillen in allen sechs Wettbewerben möglich. Das hat bei olympischen Biathlon-Wettbewerben noch niemand geschafft.

Dahlmeier, die mit ihren Kollegen und Kolleginnen auch mit der Mixed-Staffel und der Staffel zu den Favoriten zählen wird, will weiter nur "von Rennen zu Rennen" schauen. Denn eines hat Dahlmeiers Bronze-Lauf am Donnerstag gelehrt: Keine Medaille ist "normal" - nicht einmal für die Biathlon-Königin.

(sid)
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