Bob-Jagd im "Todeskanal" Lange: "Stürze muss man ausblenden"

Whistler (RPO). Mit goldblond gefärbtem Haar greift Andre Lange nach dem historischen Olympiasieg. Bei der Jagd nach seiner vierten olympischen Goldmedaille lässt sich Lange auch nicht von den Diskussionen um den gefährlichen Hochgeschwindigkeitskurs im Whistler Sliding Centre aus der Ruhe bringen.

Olympia 2010: der Einzug der Deutschen
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"Ich finde die Farbe Gold geil. Dass mit den Stürzen muss man ausblenden. Wir müssen vier ordentliche Fahrten machen", sagt der 36-Jährige aus Oberhof im Hinblick auf den tödlich verunglückten Nodar Kumaritaschwili. Daraufhin sprachen einige sogar vom "Todeskanal".

Vier Goldmedaillen hat bei Olympischen Spielen noch kein Bob-Pilot geholt. "Ich sehe die Sache entspannt. Großen Druck verspüre ich nicht", sagt der deutsche Fahnenträger vor seinem Start mit seinem bärenstarken Anschieber Kevin Kuske (Oberhof) im am Samstag beginnenden Zweier-Wettbewerb.

Doch Lange droht Gefahr - und das ausgerechnet aus den eigenen Reihen. Thomas Florschütz (Riesa) glänzte mit Anschieber Richard Adjei (Düsseldorf) im Training und richtete schon einmal eine kleine Kampfansage an Bob Deutschland I. "Mein Ziel heißt nicht Platz sechs. Ich will so weit wie möglich vorne landen. Ich habe bewiesen, dass ich mit der Bahn zurechtkomme", sagte Florschütz voller Selbstbewusstsein. Der dritte deutsche Pilot Karl Angerer (Königssee) zählt nur zu den Außenseitern.

Wieder keine Interviews

Der Fokus richtet sich zum Abschluss seiner Karriere aber auf Lange. Der Ausnahmepilot der vergangenen Jahr schottet sich ab, gibt keine Interwies und ist voll auf den Wettkampf konzentriert. So hatte er es in der Vergangenheit bei Olympischen Spielen immer gehalten, auch das Färben der Haare ist eine alle vier Jahre wiederkehrende Marotte.

Nach dem Zweier-Wettbewerb steht für Lange im letzten Rennen seiner Karriere noch der Start im großen Schlitten an. Auch in der Königsklasse Vierer kann er nach Gold 2002 in Salt Lake City und 2006 in Turin einen historischen Hattrick schaffen. "Im Zweier und Vierer ist die Konkurrenz stark. Ich weiß auch nicht, wo meine Chancen größer sind", sagt Lange.

Dabei war Lange bis vor einigen Wochen nicht der Gold-Favorit im Vierer. Zu Saisonbeginn stoppte ihn eine Adduktorenverletzung, dann gab es Probleme mit seinem Arbeitsgerät. Seit dem Umstieg von einem Singer-Bob in den neuesten Schlitten des Forschungsinstitutes für die Entwicklung von Sportgeräten (FES) zählt der neunmalige Weltmeister aber wieder zum Favoritenkreis.

(SID/chk)
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