Eisschnellläuferin will eine Medaille Friesingers Leben auf der Überholspur

Richmond (RPO). Anni Friesinger-Postma schüttelt energisch den Kopf. Nein, was auch immer diese Olympischen Spiele noch für sie bereithalten, ein vorzeitiges Karriereende werde es auf keinen Fall geben. "Ich liebe meinen Sport, er ist wie ein Geschenk für mich", sagte das Glamour-Girl des deutschen Eisschnelllaufs.

 Anni Friesinger-Postma denkt in Vancouver noch nicht ans Karriereende.

Anni Friesinger-Postma denkt in Vancouver noch nicht ans Karriereende.

Foto: ddp, ddp

Anna Christine Friesinger-Postma wurde reich und berühmt, dem Eisschnelllauf war sie stets eine schillernde Botschafterin - und das nun schon seit 17 Jahren. Und wenn diese Verbindung nach der Einzelstrecken-WM 2011 in ihrer alten Heimat Inzell beendet sein wird, dreht sich "Annis Welt" trotzdem weiter.

Denn Anni Friesinger-Postma lebt auf der Überholspur. Seit dem 11. August 2009 ist sie mit dem ehemaligen Weltklasse-Läufer Ids Postma verheiratet. Sie pendelt zwischen Postmas Bauernhof in Deersum bei Heerenveen und ihrer Wohnung in Salzburg, wohin auch ihre Mutter Janina einige Jahre nach dem Tod ihres Mannes Georg (1996) gezogen ist.

Wenn nach dem Ende ihrer Karriere Schluss ist mit der Reiserei zu den Eisbahnen dieser Welt, will sie endgültig zu ihrem Ids und dessen 300 Rindern ziehen, aber so sicher darf man sich bei ihr nie sein. "Ich liebe halt die Berge", sagt sie. Vorsorglich macht sie gerade ihren Pilotenschein, damit sie noch schneller weg kann, wenn ihr die Decke auf den Kopf fällt - wo auch immer. Schon zuvor hatte sie sich nebenbei per Fernstudium zur Innenarchitektin ausbilden lassen.

Natürlich hat Friesinger-Postma Holländisch gelernt, nicht nur für ihren Gatten. Die eisschnelllaufverrückten Niederländer lieben sie für ihren bayerisch-friesischen Slang. Und nicht nur dafür. Vor den Spielen veröffentlichte sie gemeinsam mit ihrer langjährigen Freundin und Rivalin Marianne Timmer den Bildband "Auge um Auge". Die intimen Fotos schafften es bis in den Playboy. "Ich schlüpfe gerne in Rollen", sagt sie.

Friesinger-Postma hat viele Talente und unterscheidet sich auch in diesem Punkt grundlegend von ihrer Erzrivalin Claudia Pechstein, die vor den Trümmern ihrer Karriere steht und nicht loslassen kann, weil der Sport alles ist, was sie hat.

Den legendären "Zickenzoff", in dessen Folge den Rivalinnen die Werbeverträge nur so zuflogen, verlor eigenlich keine der beiden, obwohl Friesinger-Postma die gefühlte Verliererin war. Pechstein führte den Kampf gnadenloser, und sie war 2002 bei Olympia in Salt Lake City erfolgreicher.

Überhaupt lief es für Friesinger-Postma nie rund bei Winterspielen. 2006 hatten sie und ihr Trainer Markus Eicher entschieden, gleich in fünf Wettbewerben zu starten und dementsprechend zu trainieren - ein Fehler. Die begnadete Allrounderin, die als einzige Läuferin in der Eisschnelllauf-Geschichte bei allen wichtigen Wettbewerben (Olympia, EM, WM in Sprint und Mehrkampf) Siege gefeiert hat, hatte sich zu viel zugemutet. Was blieb, war nur Gold mit dem Team.

Aber das Image der strahlenden Siegerin durfte keinen Kratzer bekommen, also lächelte sie weiter. In ihr sah es anders aus. Im Frühjahr nach Turin zeigte sie Burn-Out-Symptome. Also strukturierte sie ihr Leben um, holte Gianni Romme als neuen Trainer, distanzierte sich vom Verband und machte ihr eigenes Privatteam auf. Nur Pakete gibt man auf, hat sie mal gesagt ...

(SID/rl)
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