DEB-Team beim Deutschland Cup Härtetest für Olympia

Düsseldorf · Am Wochenende steigt der Deutschland Cup. Trainer Marco Sturm will das deutsche Eishockey-Team in Augsburg auf den Höhepunkt im Februar vorbereiten.

Marco Sturm: Vom NHL-Star zum Bundestrainer
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Das ist Marco Sturm

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Foto: dpa, dna nic

Marco Sturm hat ein Datum im Blick: den 15. Februar 2018. Dann startet die deutsche Nationalmannschaft im südkoreanischen Gangneung ins olympische Eishockeyturnier. Bis dahin bleibt dem Trainer wenig Vorbereitungszeit. Neben einem Spiel gegen die Schweiz im Februar hat Sturm nur am kommenden Wochenende die Chance, Spieler zu sichten und seinen Kader in Form zu bringen. Beim Deutschland Cup präsentieren sich ab morgen 28 mögliche Olympia-Teilnehmer. "Die Spieler entscheiden beim Deutschland Cup und in ihren Vereinen, ob sie zu Olympia kommen", sagt Sturm. Bessere Chancen für ein erfolgreiches Abschneiden in Asien könnte sich Deutschland ausrechnen, falls die russische Profiliga KHL ihre Drohung umsetzt und das olympische Turnier ebenso boykottiert wie die nordamerikanische NHL.

In Russland herrscht wieder einmal Aufregung um die Vorwürfe von systematischen Dopingmachenschaften. In der neuesten Episode reagierte Moskau kratzbürstig auf einen Bericht der "New York Times", in dem über ein Verbot der russischen Hymne bei den Winterspielen oder einen Ausschluss der russischen Athleten von der Eröffnungsfeier spekuliert wird. "Das IOC ruiniert die existierende Weltordnung im Sport", erklärte KHL-Präsident Dmitrij Tjernyshenko und kündigte an, keine Spieler aus der russischen Topliga für Olympia abzustellen, sollte Russland ausgeschlossen werden oder die Athleten nur unter neutraler Flagge starten dürfen.

Die Maßnahme würde viele Hockey-Nationen in Bedrängnis bringen. Die Kanadier, Finnen, Tschechen, Slowaken oder Schweden bauen beispielsweise auf Spieler aus der russischen Spitzenliga, nachdem die NHL bereits im April einen Boykott ankündigte, da den mächtigen Klub-Besitzern der südkoreanische Markt zu klein und zu unbedeutend erscheint.

Eine KHL-Absage würde andere Nationen schwächen, Deutschland wäre hingegen gar nicht betroffen. Sturm muss "nur" auf acht Spieler verzichten, die in Nordamerika ihr Geld verdienen. Am meisten wird sicher das Fehlen der Torhüter Thomas Greiss (New York Islanders) und Philipp Grubauer (Wahington Capitals) sowie von Sturmführer Leon Draisaitl (Edmonton Oilers) schmerzen. "Die anderen haben mehr NHL-Cracks als wir, sie sind aber immer noch besser", sagt der Trainer. "Ich hoffe, dass wir unser Spiel auch ohne die NHL-Stars so umsetzen wie in den vergangenen beiden Jahren."

Zuletzt war Sturm viel in den deutschen Stadien unterwegs, um die richtigen Spieler für die richtigen Rollen zu finden. "Das macht nicht immer unbedingt der Beste, sondern der, der vom Charakter her am besten passt", erklärt der 39Jährige, der dabei durchaus für Überraschungen gut ist.

Vor der Heim-WM in Köln im vergangenen Mai etwa zauberte der gebürtige Dingolfinger den erstaunlichen Senkrechtstarter Frederik Tiffels aus dem Hut, der prompt zum Publikumsliebling wurde. Tiffels steht seit Juni ebenfalls in der NHL bei den Pittsburgh Penguins unter Vertrag, kommt aber nur im Farmteam, den Wilkes-Barre/Scranton Penguins, in der American Hockey League zum Einsatz.

Beim Deutschland Cup können sich auch jeweils zwei Spieler aus Düsseldorf und Krefeld in den Vordergrund spielen. "Mit Medaille? Dann nehme ich die Olympischen Spiele", hatte DEG-Verteidiger Bernhard Ebner zuletzt auf die Frage unserer Redaktion, ob er lieber in Südkorea dabei wäre oder die deutsche Meisterschaft gewinnen würde, geantwortet. Nun hat er, ebenso wie Teamkollege Maximilian Kammerer die Möglichkeit, sich zu empfehlen. Von den Pinguinen spielen die bereits erfahrenen Nationalspieler Marcel Müller und Daniel Pietta in Augsburg vor. Im erweiterten Kreis sieht Sturm auch DEG-Torhüter Mathias Niederberger, von dem der Coach aber konstantere Leistungen in der Liga erwartet.

Seit seinem Amtsantritt vor zwei Jahren hat Sturm die deutsche Auswahl zweimal ins WM-Viertelfinale geführt und kontinuierlich weiterentwickelt. Es scheint nur Formsache zu sein, den Vertrag über die Olympia-Saison hinaus zu verlängern. Der Deutsche Eishockey-Bund mit Präsident Franz Reindl hat seine Bereitschaft schon zum Ausdruck gebracht. Und auch Sturm sagt: "Es macht Spaß. Ich könnte mir vorstellen, es weiterzumachen." Er sei noch jung, lerne bei jedem großen Turnier dazu, ergänzt der deutsche NHL-Rekordspieler. Weitere Gespräche sind in den kommenden Wochen geplant. Reindl rechnet bis "spätestens Anfang Dezember" mit einer Unterschrift.

(erer)
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