Signal vor Olympia Eishockey-Bundestrainer Sturm verlängert seinen Vertrag

Füssen · Dreimal war Marco Sturm als Spieler bei Olympia, vor seiner ersten Teilnahme als Coach verlängert er den Vertrag als Bundestrainer. Der frühere NHL-Profi hat einen Aufwärtstrend initiiert, drängt aber auch auf Kurskorrekturen.

Marco Sturm: Vom NHL-Star zum Bundestrainer
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Das ist Marco Sturm

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Foto: dpa, dna nic

"Signal" vor Olympia: Marco Sturm bleibt auch in den nächsten Jahren der Frontmann des deutschen Eishockeys und soll die Nationalmannschaft in eine erfolgreiche Zukunft führen. Fünf Tage vor dem Beginn der Winterspiele in Pyeongchang setzte der frühere NHL-Profi seine Unterschrift unter einen neuen Vertrag als Bundestrainer bis 2022. "Wir wollten ein Signal vor Olympia - für die Mannschaft, aber auch für die Fans", sagte DEB-Präsident Franz Reindl.

Sturm hat den Deutschen Eishockey-Bund (DEB) seit seinem Amtsantritt im Sommer 2015 wachgeküsst, sowohl 2016 als auch 2017 das WM-Viertelfinale erreicht und nach der Blamage vor Sotschi wieder zurück auf die olympische Bühne geführt. "Es ging ja nicht nur um uns als Mannschaft, es ging um das ganze deutsche Eishockey", sagte er über den bisher wichtigsten Erfolg seiner Amtszeit. Denn bei aller Bedeutung der Heim-WM im Vorjahr - Olympia hat eine andere Zugkraft.

Sturm verbindet sein Wort auch mit der Forderung nach klar erkennbaren Reformen, nicht zuletzt in der Deutschen Eishockey Liga (DEL), um die große Lücke zur Weltspitze zu verkleinern. "Wenn man so weitermacht wie bisher, dann werden wir langfristig nicht unter den Top Ten sein, das funktioniert einfach nicht", sagt Sturm im Gespräch mit dem SID.

Gemeinsam mit Reindl will er an der Spitze das ehrgeizige Projekt "Powerplay 2026" mit Leben füllen und nicht zu einer müde belächelten Vision verkommen lassen. Deshalb verlangt der Bundestrainer auch ein klares Bekenntnis der Liga zum Nachwuchs. "Wenn man mehr Deutsche reinbringen will, müssen die Spieler reduziert werden, die nicht in Deutschland geboren sind. Es müssen auch mehr U20-Spieler in der DEL konstant spielen", sagte Sturm. Erst dann werde auch die Nationalmannschaft besser.

Es sei höchste Zeit, "andere Nationen haben das schon vor zehn Jahren gemacht", verdeutlichte Sturm und stellte eine Grundsatzfrage: "Was will man? Wir brauchen eine bessere, jüngere, gesündere, schnellere Liga und dann auch Nationalmannschaft. Sonst kann man nicht überleben gegen andere Sportarten."

Beim DEB hat er enge Mitstreiter, die diese Linie mittragen und forcieren. Sturm weiß zudem, dass ein Umbruch bevorsteht, einige Routiniers müssen im DEB-Team bald ersetzt werden, er braucht qualitativ guten Nachschub. Nur wenn dieser Generationswechsel gelingt, kann ein ehrgeiziges Vorhaben näherrücken: In acht Jahren will der DEB international um Medaillen mitspielen.

In den kommenden knapp drei Wochen geht es aber nicht um die Zukunft, Pyeongchang steht im Vordergrund. Seit Samstag hat Sturm seine Auswahl für die Endphase der Olympia-Vorbereitung in Füssen versammelt, am Dienstag (18.30 Uhr/Sport1) wird in Kloten gegen die Schweiz noch einmal getestet, am Mittwoch startet der DEB-Tross von München aus Richtung Südkorea.

Gegen Finnland (15. Februar), Weltmeister Schweden (16. Februar) und Norwegen (18. Februar) will Sturm den Aufwärtstrend unter seiner Regie bestätigen. "Wir werden alles versuchen, was in unserer Macht steht, dass wir eine der großen Nationen schlagen", kündigte der frühere NHL-Profi an, der es wie alle bedauert, dass diesmal die beste Liga der Welt ihre Stars nicht freigegeben hat.

Doch was einerseits den Wow-Faktor des Turniers reduziert, erhöht andererseits die Möglichkeiten der DEB-Cracks. Die Vorrundengegner Schweden oder Finnland sind deutlich stärker von der NHL-Absage betroffen, auch wenn Sturm ohne Leon Draisaitl oder Tom Kühnhackl auskommen muss. "Wir gehen anders als in der Vergangenheit in die Spiele und müssen dran glauben, dass wir mithalten können", sagte Sturm.

(sid)
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