Eishockey-Fehlstart bei Olympia Zu brav, zu naiv, zu grün

Pyeongchang · Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft ist mit einem 2:5 gegen Finnland auf das Olympia-Eis zurückgekehrt. Mit dummen Fehlern machte sie es dem Gegner leicht.

Olympia 2018: Deutsches Eishockey-Team unterliegt Finnland
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Deutsches Eishockey-Team unterliegt Finnland

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Foto: rtr, HB

Auf der größten Eishockey-Bühne rutschte selbst den Ältesten das Herz in die Hose. "Es ist was Neues, das kann man keinem verübeln", sagte Rekordtorjäger Patrick Reimer nach dem Fehlstart ins olympische Turnier von Pyeongchang. Trotz seiner 35 Jahre, 101 Länderspiele und 318 Tore in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) präsentierte sich der Nürnberger bei der 2:5 (1:2, 0:2, 1:1)-Auftaktpleite gegen Finnland nicht anders als seine Teamkollegen - zu brav, zu naiv, zu grün.

"Jeder war nervös", stellte Bundestrainer Marco Sturm von der Bank aus fest. Dumme Strafzeiten, zittrige Pässe, überhastete Torschüsse: Mit ihrem Lampenfieber im Schatten der fünf Ringe machten es sich die deutschen Nationalspieler bei ihrer Olympia-Rückkehr nach acht Jahren selbst schwer - und dem Gegner leicht.

"Wir müssen schauen, dass wir den Kopf nicht verlieren", mahnte Reimer, der zweitälteste im Team, aber auch einer von 20 Olympia-Debütanten auf dem Eis. "Wie ein Kind" sei er in den ersten Tagen in Pyeongchang herumgelaufen, weil sich im hohen Sportleralter doch noch der größte Traum erfüllte. So erging es nicht nur dem erfolgreichsten Torschützen der DEL-Geschichte. Insgesamt neun Spieler in Sturms Team haben mehr als 100 Länderspiele auf dem Buckel, elf das 30. Lebensjahr hinter sich - und doch zitterten den meisten die Knie.

Zu viele Fehler und Strafzeiten

In den entscheidenden Szenen patzten Alt und Jung: Reimers Nürnberger Klubkollege Yasin Ehliz (25) verursachte mit einem Foul hinter (!) dem gegnerischen Tor das erste finnische Powerplay, das zum frühen 0:1 durch Sami Lepistö (4.) führte. Der langjährige NHL-Verteidiger Christian Ehrhoff (35), der den Ausgleich durch Brooks Macek (9.) noch mustergültig vorbereitet hatte, spielte im eigenen Drittel einen Fehlpass, dem das 1:2 durch Mika Pyörälä (16.) folgte.

Und Routinier Felix Schütz (30) handelte sich vor dem dritten Gegentor durch Eeli Tolvanen (38.) in der gegnerischen Hälfte eine unnötige Strafzeit ein. 81 Sekunden später war das Spiel nach dem Treffer von Lasse Kukkonen entschieden. Frank Hördlers 2:4 (42.) beantwortete Jonas Kemppainen (53.) ebenfalls bei finnischer Überzahl.

An all die Momente dachte Sturm, als er treffend zusammenfasste: "Genau die drei, vier, fünf, sechs, sieben Fehler waren zu viel." Den deutschen NHL-Rekordspieler störte aber auch, dass seine Angreifer zu selten direkt vor dem Tor arbeiteten. "Das ist generell ein deutsches Problem", meinte Sturm. In der DEL kämen Reimer und Co. ohne die oft schmerzhafte Präsenz vor dem Kasten aus, international sei sie zwingend notwendig: "Das haben uns die guten Nationen voraus, da schießt man die Tore."

Für das zweite Vorrundenspiel am Freitag (21.10 Uhr OZ/13.10 MEZ) gegen Weltmeister Schweden gelobte Reimer Besserung. "Die Nervosität sollte jetzt endgültig raus sein", meinte er. Dass es gegen den zweimaligen Olympiasieger und Goldkandidaten nicht leichter wird, war ihm klar: "Wer hierhergekommen ist und gedacht hat, es wird ein Spaziergang, der hat sich sauber geschnitten."

(sid)
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