Stress im deutschen Olympia-Team Curlerin Schöpp attackiert Maria Riesch

Vancouver (RPO). Ein unbedachter Spruch in der "Pinkelpause" – und schon hatte Deutschlands beste Curlerin den Stein des Anstoßes ins Rollen gebracht. "Wenn die mich nicht ordentlich grüßt, gönne ich ihr auch keine Medaille", sagte Andrea Schöpp während ihres Spiels gegen Kanada, nachdem Maria Riesch gerade Olympiasiegerin in der Super-Kombination geworden war.

Olympia 2010: Pressestimmen zu Rieschs Triumph
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Foto: ddp

Vancouver (RPO). Ein unbedachter Spruch in der "Pinkelpause" — und schon hatte Deutschlands beste Curlerin den Stein des Anstoßes ins Rollen gebracht. "Wenn die mich nicht ordentlich grüßt, gönne ich ihr auch keine Medaille", sagte Andrea Schöpp während ihres Spiels gegen Kanada, nachdem Maria Riesch gerade Olympiasiegerin in der Super-Kombination geworden war.

Was der verkabelte Teamkapitän aus Riessersee nicht wusste: Bei der Live-Übertragung des ARD-Digitalsenders Einsfestival lief auch in der Pause nach dem fünften End der Ton mit. "Das ist einfach dumm gelaufen. Es war eine private Bemerkung. Ich war davon ausgegangen, dass in der Pause ausgeschaltet wird", sagte die 44-Jährige, die nach der Welle der Entrüstung reagierte: "Ich habe ihr über Facebook eine Entschuldigung geschickt und werde möglichst schnell versuchen, sie auch direkt zu sprechen."

So pausibel ihre Erklärung auch sein mag - Andrea Schöpp hatte verbal wieder einmal überdreht. Prompt wurde sie am Samstagmorgen von der Mannschaftsleitung in Vancouver zum Rapport gebeten. "Wir haben ihr klargemacht, dass sie Mitglied der gesamten Olympiamannschaft ist und dazu ein bestimmtes Verhalten gehört. Sie hat versprochen, dass sich das nicht wiederholt", sagte Bernhard Schwank, Chef de Mission des deutschen Teams.

Andrea Schöpp gab sich nach einem selbst auferlegten Maulkorb am Samstag handzahm, hatte allerdings andere Dinge im Kopf. "Vor zwei Tagen ist eine Bekannte gestorben und meiner Mutter geht es deshalb nicht gut. Das sind die Dinge, die mich beschäftigen. Die andere Sache ist abgehakt", sagte die siebenmalige Europameisterin, die in der Vergangenheit schon einige Male zum Problemfall geworden war. So wurde sie etwa wenige Wochen vor den Spielen 2002 in Salt Lake kurzerhand aus dem Kader gestrichen, weil sie nicht früher als gefordert anreisen wollte.

"Olympia ist nervig", hatte Andrea Schöpp nun vor dem Auftakt in Vancouver erklärt und damit wieder für Aufsehen gesorgt. Gemeint war: "Ich muss mich hier im Gegensatz zu einer WM bei Olympia um viel mehr Sachen kümmern." Es ist der Ton und auch der meist falsch gewählte Zeitpunkt, der Andrea Schöpp bei ihren Aussagen oftmals in die Bredouille bringt. "Leider werden Sätze manchmal aus dem Zusammenhang gerissen. Das sieht dann schon mal blöd aus", räumte sie ein.

Das gilt auch für die Bemerkung zu Maria Riesch. Wieder mal hatte sich die promovierte Statistikerin, die ihre Diplomarbeit zum Thema "Alternative Parametrisierungen bei korrelierten bivariaten binären Responsevariablen" (Schöpp: "Es geht um Zusammenhänge zwischen zwei Dingen, die miteinander in Verbindung stehen"), geschrieben hat, gehörig verrechnet. Schöpp stellte klar: "Mir geht es um die Grundformen der Höflichkeit. Wenn man sich kennt, kann man sich auch ordentlich grüßen."

Eigentlich ziehe sie vor Deutschlands alpiner Vorläuferin sogar den Hut, sagt Andrea Schöpp. "Ich respektiere sie als Sportlerin absolut. Ich finde es toll, wenn jemand wie sie nach einer schweren Verletzung wieder zurückkommt." Und ein "echtes Problem" mit Maria Riesch ist auch vom Eis. "Scheiße, wenn die gewinnt, verlieren wir immer", hatte sie während der Kanada-Partie auch gesagt. Am Samstag folgte die Entwarnung von Schöpp: "Heute ist sie Achte geworden und wir haben trotzdem verloren. Damit ist der Bann gebrochen."

(SID/spo)
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