Kanada holt Eishockey-Gold Crosby erlöst eine ganze Nation

Düsseldorf/Vancouver (RPO). Der Canada Hockey Place stand kurz vor der Explosion. Nachdem die kanadischen Eishockey-Helden von IOC-Präsident Jacques Rogge die Goldmedaille verliehen bekamen, saß keiner der 19.300 begeisterten Zuschauer mehr auf seinem Sitz. "Oh Canada", hallte es durch die Halle. In einer solchen Lautstärke war die kanadische Nationalhymne wohl noch nie erklungen. Selbst am Fernseher sorgte das patriotische Ende der Olympischen Spiele für Gänsehaut.

Olympia 2010: Kanada jubelt über Eishockey-Helden
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In einem der spannendsten Endspiels der Olympia-Geschichte hatte sich Goldfavorit Kanada im "Duell der Giganten" 3:2 nach Verlängerung gegen die USA durchgesetzt. Zum Matchwinner avancierte ausgerechnet Superstar Sidney Crosby. Ein schöneres Märchen hätten die Spiele zum Abschluss nicht schreiben können.

7:40 Minuten waren in der Verlängerung gespielt, als "Sid the Kid" mit einer genialen Idee das Siegtor für die Ahornblätter schoss und ein ganzes Land erlöste. Gold für Kanada, Gold für Vancouver, Gold für eine verrückte Eishockey-Nation. Crosby schmiss seinen Schläger auf das Eis, warf seinen Mundschutz weg und wurde dann von seinen jubelnden Mitspielern begraben. "Das ist unglaublich, ich habe einfach geschossen. Ich weiß gar nicht, wie er reingegangen ist", sagte Crosby.

"Schöner kann es nicht mehr werden", so Crosby, der immer und immer wieder die entscheidenden Sekunden schildern musste, weiter. "Ich habe geschrien, damit ich den Puck kriege, und dann habe ich einfach draufgehauen."

Wenige Minuten zuvor hatte es noch so ausgesehen, als sollte ausgerechnet Crosby zum großen Versager der Spiele werden. Drei Minuten vor Schluss, als die Kanadier noch mit 2:1 führten, lief er alleine auf das US-Tor zu, scheiterte aber am überragenden Torhüter Ryan Miller, der zum "wertvollsten Spieler" (MVP) des Turniers gewählt wurde. "Das war kein gutes Gefühl", gab Crosby zu. Statt des entscheidenden 3:1 fiel 24,4 Sekunden vor Schluss der Ausgleich, als Zach Parise die siegestrunkenen 17.748 Fans im Canada Hockey Place aus allen Gold-Träumen riss.

Dann traf ausgerechnet Crosby. Der derzeit wohl beste Eishockey-Spieler der Welt gewann galt schon im Vorfeld der Spiele als der Star, sollte Kanada vorheimischem Publikum zur achten Goldmedaille führen. Der Star der Pittsburgh Penguins aus der nordamerikanischen Profiliga NHL trug mit seinen erst 22 Jahren eine große Last auf seinen Schultern.

Diese war ihm von Beginn anzumerken. Kanada kam nur durch ein Entscheidungsspiel gegen Deutschland ins Viertelfinale, wurde beim 3:5 gegen die USA in der Vorrunde regelrecht vorgeführt. Eine Schande für Kanada, eine Schande für Crosby.

"Es fühlt sich nicht real an"

Der Stanley-Cup-Sieger steigerte sich im Laufe des Turniers, stellte sich dabei aber voll in den Dienst der Mannschaft. Crosby war nicht der große Star. Jedenfalls nicht bis zu seinem goldenen Schuss in der Verlängerung des Endspiels. "Es fühlt sich nicht real an", sagte Crosby: "Es fühlt sich an wie ein Traum."

Das Duell zwischen Kanada und den USA war das größte Eishockey-Spektakel aller Zeiten. Nie haben so viele Menschen ein Eishockey-Spiel am Fernseher verfolgt. 360.000 Karten hätten die Organisatoren nach eigenen Angaben verkaufen können.

Mit dem achten Olympiasieg steht das Eishockey-Mutterland nun mit Russland auf einer Stufe. Die Vereinigten Staaten verpassten 30 Jahre nach dem "Miracle on Ice" in Lake Placid ihre dritte Goldmedaille nach 1960 und 1980. 2002, beim olympischen Endspiel von Salt Lake City, hatten die Kanadier den Amerikanern das Gold auf eigenem Boden entrissen.

(Mit sid-Material)
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