Nach geplatztem Medaillen-Traum Pechstein denkt schon an Pyeongchang 2018

Sotschi · Claudia Pechsteins Medaillentraum hat sich bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi nicht erfüllt. Die Eisschnellläuferin will dennoch ihre Laufbahn fortsetzen.

Olympia 2014: Bittere Enttäuschung für Claudia Pechstein
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Olympia 2014: Bittere Enttäuschung für Claudia Pechstein

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Foto: dpa, fux

Lächelnd lag Claudia Pechstein ihrem Lebensgefährten Matthias Große in den Armen. Ein Kuss, ein kurzer, vertrauter Gedankenaustausch an der Bande der Adler Arena - dann teilte die 41 Jahre alte Eisschnellläuferin ihre Pläne mit der Öffentlichkeit und beendete alle Spekulation um ein baldiges Karriereende. "Warum soll ich denn jetzt Schluss machen? Das legen mir immer so viele nahe - ich mache weiter!", sagte Pechstein, nachdem ihre Medaillen-Mission bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi endgültig gescheitert war. Im ZDF fügte sie hinzu: "Ich denke weiter olympisch, nämlich an Pyeongchang 2018."

Im 5000-m-Rennen musste sich die streitbare Berlinerin am Mittwoch in 6:58,39 Minuten mit dem fünften Platz zufrieden geben. Doch während ihr Scheitern im ersten Versuch als Vierte über 3000 m noch für Tränen gesorgt hatte, blieb Pechstein dieses Mal erstaunlich gelassen. Kurz nach dem Zieleinlauf schon lächelte sie und winkte ins Publikum, ehe es sie in die Arme von Große trieb.

Zu vorhersehbar war es auch für Pechstein, dass sie an die Zeit der wie in Vancouver siegreichen Tschechin Martina Sablikova (6:51,54) oder der zweitplatzierten Ireen Wüst (Niederlande/6:54,28) nicht heranlaufen würde. Auch Bronze durch Wüsts Teamkollegin Carien Kleibeuker (6:55,66) war außer Reichweite - eigentlich von Vornherein.

Vierter Rang: Claudia Pechstein enttäuscht
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Foto: dpa, hak

"Ich bin wieder beste Deutsche"

"Es war ein gutes Rennen. Ich bin wieder beste Deutsche, ich bin zufrieden", sagte Pechstein, die knapp sechs Sekunden schneller als noch bei der WM im Vorjahr an gleicher Stelle gewesen war. "Es war unter sieben Minuten, das hätte ich nicht unbedingt gedacht. Ich habe mein Bestes gegeben", sagte sie. Der fünfte Platz sei gut.

Pechstein, die im Vorfeld angesichts des ungeliebten Arbeiter-Eises in der Adler Arena am Schwarzen Meer die Erwartungen gedämpft hatte, begann schnell, vielleicht zu schnell - denn sie verlor nach gut der Hälfte des Rennens immer mehr an Tempo. "Wenn du siehst, wie alle anderen laufen, muss man hier schnell angehen. Schön, dass die Holländer mal nicht gewonnen haben", erklärte Pechstein.

Das Rennen war für Pechstein auch ein Duell der Generationen. Sablikova (26), Wüst (27) oder die viertplatzierte Russin Olga Graf (30) waren noch Kinder, als Pechstein 1992 in Albertville mit Bronze über 5000 m ihre erste Olympia-Medaille gewann. Die fast auf den Tag genau 19 Jahre jüngere Nauta (22), gegen die Pechstein im letzten Lauf antrat, war nicht einmal geboren. Dass Pechstein, die am Samstag ihren 42. Geburtstag feiert, überhaupt noch konkurrenzfähig war, verlangt Respekt. "Die Alte musste wieder herhalten", sagte Pechstein.

Ein historisches Debakel

Dass sie in ihrem Alter die größte deutsche Medaillenhoffnung in Sotschi war, belegt, wie kritisch die Lage bei der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG) ist. Die deutschen Kufenflitzer sind erstmals seit 50 Jahren bei Olympia komplett leer ausgegangen - ein historisches Debakel. In die Verhandlungen über künftige Fördermittel geht der chronisch klamme Verband angesichts des schwachen Abschneidens mit einer schweren Hypothek, es drohen Kürzungen. Der Medaillenkorridor sah zwei bis drei Medaillen vor.

"Es ist bitter. Bei den Herren haben wir ein paar gute Impulse gesetzt, bei den Damen gab es nur wenige Lichtblicke. Da haben wir nicht so gut ausgesehen", sagte DESG-Sportdirektor Günter Schumacher. Pechsteins Karrierepläne sind für die DESG Fluch und Segen zugleich. Zwar behält der Verband seine erfolgreichste Athletin, Ruhe einkehren dürfte im Dauerstreit zwischen Pechstein und Beckert aber vorerst nicht. "Wir müssen uns mit dem Thema beschäftigen. Ich bin überzeugt, dass es klappt", sagte Schumacher.

Die 25-jährige Beckert rief ihr Potenzial erneut nicht ab. Die formschwache Erfurterin musste sich in 7:07,79 Minuten mit dem achten Platz begnügen - viel zu wenig für die zweifache Olympia-Zweite von Vancouver 2010. Pechstein konnte sich einen Seitenhieb nicht verkneifen. "Die anderen Leistungen waren ja dramatisch", sagte sie dem ZDF.

(sid)
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