Medaillenjagd Bob-Anschieber Kevin Kuske vor seinem vierten Olympia-Streich

Krasnaja Poljana · Kevin Kuske gilt als einer der schnellsten Anschieber im Bobsport. Sein Rekord über 30 Meter liegt bei 3,69 Sekunden – schneller als Usain Bolt beim Olympia-Finale 2008 über diese Distanz. In Sotschi will der Modellathlet seine olympische Karriere krönen.

 Nach dem Rücktritt seines ehemaligen Piloten André Lange wechselte Kevin Kuske (hinten) zum routinierten Thomas Florschütz (vorne).

Nach dem Rücktritt seines ehemaligen Piloten André Lange wechselte Kevin Kuske (hinten) zum routinierten Thomas Florschütz (vorne).

Foto: dpa, nic

Kevin Kuske gilt als einer der schnellsten Anschieber im Bobsport. Sein Rekord über 30 Meter liegt bei 3,69 Sekunden — schneller als Usain Bolt beim Olympia-Finale 2008 über diese Distanz. In Sotschi will der Modellathlet seine olympische Karriere krönen.

Das sportliche Erfolgs-Gen bekam Kevin Kuske von seinen Eltern. Mutter Roswitha war eine exzellente Hürdensprinterin in der DDR, Vater Norbert Speerwerfer - ideale Voraussetzungen für Sprössling Kevin, der es als austrainierter, muskulöser Bob-Anschieber auf 116 Kilogramm bringt. Mit vier Olympiasiegen und einer Silbermedaille ist er zusammen mit seinem ehemaligen Piloten André Lange der viertbeste Winter-Olympionike in Deutschland. Mit einer Medaille in Sotschi würde er an dem zurückgetretenen Lange vorbeiziehen.

"Kämpfen tut man immer um eine Medaille. Gerade weil die Saison so schlecht lief und man die Geräte hier auf der Bahn besser in den Griff kriegt", sagte Kuske. "Komischerweise bin ich bei diesen Olympischen Winterspielen relativ locker und gelassen, mache mir erstmal keinen Druck." Über eine Medaille denke man erstmal nicht nach. "Aber wer mich kennt weiß genau, wenn man alles gibt, will ich auch so ein Ding haben." Die goldenen Stationen des Potsdamers im Überblick:

Salt Lake City 2002: Gold im Überraschungs-Vierer

Beim gemeinsamen Olympia-Debüt mit Pilot Lange überraschte die Crew die komplette Weltelite und setzte die deutsche Siegesserie in der Königsklasse nach den Erfolgen von Harald Czudaj 1994 und Christoph Langen 1998 fort. Der Weltmeister von 2000 verwies nach vier Läufen die amerikanischen Gastgeber-Teams von Todd Hays und Brian Shimer deutlich auf die Plätze.

Turin 2006: Doppel-Gold mit Turn-Einlage

Der Erwartungsdruck auf Seriensieger André Lange und seiner Crew war enorm. Schaffen die Oberhofer 22 Jahre nach den olympischen Doppel-Coup von Vorgänger Wolfgang Hoppe das Unmögliche? Im kleinen Schlitten gab es die erste Schrecksekunde. Kuske griff kurz nach dem Start des zweiten Laufes ins Leere und verlor das Gleichgewicht. Nur mit viel Geschick konnte er sich akrobatisch noch in den Bob - und am Ende Gold - retten. Im Viererbob ließ sich Lange auch nicht vom Schneegestöber abhalten und holte das zweite Gold von Turin.

Vancouver 2010: Erst Zweierbob-Gold und dann Silber-Jubel

Mit dem gemeinsamen vierten Olympia-Gold raste das Zweierbob-Duo Lange/Kuske auf der schwierigen Hochgeschwindigkeitsbahn in Whistler in den Bob-Olymp. Während der siegreiche Pilot Lange sofort eine "Hopfenkaltschale" zu sich nahm, genoss der ohne Alkohol auskommende Kuske den Erfolg eher ruhig. Als er mit seinem Oberhofer Team im Viererbob-Wettbewerb in einem furiosen Finallauf den Kanadiern um eine Hundertstelsekunde Silber wegschnappte, flippte er dann völlig aus. Der Sieg ging an den überragenden US-Piloten Steven Holcomb.

Sotschi 2014: Kuske erstmals ohne Lange, aber mit Medaillenchancen

Nach dem Rücktritt des erfolgreichsten Piloten der Welt wechselte Kuske zum routinierten Thomas Florschütz. Zuvor hatte er mit dem Oberhofer Lange-Nachfolger Maximilian Arndt WM-Silber 2012 im Zweierbob und Bronze im Viererbob geholt. Während Arndt seine Paradedisziplin eher in der Königsklasse hat, kann Florschütz in Sotschi in beiden Disziplinen um die Medaillen mitfahren. Das weiß auch Kuske. Denn beim vor-olympischen Test beim Weltcupfinale vor einem Jahr landete Florschütz in beiden Disziplinen jeweils auf Rang zwei. Damals war der starke Kuske aber noch nicht mit an Bord.

(dpa)
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