"Besser als erwartet" Athleten loben Stimmung bei Olympia

Sotschi · Trotz der Zuschauerlücken auf den Tribünen fühlen sich die deutschen Sportler in Sotschi pudelwohl. Die Stimmung sei "besser als erwartet".

 Die Stimmung in Sotschi ist nach Angaben der Athleten nicht so schlecht wie sie dargestellt wird.

Die Stimmung in Sotschi ist nach Angaben der Athleten nicht so schlecht wie sie dargestellt wird.

Foto: dpa, msc

Miese Stimmung in Sotschi? Die deutschen Olympia-Teilnehmer können das Gerede von der schlechten Atmosphäre bei "ihren" Winterspielen nicht mehr hören. Volksfeste mit Musik, riesige Bierzelte und Fan-Massen wie 1994 in Lillehammer oder zuletzt 2010 in Vancouver gibt es in Russland tatsächlich nicht - doch die Stimmung ist deutlich besser als erwartet.

"Das Publikum macht richtig Stimmung"

"Ich dachte im Ziel jedes Mal, dass ich Bestzeit gefahren wäre, so gut war die Stimmung", sagte Rodler Andi Langenhan nach seinem vierten Platz im Einsitzer. Und auch Biathlet Simon Schempp weiß über die Atmosphäre an den Sportstätten nur Positives zu berichten: "Das Publikum macht richtig Stimmung - bei den Russen natürlich etwas mehr, aber das ist okay."

Wie nicht anders zu erwarten, stehen die Spiele von Sotschi im deutlichen Kontrast zum Wintermärchen in Lillehammer, zu den Spielen in Salt Lake City 2002 oder zuletzt Vancouver. Doch auf dieses Szenario haben Experten wie das Schweizer IOC-Mitglied Gian Franco Kasper, zugleich Präsident des Ski-Weltverbandes, schon seit Monaten immer wieder hingewiesen. "Die Bevölkerung ist es nicht gewohnt, Sportveranstaltungen zu besuchen, das sind keine Fans, wenn Sie so wollen", hatte er im SID-Interview gesagt.

Eine Wintersport-Tradition gibt es in Russland nicht, schon gar nicht am Schwarzen Meer. "Was in den Alpen 150 Jahre gewachsen ist, muss in Sotschi in sieben Jahren entstehen", sagt Kasper. Und wo binnen weniger Jahre ein neues Skigebiet aus dem Boden gestampft wurde, muss auch sportliche Begeisterung erst wachsen. "Es waren aber deutlich mehr Zuschauer als erwartet. Obwohl das Gelände schwer zu erreichen ist. Man wurde von der Stimmung geradezu getragen", sagte Ski-Langläuferin Claudia Nystad.

Das emotionale Herz der Spiele liegt im Tal. Der Iceberg Skating Palace, der Eislaufpalast in Sichtweite des Schwarzen Meeres, ist immer voll und man berauscht sich an den russischen Läufern um Volksheld Jewgeni Pluschenko. "Als ich auf dem Eis stand, kam der Beifall aus jeder Ecke. Das war unglaublich und sehr sehr bewegend. So etwas habe ich noch nicht erlebt", sagte Pluschenko.

La Ola beim Eisschnelllauf

Und bei den Oranje-Festspielen in der benachbarten Adler-Arena schwappte in den Eispausen La Ola über die Tribünen, Blaskapellen heiterten die Stimmung zusätzlich auf. Russische und niederländische Eisschnellauf-Fans sorgten für eine familiäre Atmosphäre. "Natürlich gibt es Zuschauerlücken, das war in Peking 2008 auch so. Ich glaube aber, dass sich das im Laufe der Spiele erledigen wird", sagte DOSB-Generaldirektor und Chef de Mission Michael Vesper im ARD-Morgenmagazin.

Die neuen Zahlen geben ihm recht: Nach dem mauen Auftakt-Wochenende versammelten sich am Montag rund 20.000 Fans auf der Medals-Plaza im Olympischen Park, um die russische Eiskunstlauf-Equipe, Rodler Felix Loch und das Kombinations-Gold von Maria Höfl-Riesch zu feiern. "Die Stimmung war elektrisch", berichtete IOC-Sprecher Mark Adams.

Maßstäbe setzen die Spiele von Sotschi aber vor allem in Sachen Organisation. "Als wir das erste Mal da waren, standen hier nur Dixie-Klos. Wir haben quasi auf einer Baustelle gelebt. Entsprechend niedrig waren unsere Erwartungen", berichtet Rodler Langenhan: "Aber jetzt ist es wirklich gut. Das Olympische Dort ist klasse, die Volunteers geben sich sehr Mühe, und der Transport ist kaum zu toppen."

Das kann Chef de Mission Vesper nur unterstreichen. "Die Sportanlagen sind alle sehr gut, sehr kompakt. Die meisten Wettkampfstätten sind zu Fuß zu erreichen, das hat es bei Winterspielen so noch nie gegeben", sagte er. Nein, die Olympischen Spiele lassen sich die deutschen Sportler nicht vermiesen.

(sid)
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