Handball: Nationalspieler kommen nicht zur Ruhe Olympia-Stress bremst Brands Freude

Lübeck (sid). WM-Ticket in der Tasche, Olympia-Stress vor Augen: Heiner Brands Freude über den 27:20-Sieg gegen Polen hielt sich in Grenzen. Unmittelbar nach der Qualifikation für die WM 2001 in Frankreich richtete der Bundestrainer in der Lübecker Hansehalle den Blick bereits nach Sydney. "Aufgrund der Terminenge fehlen mir die Einspielmöglichkeiten. Ich habe das akzeptieren müssen, aber das ist eine ganz bittere Geschichte für mich", sagte Brand.

Nur zwei Wochen haben die deutschen Nationalspieler nach der Zusatzschicht gegen den WM-Dritten von 1982 Urlaub, dann beginnt in den Vereinen schon die Vorbereitung auf die Mitte August startende Bundesliga-Saison. Nach fünf Spieltagen bleibt Brand und seinem Team als olympischer Härtetest nur ein Vier-Nationen-Turnier mit Frankreich, Russland und Portugal Ende August im Elsass.

"Eine unmögliche Planung, ein Wahnsinn", kritisierte auch Kreisläufer Christian Schwarzer die Planungen des Deutschen Handball-Bundes (DHB). Der 30-Jährige, der beim Champions-League-Gewinner FC Barcelona unter Vertrag steht, dürfte als einziger Deutscher ausruht nach Sydney fliegen. In Spanien beginnt die Punktspielsaison erst nach Olympia, die Nationalmannschaft bereitet sich ab 10. Juli auf den Saisonhöhepunkt vor. Schwarzer kann daher bis zum Trainingsauftakt in Barcelona (1. August) Urlaub machen.

Allerdings: Brand ist nicht der Typ, der mit seinen Äußerungen einer schwachen DHB-Vorstellung in Sydney Vorschub leisten will: "Ich vertraue meinen Kollegen in den Vereinen, dass die Nationalspieler Ende August gut trainiert zur Nationalmannschaft stoßen. Vielleicht entwickelt sich aus einer kurzen und kompakten Vorbereitung auch ein noch stärkerer Zusammenhalt." Und auch Schwarzer hält es für denkbar, "dass wir bei Olympia zur Überraschungsmannschaft werden und um eine Medaille mitspielen, wenn alle fit sind."

Der ungefährdete Sieg gegen die zweitklassigen Polen vor 2.500 Zuschauern in der ausverkauften Hansehalle war dafür allerdings kein Maßstab. Den meisten Akteuren der Gäste fehlte die internationale Erfahrung, eine echte Chance, den knappen 23:22-Vorsprung aus dem Hinspiel zu verteidigen, hatten sie nie. "Wir haben zu viele eigene Fehler gemacht", sagte Trainer Zygfryd Kuchta.

Nicht spielentscheidend, aber unschön waren die Begleitumstände rund um die Partie in der Hansestadt. Die polnischen Gäste kritisierten Unterbringung und Verpflegung und wiesen darauf hin, dass fest vereinbarte Trainingszeiten nicht eingehalten worden seien. Beim Hinspiel in Bromberg hingegen habe man die deutsche Degelation in einem Vier-Sterne-Hotel gebucht. Coach Kuchta: "Unsere Pension war dagegen eine Bruchbude."

(RPO Archiv)
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