Olympische Spiele in Rio Mut zur Mücke

Rio De Janeiro · Erste Spitzenathleten drohen damit, die Olympischen Spiele in Rio zu boykottieren. Sie haben Angst vor dem Zika-Virus. Die Weltgesundheitsorganisation dagegen beschwichtigt.

Olympia 2016: Die Wettkampfstätten in Rio de Janeiro
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Die Wettkampfstätten von Rio

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Foto: dpa, mr nic wok nic

Pau Gasol hat für sich eine Entscheidung getroffen. "Mit der Gesundheit spielt man nicht", findet der spanische Basketball-Star, der in der nordamerikanischen Profiliga NBA bei den Chicago Bulls engagiert ist. "Zika ist eine viel ernstere und schädlichere Bedrohung, als wir vermuten." Gasol will deshalb nicht an den Olympischen Sommerspielen in Rio de Janeiro (5. bis 21. August) teilnehmen. Die brasilianische Stadt am Zuckerhut gilt als eine der Epizentren des sogenanten Zika-Virus, das durch Mücken übetragen wird. In seiner Haltung wird Gasol von einer Gruppe von 150 Ärzten unterstützt, die unlängst forderten, die Spiele in einem anderen Land auszutragen oder zu verschieben. Rio sei derzeit ein zu unsicheres Pflaster.

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat naturgemäß wenig Interesse an solchen Diskussionen. Die Gesundheitsorganisation WHO sprang dem IOC zur Seite und versuchte, zu beschwichtigen. Es bestehe "keine Gefährdung der öffentlichen Gesundheit, die es rechtfertigen würde, die Olympischen Spiele abzusagen oder zu vertagen". Ähnlich argumentiert der DOSB-Vorstandsvorsitzende Michael Vesper: "Alle Sportler werden optimal medizinisch betreut und sehr gut aufgeklärt. Wir sind zuversichtlich, dass wir dieses Risiko tragen und beherrschen können." Was ihn so sicher macht, darüber übermittelte Vesper allerdings keine gesicherten Erkenntnisse.

Gúbio Soares und Silvia Sardi haben als Erste am 29. April 2015 über die Gefahr berichtet. Die Forscher der Universität Federal da Bahia in Salvador hatten das bis dahin in Brasilien unbekannte Zika-Virus bei einem Patienten festgestellt, ein Bild zeigte einen mit roten Pocken übersäten Bauch. Zunächst versuchten die Forscher noch zu beschwichtigen. Das Zika-Virus sei nicht so schlimm wie Dengue oder Chikungunya, bei denen es immer wieder zu Todesfällen kommt. Da war allerdings noch nicht bekannt, dass Zika gerade für Ungeborene eine ungeheure Bedrohung darstellt. Es kann zu Schädelfehlbildungen und zur Schädigung des Nervensystems kommen.

Brasilien ist das fünftgrößte Land der Welt. Die Fläche, auf der die Moskitoart vorkommt, so wird geschätzt, soll binnen zehn Jahren von 1,5 auf 6,9 Millionen Quadratkilometer gewachsen sein. Das entspricht 81 Prozent der Landesfläche. Die brasilianische Regierung ließ mehr als 200.000 Soldaten ausschwärmen, um mit Insektiziden der Mückenplage Herr zu werden. Das Vorhaben scheiterte allerdings auch daran, dass nicht ausreichend Gift vorhanden war.

Pau Gasol wird nicht der letzte Sportler sein, der seine Bedenken öffentlich vortragen wird. NBA-Stars wie Carmelo Anthony, die Tennis-Weltranglisten-Erste Serena Williams, die US-Fußball-Nationaltorhüterin Hope Solo oder auch der australische Profi-Golfer Marc Leishman haben ebenfalls lautstark darüber nachgedacht, im August nicht nach Rio zu reisen. Viele Sportler können sich einen Boykott schlichtweg nicht leisten. Sie müssen an den Spielen teilnehmen, um nicht aus der Förderung der nationalen Verbände zu fallen - ohne Rücksicht auf Risiken und Nebenwirkungen.

(gic)
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