Kein Olympiastart für Pistorius Vorteile durch hochtechnologisierte Carbon-Prothese

Düsseldorf (RPO). Der Unterschenkel-amputierte Leichtathlet Oscar Pistorius darf nicht bei den Olympischen Spielen in Peking (8. bis 24. August) starten. Diese Entscheidung gab der Weltverband bekannt. Die IAAF berief sich dabei auf ein 30-seitiges Gutachten der Sporthochschule Köln, das nach ausgiebiger Untersuchung des südafrikanischen Sprinters zu dem Schluss gekommen war, dass sich der Paralympics-Gewinner über 100 Meter durch die hochtechnologisierten Carbonprothesen ("Cheetas”) einen zu großen Vorteil verschafft.

So sprintet der beinamputierte Oscar Pistorius
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Laut IAAF-Regel 144.2 dürfen Behinderte mit künstlichen Hilfsmitteln nicht zu offiziellen Wettbewerben der Nichtbehinderten antreten. Pistorius hatte der IAAF deshalb vorgeworfen, "keinen Respekt vor Behinderten” zu zeigen. Pistorius wurde ohne Wadenbeine geboren. Mit elf Monaten wurden ihm die Beine knieabwärts amputiert.

Der 21-Jährige wird nun den Obersten Sportgerichtshof CAS in Lausanne anrufen. Dies kündigte sein Manager Peet van Zyl an: "Wir sind natürlich sehr enttäuscht und müssen mit der IAAF reden. Mit unseren Anwälten werden wir nun überlegen, wie wir vorgehen, um dagegen Einspruch zu erheben.”

Pistorius hatte bereits vor der Entscheidung erklärt, er wolle notfalls vor den CAS gehen. "Ich fühle, es ist meine Verantwortung, für mich und alle behinderten Athleten die Entscheidung auf dem höchsten Level zu suchen, um bei Olympia und den Paralympics zugleich starten zu können”, meinte der Student der Betriebswirtschaftslehre.

Mit dem Beschluss der IAAF war in Expertenkreisen bereits gerechnet worden. Oscar Pistorius, der von sich selbst sagt, er sei "der schnellste Mann mit keinen Beinen”, war am 12. und 13. November zu Tests an der Sporthochschule. Der Kölner Biomechanik-Professor Gert-Peter Brüggemann meinte anschließend: "Er hat erhebliche Vorteile gegenüber von uns getesteten Vergleichssportlern ohne Prothesen, das waren mehr als ein paar Prozentpunkte. Ich hätte das nicht so deutlich erwartet.”

Laut der Studie benötigt Pistorius in der Beschleunigung aufgrund der Rückfederung der Prothesen rund 25 Prozent weniger Energie als ein Sportler ohne Prothesen. Durch die Federung sei die rückfließende Energie bei Maximalgeschwindigkeit dreimal so hoch wie durch ein Sprunggelenk. In der Startphase betrage der Energieverlust bei einer Prothese 9,3 Prozent, beim Sprunggelenk jedoch 41,4 Prozent. Bei den Tests war der Südafrikaner gegen fünf Athleten angetreten, die über 400 m ein vergleichbares Leistungsniveau aufwiesen.

Pistorius-Manager Peet van Zyl äußert jedoch Zweifel an den Ergebnissen der Studie: "Wir haben sie an Experten in den USA weitergereicht. Sie haben uns gesagt, dass nicht genügend Faktoren berücksichtigt worden seien. Wir glauben, dass mehr Tests notwendig sind.”

Pistorius, dessen Bestzeit über die Stadionrunde bei 46,34 Sekunden steht, durfte per Ausnahmegenehmigung im Juli 2007 beim Golden-League-Meeting in Rom starten und wurde dort Zweiter im B-Lauf (46,90). Bei einem Meeting im britischen Sheffield wurde er wenige Tage später wegen Verlassens der Bahn disqualifiziert.

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