Überblick Von Owens bis Bolt: Momente der Olympischen Spiele
Zum ersten Mal messen Sportler aus aller Welt vom 5. bis 21. August 2016 in Rio de Janeiro bei Olympischen Spielen in Südamerika ihre Kräfte. Die olympische Geschichte ist bereits reich an bewegenden Momenten, Emotionen, Rekorden und Bestmarken. Wir geben einen Überblick über Sternstunden und dunkle Tage bei den Sommerspielen der vergangenen Jahrzehnte.
Jesse Owens (1936)
Die Nationalsozialisten missbrauchen Olympia als gigantische Propaganda-Schau. Doch ausgerechnet Jesse Owens, der als Schwarzer nicht ins rassistische Weltbild der deutschen Führung passt, wird mit seinen vier Goldmedaillen zur sportlichen Symbolfigur der Nazi-Spiele. Und das vor laufenden Kameras: Das Fernsehen feiert in Berlin ebenso Premiere wie der olympische Fackellauf. Die Aufrüstung im Dritten Reich wird auch im Sport dokumentiert: Mit 33 Gold-, 26 Silber- und 30 Bronzemedaillen hängen die Deutschen die USA (24/20/12) klar ab.
Tommie Smith / John Carlos (1968)
Das amerikanische Sprinter-Duo sorgt nach einem Triumph über 200 Meter für eine der bekanntesten Protestaktionen des 20. Jahrhunderts. Bei der Siegerehrung senkten Smith (Gold) und Carlos (Bronze) ihre Köpfe und hoben jeweils eine mit einem schwarzen Handschuh bekleidete Faust. Das Duo symbolisierte den "black pride", Olympiasieger Smith sagte später: "Wenn ich siege, bin ich Amerikaner, kein schwarzer Amerikaner. Aber wenn ich etwas Schlechtes mache, sagen sie, ich sei ein Neger. Wir sind schwarz und wir sind stolz darauf." Auf dem Podium in Mexiko-Stadt wurden sie vom Publikum ausgebuht.
Marc Spitz / Terror (1972)
"The games must go on", ruft IOC-Präsident Avery Brundage (USA) einer erschütterten Welt bei der eindrucksvollen Trauerfeier für die zwölf Opfer des palästinensischen Terroranschlags auf das israelische Quartier im Olympischen Dorf zu. Doch die heiteren, beschwingten Spiele von München sind in Blut ertränkt. Dabei hatten die Deutschen einen sympathischen Kontrast zur Nazi-Show 36 Jahre zuvor gesetzt. Mark Spitz drückt den Spielen sportlich seinen Stempel auf: Der US-Schwimmer gewinnt siebenmal Gold.
Ben Johnson (1988)
Ben Johnson ist der erste ganz große Betrüger der olympischen Geschichte. Der Kanadier wird nach dem triumphalen 100-Meter-Sieg in 9,79 Sekunden des Dopings überführt - der Weltrekord wird aberkannt und Gold geht im Nachhinein an den Amerikaner Carl Lewis.
Hans Günter Winkler und Halla (1956)
Halla lebt allein unter Kühen auf einer Weide, bis die Stute Hans Günter Winkler begegnet. Der Rest der Geschichte ist ewig junge Legende. Halla trägt ihren verletzten und vor Schmerzen fast besinnungslosen Reiter 1956 in Stockholm fehlerfrei über 13 Hindernisse zum Gold. "Sie kannte immer ihren Weg", sagt Winkler über Halla.
Dream Team (1992)
Die aufgehobene Amateur-Regel sorgt dafür, dass die US-Basketballer 1992 in Barcelona erstmals in Bestbesetzung antreten konnten. Das "Dream Team" ist gespickt mit Stars wie Michael Jordan, Magic Johnson und Larry Bird und gewinnt beim Turnier jede Partie mit mindestens 32 Punkten Unterschied. Die Gegner holen sich teilweise in der Halbzeit Autogramme, die US-Trainer nehmen im kompletten Turnier nicht eine einzige Auszeit. 2010 wird die Mannschaft in die Basketball Hall of Fame aufgenommen.
Steffi Graf (1998)
Ihren größten Erfolg feiert Steffi Graf 1988: Die deutsche Tennis-Legende gewinnt nach Australian Open, French Open, Wimbledon und US Open auch das olympische Turnier und erringt damit den bis heute einmaligen "Golden Slam".
Matthew Emmons (2004)
In Athen 2004 schießt Matthew Emmons mit dem Kleinkalibergewehr im Dreistellungskampf im letzten Versuch auf die falsche Scheibe und verpasste das sicher geglaubte Gold. Auch vier Jahre später in Peking verfehlt er erneut im letzten Anlauf sein großes Ziel, schafft nur eine 4,4. Der zweitschlechteste Schuss im Finale ist eine 7,7. 2008 fällt er auf den vierten, 2004 auf den letzten Finalplatz zurück. Da ist Trost von seiner Frau Katharina Emmons angebracht. Immerhin: im liegenden Anschlag mit dem Kleinkaliber holt Emmons 2004 Gold.
Usain Bolt (2008)
Drei Starts, drei Goldmedaillen, drei Weltrekorde: Usain Bolt wird zum großen Star der Spiele in Peking, obwohl der Schwimmer Michael Phelps mit acht Titeln für ein Novum in der olympischen Geschichte sorgt. Der Jamaikaner Bolt gewinnt die 100 Meter in 9,69 Sekunden und jubelt bei der Königsdisziplin schon vor dem Zieleinlauf. Nur vier Tage später fällt über die 200 Meter der Fabel-Weltrekord von Michael Johnson (19,32), den Bolt knapp unterbietet (19,30). Staffel-Gold mit Jamaika wird zur Formsache, auch mit seinen Kollegen stellt Bolt eine neue Bestmarke auf.
Mohammed "Mo" Farah (2012)
Bei den Spielen von London trumpfen die britischen Athleten groß auf und werden hinter den USA und China zur drittstärksten Nation mit insgesamt 29 Goldmedaillen. Eines der Gesichter der Gastgeber ist Mo Farah. Der gebürtige Somalier gewinnt, angepeitscht von frenetischen Fans im Olympiastadion, die Langstrecken-Titel über 5000 und 10.000 Meter.
Andy Murray (2012)
Großes gelingt auch Andy Murray. Der Schotte bezwingt auf dem "heiligen Rasen" von Wimbledon Roger Federer und wird Olympiasieger - nur ein Jahr später gewinnt Murray endlich auch das Wimbledon-Turnier.