Tokio 2021 Sportler-Proteste bei Olympischen Spielen in gewissem Rahmen erlaubt

Tokio · Den Athletinnen und Athleten bei den Olympischen Sommerspielen in Tokio sind Proteste oder politische Meinungsäußerungen eingeschränkt gestattet. Wie das Internationale Olympische Komitee am Freitag bekannt gab, hat die Exekutive des IOC eine umstrittene Regel gelockert.

 Arbeiter tapezieren eine Wand des Nationalstadions, auf der "Tokyo 2020" geschrieben steht.

Arbeiter tapezieren eine Wand des Nationalstadions, auf der "Tokyo 2020" geschrieben steht.

Foto: dpa/Eugene Hoshiko

Protestierende Sportler haben bei den Olympischen Spielen künftig mehr Spielraum. Das Internationale Olympische Komitee hat seine Regel 50.2 der Olympischen Charta etwas aufgeweicht, so dass Aktive zukünftig und damit auch bei den am 23. Juli beginnenden Sommerspielen in Tokio in der Wettkampfstätte vor ihrem Wettkampf protestieren können.

Damit könnten zum Beispiel Fußballer auch in Tokio vor Anpfiff eines Spiels auf ein Knie gehen - als Zeichen ihrer Unterstützung der Black-Lives-Matter-Bewegung und gegen rassistische Diskriminierung. Das gab es bei der EM mehrmals, unter anderem vor dem EM-Achtelfinale der englischen und deutschen Nationalmannschaft im Wembley-Stadion.

Wie das IOC am Freitag mitteilte, kann protestiert werden, solange die Prinzipien des Olympismus eingehalten werden, es sich „nicht direkt oder indirekt gegen Menschen, Länder, Organisationen und/oder ihre Würde richtet“ und andere Sportler nicht in ihrer Vorbereitung gestört werden. Politische Meinungsäußerungen während Siegerehrungen, der Eröffnungs- oder Schlussfeier bleiben aber weiter untersagt.

Das bedeutet, dass zum Beispiel ein Protest mit erhobener Faust auf dem Podium wie bei der geschichtsträchtigen 200-Meter-Medaillenvergabe 1968 durch die Amerikaner Tommy Smith und John Carlos verboten bleibt. Das IOC lehnte es ab, seine Regel 50 ganz zu streichen, die „keine Art von Demonstration oder politischer, religiöser oder rassistischer Propaganda in den olympischen Stätten, Austragungsorten oder anderen Bereichen“ erlaubt.

Die neue Regelauslegung ist das Ergebnis eines Konsultationsprozesses mit rund 3500 Aktiven. Sie können auch in den Mixed-Zonen, bei Mediengesprächen und Pressekonferenzen sowie auf Social Media ihre Meinung kundtun. Aber „wenn sie ihre Meinung äußern, wird von den Athleten erwartet, dass sie die geltenden Gesetze, die olympischen Werte und ihre Mitsportler respektieren“, teilte das IOC mit.

„Während die Richtlinien den Athleten neue Möglichkeiten bieten, sich vor den Wettkämpfen zu äußern, bewahren sie die Wettbewerbe auf dem Spielfeld, die Zeremonien, die Siegerehrungen und das Olympische Dorf. Das war der Wunsch einer großen Mehrheit der Athleten in unserer globalen Konsultation“, sagte die Vorsitzende der IOC-Athletenkommission, Kirsty Coventry.

(stja/dpa/sid)
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