„Jetzt packen wir es gemeinsam an“ Weikert ist neuer DOSB-Präsident

Weimar · Thomas Weikert ist zum neuen DOSB-Präsidenten gewählt worden. Auf den 60-Jährigen wartet eine Mammutaufgabe: Er übernimmt einen Verband im Krisenmodus.

 Thomas Weikert.

Thomas Weikert.

Foto: dpa/Marius Becker

Thomas Weikert kam aus dem Händeschütteln gar nicht mehr heraus, immer wieder musste der neue DOSB-Präsident für Siegerfotos posieren. Der 60 Jahre alte Anwalt steht seit Samstag an der Spitze des deutschen Sports. Bei der Mitgliederversammlung in Weimar setzte er sich mit 361 von 417 gültigen Stimmen gegen seine Konkurrentin Claudia Bokel (56 Stimmen) durch. Auf den früheren Tischtennis-Weltverbandschef wartet nun eine Mammutaufgabe.

Der Nachfolger des umstrittenen Alfons Hörmann muss den schwer beschädigten Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) aus der Krise führen. "Das ist ein Zeichen, dass wir in Zukunft die Einheit wiederherstellen wollen", sagte Weikert nach seiner Wahl mit Blick auf das deutliche Votum: "Ich bin ein bisschen überwältigt, man wird ja nicht jeden Tag DOSB-Präsident. Jetzt packen wir es an, dann kommen wir auch voran."

Seine Vorstellungsrede hielt Weikert einige Minuten zuvor schon im Präsidialton. "Die Zukunft von Deutschland braucht Sport, aber auch Sport in Deutschland braucht eine Zukunft", sagte er. Alle unter dem Dach des DOSB, sagte er, seien verantwortlich, "dass von der heutigen Mitgliederversammlung ein Zeichen des Aufbruchs für den gesamten deutschen Sport ausgeht."

Weikert, der zunächst nur für ein Jahr gewählt wurde, hat sofort zahlreiche Herausforderungen zu meistern. In seiner Rede fasste der neue Präsident die Baustellen in vier Punkten zusammen. So brauche der Sport eine Stimme, "die im politischen Berlin wieder deutlich gehört wird." Zudem müsse man "die Vielfalt und Einheit des Sports wieder stärken" und "in allen Bereichen klare und gemeinsame Ziele für eine bessere Zukunft" entwickeln. Mit Blick auf das bewegte Jahr 2021 wolle Weikert zudem einen "modernen, glaubwürdigen und integren DOSB bauen."

Als Vizepräsidenten und Vizepräsidentinnen wurden Bahnrad-Olympiasiegerin Miriam Welte, die zwölfmalige Paralympics-Siegerin Verena Bentele, Kerstin Holze (Vorstandsvorsitzende der Deutschen Kinderturn-Stiftung), Oliver Stegemann (Präsident des Sportakrobatik-Bundes) und der CSU-Politiker Stephan Mayer gewählt. Mayer war ursprünglich von der zuständigen Findungskommission für das Präsidentenamt vorgeschlagen worden, zog jedoch später zurück.

Bei der aus Gründen des Infektionsschutzes verkürzten Mitgliederversammlung fehlte Hörmann indessen. Er hatte zuletzt mit den Folgen einer Corona-Infektion zu kämpfen. Ein leiser Abschied nach acht Jahren im Amt wurde es dennoch nicht: Der 61-Jährige teilte über die Allgäuer Zeitung noch einmal gegen seine Kritiker aus - Hörmann sieht sich weiter als Opfer einer Intrige.

"Es liegen uns umfangreiche Hinweise und Belege dafür vor, dass es sich um einen ganz gezielten Umsturz an der gesamten Spitze des DOSB handelte", wurde Hörmann in der Samstagausgabe seiner Heimatzeitung zitiert. Die zuständige Ethikkommission hatte die Präsidiumsneuwahl empfohlen, nachdem am 6. Mai ein anonymer Brief öffentlich geworden war, demzufolge unter Hörmanns Führung eine "Kultur der Angst" im DOSB geherrscht haben soll.

Im Zuge des Affäre war schließlich auch der Rückzug der Vorstandsvorsitzenden Veronika Rücker zum Jahresende beschlossen worden. Diese Lücke will Weikert schnellstmöglich schließen. "Ich will mich jetzt nicht selbst unter Druck setzen, aber ich bin zuversichtlich, dass das in den nächsten vier bis sechs Wochen passiert", so Weikert. Er habe, wie er sagte, bereits "Namen im Kopf", jedoch gehe Weikert davon aus, "dass wir keinen vollständig neuen Vorstand bekommen". Aktuell gehören Dirk Schimmelpfennig (Leistungssport), Thomas Arnold (Finanzen) und Christina Gassner (Sportjugend) neben Rücker dem Vorstand an.

(sid/old)
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