„Taktieren gehört zu seinem Geschäft“ Reaktionen zur Wiederwahl von IOC-Präsident Thomas Bach
Thomas Bach wurde als Präsident des IOC wiedergewählt und zeigte sich ob des Zuspruchs zu Tränen gerührt. Doch nicht alle haben die Wiederwahl ohne Gegenkandidaten als ausnahmslos Positiv aufgefasst. Wir haben einige Reaktionen gesammelt.
Thomas Bach (IOC-Präsident): „Für mich ist es wirklich überwältigend, vor allem, wenn ich daran denke, wie zahlreich die Reformen und wie schwer die Entscheidungen waren. Ich danke Ihnen von ganzem Herzen für dieses überwältigende Ergebnis, das für Vertrauen und Zuversicht spricht. Das berührt mich zutiefst und macht mich zugleich demütig. Inzwischen kennen Sie mich gut genug, um zu wissen, dass ich zukunftsgerichtet bin und weiter ehrgeizige Ziele mit Ihnen erreichen will - auch nach der Corona-Pandemie.“
Alfons Hörmann (Präsident des Deutschen Olympischen Sportbund DOSB): "Wir gratulieren Thomas Bach zur beeindruckenden Wiederwahl und wünschen ihm für die wohl schwierigste Managementaufgabe des Weltsports viel Fortune und wertvolle Wegbegleiter an seiner Seite. Die Herausforderungen während und nach der aktuellen Coronakrise werden erkennbar groß und erfordern eine hochprofessionelle Führung des IOC."
Johannes Vetter (Speerwurf-Weltmeister von 2017 und Mitfavorit bei den Olympischen Spielen von Tokio 2020): "Glückwunsch an Thomas Bach. Aber jetzt muss der volle Fokus auf einer sauberen Ausrichtung der Olympischen Spiele, auf verschärften weltweiten Dopingkontrollen sowie auf dem Bereitstellen eines optimalen Hygienekonzeptes liegen. Außerdem brauchen wir ein faires Qualifikationssystem vor allem für die Sportarten, bei denen sich die Wettkämpfe aufgrund der Coronalage als besonders schwierig erweisen."
Dagmar Freitag (Vorsitzende im Sportausschuss des Deutschen Bundestages): "Ich habe mir den größten Teil dieser Veranstaltung live angesehen. Was für eine Veranstaltung ...! Nachfragen an die Vorsitzenden unterschiedlichster Kommissionen? Keine. Dafür ganz große und hehre Worte: ... "to make the world a better place". Wie soll das funktionieren, wenn die mächtigste Sportorganisation der Welt sich regelmäßig an die Seite von Autokraten stellt und zu Menschenrechtsverletzungen aber in aller Regel schweigt? Dopingskandale unfassbaren Ausmaßes elegant wegmoderiert? Und gleichzeitig für sich in Anspruch nimmt, dass der oberste Anspruch des IOC sein müsse, saubere Athlet*innen zu schützen? Ich bezweifle, dass Bach in den verbleibenden vier Jahren die wirklich kritischen Themen anpackt. Taktieren gehört zu seinem Geschäft. Das gilt auch für die Spiele in Tokio. Die Verschiebung geht auf den Druck der Athlet*innen und einiger NOKs zurück. Wenn die Spiele nun in diesem Sommer stattfinden können, werden sie organisatorisch eine Herkulesaufgabe sein."
Thomas Weikert (Präsident des Tischtennis-Weltverbandes ITTF): "Gratulation und Glückauf an Thomas Bach, der die politisch heikelste und komplexeste Aufgabe zu bewältigen hat, die es im Weltsport und in der Politik überhaupt gibt. Die Spannungen in der politischen Welt spiegeln sich ja auch im globalen Sport, und der IOC-Chef muss sie zu moderieren versuchen. Als Präsident der ITTF, mit mehr als 220 Mitgliedsnationen einer der größten Sportverbände der Welt, kann ich recht gut einschätzen, was da auf ihn zukommt."
Johannes Herber (Geschäftsführer Athleten Deutschland): "Wir gratulieren Herrn Dr. Thomas Bach zu seiner Wiederwahl. Die Reformen, die er bereits zu Beginn seiner letzten Amtszeit angekündigt hat, müssen sich jetzt in Ergebnissen wiederfinden. Es geht um nicht weniger, als die Zukunftsfähigkeit der olympischen Bewegung sicherzustellen. Dafür muss das geringe Vertrauen in den Weltsport aufgebaut und die Glaubwürdigkeit seiner Organisationen gestärkt werden. Die Athletinnen und Athleten dürfen nicht nur rhetorisch in den Mittelpunkt der olympischen Bewegung gestellt werden, vielmehr muss sich diese Haltung in echter Teilhabe und Mitbestimmung ausdrücken."
Horst Seehofer (Innenminister): „Nachhaltigkeit, Integrität und die Achtung der Menschenrechte, für diese Werte tritt Thomas Bach innerhalb der olympischen Bewegung ein. Ich wünsche ihm auf diesem Weg gutes Gelingen und sage ihm unsere tatkräftige Unterstützung zu."