Schwimmen und Rollstuhlbasketball Deutschland gewinnt Silber und Bronze
Paris · Gina Böttcher hat zum Abschluss der Schwimm-Wettkämpfe bei den Spielen in Paris ihre erste Paralympics-Medaille geholt. Auch die Rollstuhlbasketballer jubeln über die erste Medaille seit 32 Jahren.
Gina Böttcher hat zum Abschluss der Schwimm-Wettkämpfe bei den Spielen in Paris ihre erste Paralympics-Medaille geholt. Die 23-Jährige schwamm in der Startklasse S4 über 50 m Rücken zu Silber und feierte in 51,40 Sekunden den größten Erfolg ihrer Karriere. Lediglich Alexandra Stamatopolou (50,12) war schneller, Böttchers Teamkollegin Tanja Scholz hatte ihren Start kurzfristig wegen Krankheit absagen müssen.
Für die deutschen Schwimmer war es in der Arena la Defense die zehnte Medaille. Insgesamt gab es viermal Gold, dreimal Silber und dreimal Bronze. Eine höhere Gesamtzahl der Medaillen gab es zuletzt in London mit zwölfmal Edelmetall, eine bessere Goldausbeute gab es zuletzt 2004 in Athen mit fünf.
Scholz hatte nach ihrer Goldmedaille über 150 m Lagen sowie Silber über 50 m Freistil auf einen Start auf ihrer Nebenstrecke erkältungsbedingt verzichtet. „Eine magische Zeit geht zu Ende. Alle meine Erwartungen wurden übertroffen“, schrieb sie nach ihrer Absage bei Instagram. Sie habe schon am Freitag im Vorlauf über 50 m Freistil gemerkt, „dass mein Körper nicht mehr kann“. Nach Silber habe sie dann „völlige mentale Überforderung gespürt, aber im positiven Sinne“.
Böttcher, die Medaillensammlerin
Böttcher war im April diesen Jahres dreimal Europameisterin geworden, im Vorjahr hatte sie drei WM-Medaillen gesammelt. Die Potsdamerin kam ohne Unterarme und Unterschenkel zur Welt. Im Dänemark-Urlaub 2013 wäre sie bei einem Ausflug fast ertrunken, mied daraufhin jahrelang das Wasser. Doch in der achten Klasse überwand sie sich im Schulunterricht und probierte sich im Becken - entwickelte dort ihre große Leidenschaft.
Verena Schott landete über die 100 m Rücken in der Startklasse S6 in 1:31,71 Minuten auf Rang sieben und verpasste nach krankheitsbedingter Pause in der Vorbereitung auch im letzten Rennen eine Medaille.
Rollstuhlbasketballer gewinnen Bronze
Die Mannschaft von Bundestrainer Michael Engel bezwang im kleinen Finale Kanada dank einer furiosen zweiten Halbzeit mit 75:62 (27:35) und holte sich nach Silber in Barcelona 1992 nun mit Bronze das zweite Edelmetall überhaupt. In der Pariser Bercy Arena war der überragende Thomas Böhme mit 36 Punkten der Matchwinner.
„Thommy ist der MVP“, rief Mitspieler Aliaksandr Halouski durch die Mixed Zone. „Jetzt wissen wir, wofür wir das die letzten Jahre alles getan haben. Die ganze Arbeit zahlt sich in so einem Moment extrem aus. Das ist brutal“, sagte Alexander Budde. Es sei eine „taktische Meisterleistung“ gewesen. „Wir haben immer dran geglaubt und nie gedacht, dass es schon verloren ist.“
In der Vorrunde noch chancenlos
Noch in der Vorrunde war das deutsche Team beim 52:68 gegen Kanada chancenlos. Diesmal reichte es, obwohl die Mannschaft den mit 31 Zählern auftrumpfenden kanadischen Superstar Patrick Anderson erst im zweiten Durchgang in den Griff bekam. Das Team D war erstmals seit Barcelona überhaupt wieder unter den besten vier, bei Weltmeisterschaften war gar noch nie der Einzug in ein Halbfinale gelungen.
Schon nach drei Minuten lag Deutschland 2:9 zurück, Engel nahm nach dem Fehlstart eine Auszeit. Danach stabilisierte sich die Mannschaft, kam aber im ersten Durchgang wegen einer zu schwachen Wurfquote nicht wirklich näher heran. Stattdessen saß auf der Gegenseite fast jeder Wurf von Anderson, lediglich Böhme hielt einigermaßen dagegen.
Im dritten Viertel stabilisierte sich das Team D in der Defense und nutzte vorne seine Chancen. Vor dem Schlussabschnitt betrug der Rückstand nur noch einen Zähler. Neun Minuten vor dem Ende ging die Mannschaft erstmals in Führung, zog sogleich mit einem 12:0-Lauf davon. Böhme traf nun aus allen Lagen und spielte sich in einen Rausch.