Medaillenflut am Dienstag Zeyen und Majunke holen Gold – insgesamt acht Medaillen für deutsche Radsportler
Update | Tokio · Die deutschen Radsportler und Radsportlerinnen haben am Dienstag die Bilanz der deutschen Mannschaft bei den Paralympics mächtig aufgebessert und insgesamt acht Medaillen gewonnen – darunter zweimal Gold.
Handbikerin Annika Zeyen hat bei den Paralympischen Spielen in Tokio die vierte deutsche Goldmedaille gewonnen, kurz darauf holte Dreirad-Fahrerin Jana Majunke das fünfte Gold. Zeyen, die Weltmeisterin aus Bonn siegte im Einzelzeitfahren über 16 km auf dem Fuji International Speedway nach starker zweiter Rennhälfte in 32:46,97 Minuten und holte sich mit 43 Sekunden Vorsprung ihr viertes Edelmetall bei Paralympics. Alle vorherigen Medaillen sammelte sie noch als Rollstuhlbasketballerin, 2012 in London gewann sie mit dem deutschen Team Gold.
Majunke, die an spastischen Bewegungsstörungen leidet, setzte sich nach 36:06,17 Minuten mit mehr als einer halben Minute Vorsprung vor der Australierin Carol Cooke mit dem Dreirad durch. Ihre 23 Jahre ältere Vereinskollegin Angelika Dreock-Käser, die nach einem Schlaganfall erstmals bei Paralympics startete, holte Bronze. Majunke hatte 2016 in Rio als 16-Jährige schon Bronze im Straßenrennen gewonnen.
Erwartungsgemäß hübschten die Radsportler die deutsche Bilanz in Japan am Zeitfahrtag insgesamt enorm auf. Rio-Champion Vico Merklein gewann Silber, genauso wie Steffen Warias, Fahnenträger Michael Teuber, Matthias Schindler und Kerstin Brachtendorf holten jeweils Bronze. Denise Schindler und Andrea Eskau erlebten dagegen herbe Enttäuschungen.
Merklein verpasste mit dem Handbike sein zweites Gold bei den Paralympics nur um zwei Sekunden, holte aber als Zweiter sein insgesamt viertes Edelmetall. "Mehr ging nicht. Ich bin total glücklich, dass es ist, wie es ist. Klar kann man noch einen besser fahren, aber das machen wir in drei Jahren", sagte der 44-Jährige.
Teuber verpasste sein historisches fünftes Gold nacheinander im Zeitfahren nur um fünf Sekunden, holte bei seinen sechsten Spielen erstmals Bronze. "Ich bin stolz drauf, dass ich so stark gefahren bin. Wenn ich auf meine Leistungsdaten schaue, denke ich, dass es das beste Rennen meines Lebens war", sagte der Münchner: "Mehr ist einfach nicht möglich gewesen, deshalb nehme ich Bronze gerne mit nach Hause."
Eine Überraschungsmedaille gewann Brachtendorf in der Startklasse C5. Die 49-Jährige holte als Dritte ihr erstes Edelmetall bei Paralympics. Erst drei Wochen vor den Spielen musste sich die Cottbuserin wegen eines Verschlusses der inneren Beckenarterie operieren lassen. "In meinem Kopf war schon alles abgesagt", sagte Brachtendorf: "Jetzt stehe ich hier und habe eine Medaille, unfassbar."
Im Zeitfahren der Klasse C3 wurde Warias am Dienstag Zweiter hinter dem Briten Benjamin Watson und holte Silber. Schindler belegte Rang drei und durfte auf der ehemaligen Formel-1-Strecke am Fuße des Fuji über Bronze jubeln.
Denise Schindler enttäuschte nach Rang drei in der Bahn-Verfolgung im Zeitfahren der Klassen C1 bis C3 als Neunte. "Es war schlecht. Ich habe vom Start weg einen schwarzen Tag erwischt", sagte die 35-Jährige. Auch Dauerbrennerin Andrea Eskau verpasste mit dem Handbike nach einem Einbruch das Podest. Nach Zwischenbestzeit wurde die 15-malige Medaillengewinnerin mit einem Rückstand von 4:30 Minuten Fünfte.
Pierre Senska verpasste als Vierter in der Teuber-Startklasse eine Medaille nur knapp, Bernd Jeffre war dagegen mit dem Handbike als Achter abgeschlagen.