Viel Aufregung bei den Paralympics Schwangere Sportlerin, falsche Hymne, Hitze – und eine Disqualifikation

Tokio · In der Nacht hatten die Paralympics in Tokio einige Kuriositäten zu bieten. Unter anderem wurde eine falsche Hymne abgespielt – und aufgrund der Hitze mussten alle Rollstuhltennis-Spiele abgesagt werden.

 Verloren das Band: Marcel Böttger und Guide Alexander Kosenkow.

Verloren das Band: Marcel Böttger und Guide Alexander Kosenkow.

Foto: dpa/Marcus Brandt

US-Sitzvolleyballerin Lora Webster nimmt schwanger an den Paralympics teil – und das bereits zum zweiten Mal. Wie die 35-Jährige in einer Mitteilung des Internationalen Paralympische Komitees (IPC) erzählte, sei sie aktuell in der 20. Schwangerschafts-Woche. Schon 2012 in London, als sie Silber mit den USA gewann, habe sie schwanger gespielt. Diese Tatsache hatte sie aber damals vor ihren Teamkolleginnen geheim gehalten, um sie nicht zu verunsichern. Insgesamt wird Webster ihr viertes Kind bekommen.

„Ich weiß, wie ich mich schwanger im Wettkampf verhalten muss“, sagte Webster: „Mein Körper weiß, was er tun muss. Und ich weiß, was ich tun muss, um das Baby zu schützen.“ Das Ziel im Wettbewerb bleibe dasselbe. Webster hat mit den USA 2004 Bronze sowie 2008 und 2012 jeweils Silber gewonnen. Beim Paralympics-Sieg 2016 war sie nicht dabei.

Falsche Hymne abgespielt

Bei der Siegerehrung für den russischen Rad-Paralympics-Sieger Michail Astaschow ist den Organisatoren eine Panne unterlaufen: Statt der Hymne des Russischen Paralympischen Komitees erklang versehentlich die des Internationalen Paralympischen Komitees. „Es war ein reiner Bedienungsfehler“, sagte der Sprecher der japanischen Organisatoren, Masa Takaya, am Freitag und entschuldigte sich für das Malheur. Unmittelbar nach der falschen Hymne habe man sich bei dem Athleten entschuldigt und ihn gebeten, erneut auf das Siegerpodest zu steigen. Dies habe Astaschow akzeptiert, woraufhin die korrekte Hymne abgespielt worden sei.

Astaschow hatte am Vortag im Verfolgungsrennen über 3000 Meter die Gold-Medaille gewonnen. Trotz Sanktionen wegen Staatsdopings durfte Russland 241 Sportlerinnen und Sportler bei den Paralympics an den Start schicken, allerdings nur als Team des Russischen Paralympischen Komitees. Anstatt der russischen Hymne wird das Klavierkonzert Nummer 1 von Peter Tschaikowsky gespielt, als Fahne wird die paralympische Flagge anstelle der Landesfahne gehisst.

Hitze in Tokio

Wegen der großen Hitze in Tokio sind zahlreiche Rollstuhltennis-Spiele bei den Paralympics abgesagt worden. Wie die Veranstalter mitteilten, sei es wegen der Wetterbedingungen am ersten Wettkampftag am Freitag nur möglich, auf dem Centre Court mit geschlossenem Dach zu spielen. Alle Matches auf den Plätzen 1 bis 9 wurden zunächst abgesagt.

Um 10.30 Uhr Ortszeit habe die Messung auf den Plätzen 31,2 Grad Celcius betragen, erklärten die Organisatoren. Später am Tag wollen sie prüfen, ob zumindest einige Spiele nachgeholt werden können.

Disqualifikation kurz vor dem Ziel

Der ehemalige Olympionike Alexander Kosenkow (Wattenscheid) hat ein unglückliches Paralympics-Debüt hingelegt. Der 44 Jahre alte Guide wurde im Vorlauf über 100 m mit dem sehbehinderten Marcel Böttger (Bad Oeynhausen) disqualifiziert, weil dem Duo kurz vor dem Ziel ihr Verbindungsband aus den Händen rutschte. Die gemessene Zeit von 11,07 Sekunden wäre Saisonbestleistung gewesen, hätte aber ohnehin nicht für den Finaleinzug gereicht.

"Das ist uns noch nie passiert, selbst im Training nicht", haderte der von der Bundeswehr geförderte Kosenkow mit der Disqualifikation: "Man ist bei diesen klimatischen Bedingungen komplett nass an den Händen. Beim Sprinten versucht man nicht zu verkrampfen und lässt mal ein bisschen locker. Beim Zieleinlauf kann es sein, dass ich das zu heftig gemacht habe und wir in der letzten Sekunde aus dem Band rausgeflutscht sind."

(dör/SID/dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort