Drei deutsche Medaillen bei Paralympics Neumaier "Mr. Cool" - Graf holt zweites Edelmetall

London · Herzschlagfinale in den Royal Artillery Barracks, Silberfahrt im Velodrome und Bronze auf der Matte: In einem wahren Krimi hat sich Sportschütze Josef Neumaier die Bronzemedaille mit dem Luftgewehr gesichert und für das erste Highlight am zweiten Wettkampftag der Paralympics in London gesorgt. Radsportler Tobias Graf holte im Velodrome mit Silber in der Einer-Verfolgung über 3000 m bereits sein zweites Edelmetall. Judoka Matthias Krieger aus Heidelberg ergatterte die Bronzemedaille.

 Tobias Graf holte bereits seine zweite Medaille bei den Paralympics 2012.

Tobias Graf holte bereits seine zweite Medaille bei den Paralympics 2012.

Foto: dpa

"Da muss man einfach die Ruhe bewahren und sich konzentrieren bis zum letzten Schuss", gab sich Neumaier nach seiner vierten paralympischen Medaille betont cool. Zuvor hatte der 54-Jährige erst in der dritten Runde des Shoot-offs dem Südkoreaner Lee Seung-Chul den Zahn gezogen. "Ich war während des Finals herzinfarktgefährdet und bin jetzt überglücklich", sagte Bundestrainer Uwe Knapp.

Nach der Finalserie hatten Neumaier, 1996 in Atlanta Sieger im Kleinkaliber-Dreistellungskampf, und der Südkoreaner mit 693,4 Ringen gleichauf gelegen. Die Goldmedaille ging an Dong Chao (China/699,5), der Jonas Jakobsson (Schweden/696,5) auf den Silberrang verwies.

Deutlicher war die Angelegenheit im mit 6000 Zuschauern gefüllten Velodrome. Der linksseitig oberschenkelamputierte Freiburger Graf verlor im Finale der Einer-Verfolgung über 3000 m klar gegen den Chinesen Liang Guihua, durfte sich aber über Silber und nach Bronze über 1000 m im Einzelzeitfahren über seine zweite Medaille bei den größten Paralympics der Geschichte freuen. "Wenn man seinen Lauf verliert, ist das immer enttäuschend. Dennoch fühlt es sich so an, als ob ich Silber gewonnen habe", sagte der 28-Jährige.

Der dreimalige Paralympics-Champion Michael Teuber (44) verpasste in der Einer-Verfolgung über 3000 m auch im zweiten Anlauf eine Medaille. Der inkomplett querschnittsgelähmte Münchner unterlag im kleinen Finale klar gegen den Argentinier Rodrigo Fernando Lopez. Unter ohrenbetäubendem Lärm ließ Lokalmatador Mark Lee Colbourne im Finale dem Chinesen Li Zhang Yu keine Chance. Teuber hatte am Vortag im Einzelzeitfahren über 1000 m den 19. Rang belegt.

Der linksseitig armamputierte Wolfgang Sacher (45) hat sich mit einem elften Platz im Zeitfahren über den Kilometer für seine weiteren Rennen eingerollt. "Für mich war es eine Möglichkeit, sich auf den Wettkampf morgen vorzubereiten." Sacher, der vor vier Jahren in Peking Gold im Zeitfahren auf der Straße gewonnen hatte, tritt am Samstag in der Einer-Verfolgung über 4000 m an.

Die Goldmedaille ging an den Spanier Alfonso Cabello. Der Brite Jon-Allan Butterworth sicherte sich dank eines furiosen Endspurts vor dem Chinesen Liu Xinyang den Silberrang. Die größte Aufmerksamkeit sicherte sich aber der zweimalige Paralympics-Champion Jody Cundy aus Großbritannien.

Der Topfavorit kam nach dem Start nicht in den Tritt und brach das Rennen ab. Da die Jury aber auf einen Fehler des Athleten und keinen Materialfehler erkannte, durfte Cundy nicht noch einmal antreten und kam nicht in die Wertung - was folgte war ein Wutausbruch des Brite in den Katakomben. "Ich war in der Form meines Lebens. Es ist zwar nur ein Bahnrennen, aber es war das wichtigste in meinem Leben", sagte der 33-Jährige.

Mit einer Ippon-Wertung setzte sich der sehbehinderte Judoka Krieger (28) in der Klasse bis 81 kg im Kampf um Bronze gegen Anatoli Schewtschenko aus Russland durch und hellte die Stimmung im deutschen Lager auf. Denn ist das Kämpferherz von Sebastian Junk nicht belohnt worden.

Der Mannheimer hatte sich sechs Wochen vor den Spielen in London einen Kreuzbandriss zugezogen. In Absprache mit dem Arzt nahm er trotz der Verletzung teil und verschob den Operations-Termin auf nach die Spiele.

Doch gleich im ersten Kampf gegen den Türken Ibrahim Halil Onel fiel der 28-Jährige auf das komplett getapte Knie und verdrehte es. Durch die Wertung schied der sehbehinderte Junk aus dem Wettbewerb aus, er hätte jedoch ohnehin nicht weiterkämpfen können.

(sid)
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