Kommentar zum Strafmaß gegen den Paralympics-Star Gerechtes Pistorius-Urteil

Meinung | Düsseldorf · Viel zu schnell wird das Wort "historisch" verwendet, wenn es um Sportler und ihre Leistungen geht. Oscar Pistorius hingegen ist ganz unzweifelhaft eine Person der Sportgeschichte. Spätestens seit er bei den Olympischen Spielen vor zwei Jahren in London als erster beidseitig unterschenkelamputierter Athlet antrat.

Ein gerechtes Urteil im Fall Oscar Pistorius — Kommentar
Foto: dpa, nb pt

Er wurde zum globalen Helden. Seit er seine Freundin am Valentinstag 2013 durch die geschlossene Tür erschoss, ist er ein gefallener Held. Die Welt nahm seine Auftritte im Gerichtssaal mindestens genauso intensiv wahr wie seine Rennen auf den Kunststoffbahnen.

Dass die Richterin in Südafrikas Hauptstadt ihn zu einer Haftstrafe von fünf Jahren verurteilt, ist richtig. Trotz seiner weltweiten Popularität hat Pistorius keinen Promi-Bonus erhalten. Man stelle sich vor, hinter der Badezimmertür hätte tatsächlich ein Einbrecher und nicht seine Freundin gestanden. Hätte er mehrere Schüsse auf ihn abfeuern dürfen, um sich zu verteidigen? Sicher nicht. Der Aufsehen erregende Prozess machte auch deutlich, dass der Sportler keinesfalls im Affekt handelte. Zwischen seinem Einbruchsverdacht und den Schüssen verging ja eine ganze Weile.

Pistorius‘ Haftstrafe wird auch zur Prüfung für Südafrika. Die von seinem Anwalt zuletzt skizzierte Szenerie, nach der der Athlet im Gefängnis Misshandlungen ausgesetzt sein wird, darf auf keinen Fall eintreten.

Mit dem Urteil ging wohl auch eine einzigartige Karriere zu Ende. Denn es ist kaum vorstellbar, dass Pistorius nach der Haft noch einmal als Weltklasseläufer auf die Stadionrunde zurückkehrt. Ein Kapitel Sportgeschichte ist abgeschlossen.

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