Olympische Spiele in Rio Zika-Virus wird immer mehr zur Belastung

Lausanne/Berlin · Doping-Krise, Zika-Virus und der mögliche Skandal um die Tokio-Spiele bereiten dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) vor der Sitzung des Exekutive Boards Sorgen.

Das ist Thomas Bach
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Foto: dpa, pse jhe puk lof

Doping-Enthüllungen, Angst vor dem Zika-Virus und ein möglicher Korruptionsskandal um die Sommerspiele 2020 in Tokio - die Sportwelt blickt ab Mittwoch gespannt nach Lausanne. Unter Vorsitz des IOC-Präsidenten Thomas Bach tagt dort drei Tage lang die "Regierung" (Exekutive) des Internationalen Olympischen Komitees. Es werden Antworten erwartet.

Bach hielt sich zuletzt mit Einschätzungen zurück, doch allmählich fügt die Vielzahl der Probleme dem IOC Schaden zu. Vor allem das Zika-Virus wird für die Sommerspiele in Rio (5. bis 21. August) immer mehr zur Belastung. Zuletzt hatte eine Gruppe von 150 Ärzten und Wissenschaftlern vor der großen Ansteckungsgefahr gewarnt und die räumliche oder zeitliche Verschiebung der Olympischen Spiele gefordert.

Gasol erwägt Olympia-Verzicht wegen Zika-Virus

Doch nicht nur das. Auch Sportler denken über einen Start-Verzicht nach. Spaniens Basketball-Star Paul Gasol beispielsweise will nicht in Rio auf Punktejagd gehen. "Mit der Gesundheit spielt man nicht", sagte der Center vom NBA-Klub Chicago Bulls: "Zika ist eine viele ernstere und schädlichere Bedrohung, als wir vermuten."

Spätestens jetzt sollte das IOC seine oft inszenierte Nähe zu den Sportlern nutzen und für mehr Aufklärung sorgen, ehe weitere Top-Athleten die Stadt meiden und die Spiele zur Farce werden lassen. Die Welt-Gesundheitsorganisation WHO sprang dem IOC bereits zur Seite und wies die Forderung der 150 Ärzte und Wissenschaftler zurück. Es bestehe "keine Gefährdung der öffentlichen Gesundheit, die es rechtfertigen würde, die Olympischen Spiele abzusagen oder zu vertagen", hieß es.

Gespannt darf man auch auf Bachs Reaktion bezüglich der 23 nachträglich erwischten Doping-Sünder von den Sommerspielen 2012 in London sein. Am 31. Mai und 1. Juni werden die B-Proben geöffnet, kurz darauf, so hieß es, werde mit Sanktionen gerechnet. Bach hatte angekündigt, dass Doping-Sünder keine Chance haben, bei den Spielen in Rio anzutreten.

Nach wie vor steht auch die Suspendierung des kompletten russischen Teams von den Spielen in Rio im Raum, nachdem russische Athleten auch bei den Nachtests der Spiele in Peking 2008 als Doper aufgefallen waren. Zudem soll es bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi 2014 ein vom russischen Staat verordnetes Doping-Programm gegeben haben. Bei den Spielen am Schwarzen Meer seien nach Angaben des damaligen Leiters des Anti-Doping-Labors, Gregori Rodtschenkow, über 100 Dopingproben russischer Athleten - darunter mindestens 15 Medaillengewinner - ausgetauscht worden.

Voraussichtlich in drei Wochen, am 17. Juni, entscheidet der Leichtathletik-Weltverband IAAF in Wien über den Olympiastart der russischen Leichtathleten. Diese sind derzeit suspendiert und dürfen in Rio nur antreten, falls die IAAF den russischen Verband RUSAF wieder aufnimmt.

In die Kritik geriet der olympische Sport auch durch den möglichen Bestechungsskandal um die Vergabe der Sommerspiele 2020 an Tokio. Französische Ermittler verdächtigen das Organisationskomitee, zwei Millionen Dollar an Papa Massata Diack, Sohn des ehemaligen Präsidenten des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF, Lamine Diack, gezahlt zu haben. Zur Klärung hat das Nationale Olympische Komitee Japans eine Untersuchungskomission eingerichtet.

(sid)
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