Nach Eklat um Algerier Zweiter Judoka verzichtet auf Olympia-Kampf gegen Israeli

Tokio · Nach dem Eklat um den algerischen Judoka Fethi Nourine ist nun auch ein Kämpfer aus dem Sudan nicht gegen den Israeli Tohar Butbul angetreten.

 Tohar Butbul (oben).

Tohar Butbul (oben).

Foto: AFP/FRANCK FIFE

Bei den Olympischen Spielen in Tokio hat erneut ein Judoka auf seinen Kampf gegen einen israelischen Kontrahenten verzichtet. Der Sudanese Mohamed Abdalrasool trat offiziellen Angaben zufolge am Montag nicht zu seinem Zweitrunden-Kampf gegen den Israeli Tohar Butbul in der Gewichtsklasse bis 73 Kilogramm an, obwohl er noch beim offiziellen Wiegen dabei gewesen war. Weder der Judo-Weltverband noch das sudanesische Teams äußerten sich zu den Gründen des Rückzugs. Butbul verlor danach gegen den Südkoreaner An Changrim.

Kostenpflichtiger Inhalt Abdalrasool hätte in der ersten Runde gegen den Algerier Fethi Nourine kämpfen sollen. Dieser verzichtete jedoch auf eine Teilnahme an den Spielen, um einem möglichen Zweitrunden-Duell mit Butbul aus dem Weg zu gehen. Der Judo-Weltverband suspendierte den Sportler daraufhin vorläufig und nahm weitere Ermittlungen auf. Der 30-Jährige und sein Trainer hatten ihren Verzicht in algerischen Medien damit begründet, nicht gegen einen Israeli kämpfen zu wollen.

„Wir haben hart dafür gearbeitet, um bei den Spielen dabei zu sein, aber die palästinensische Sache ist größer als das“, nannte der 30-Jährige seine Beweggründe für die Absage seiner Teilnahme. Damit setzt er ein zweifelhaftes politisches Zeichen im Nahost-Konflikt zwischen Palästina und Israel. Die Aussage von Nourine im algerischen TV war antisemitisch motiviert. Er wolle seine „Hände nicht dreckig machen“, sagte er demnach.

Dass Sportler aus gewissen muslimischen Ländern nicht gegen israelische Kontrahenten antreten, ist keine Seltenheit und geschieht vor allem im Kampfsport häufiger. Die Situation wurde durch die jüngsten Spannungen zwischen jüdischen Israelis und Palästinensern noch verschärft.

Im Judo soll der Iran mehrere Male Druck auf seine Kämpfer ausgeübt haben, damit diese nicht gegen Israelis antreten. Der Weltverband IJF hatte den Iran im April wegen eines besonders offensichtlichen Vorfalls für vier Jahre gesperrt. Bei der WM vor zwei Jahren wurde der damalige Iraner Saeid Mollaei von seinem Verband durch Drohungen gegen ihn und seine Familie dazu gezwungen, absichtlich zu verlieren, um im Finale nicht gegen Sagi Muki aus Israel antreten zu müssen.

Olympia-Ringer Nourine hatte schon 2019 bei der Judo-WM für einen Skandal gesorgt, nachdem er dort ebenfalls nicht gegen einen Israeli antreten wollte und lieber aufgab.

Fethi Nourine musste die Olympischen Spiele vorzeitig verlassen. Das algerische Olympische Komitee erkannte Nurine und seinem Trainer Benichlef am Samstag die Akkreditierung ab und ordnete ihre Rückreise an. Die Internationale Judo-Föderation teilte mit, Nourines Verhalten stehe "im totalen Gegensatz zur Philosophie" des Verbandes.

Laut des Olympischen Eids verpflichten sich Sportler für Inklusion und Gleichheit – aber vor allem gegen Diskriminierung. Das IOC verkündete zudem vor dem Start der Spiele in Tokio, dass das Olympische Motto um „Gemeinsam“ ergänzt wird.

(dör/dpa)
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