Olympische Spiele 2021 So laufen die Leichtathletik-Wettkämpfe in Tokio

Tokio · Bei den Olympischen Spielen dürfen die Leichtathletik-Wettkämpfe nicht fehlen. Auch in diesem Jahr treten die Athletinnen und Athleten in Tokio in mehr als 20 Disziplinen an.

 Der Weltranglisten-Dritte im Zehnkampf und amtierende Weltmeister Niklas Kaul absolviert einen Weitsprung beim Mehrkampf-Meeting in Ratingen.

Der Weltranglisten-Dritte im Zehnkampf und amtierende Weltmeister Niklas Kaul absolviert einen Weitsprung beim Mehrkampf-Meeting in Ratingen.

Foto: Achim Blazy (abz)

Leichtathletik ist eine der ältesten olympischen Sportarten und seit jeher Teil des Programms. Selbst in der Antike gab es schon Laufwettbewerbe, Diskuswurf, Weitsprung und Speerwurf bei Olympia. Das Motto „höher, schneller, weiter“ ist eng mit der Leichtathletik verknüpft, die als eine Art Herzstück der Olympischen Spiele gilt.

Seit den Spielen 1928 in Amsterdam treten auch Frauen zu den Wettkämpfen an. Ihr Programm wurde im Laufe der Zeit dem der Männer angepasst. Für beide Geschlechter wurden einige Wettkämpfe im Laufe der Jahrzehnte gestrichen, darunter Disziplinen wie Hoch- und Weitsprung aus dem Stand oder Geländeläufe.

Regeln

Leichtathletik ist eine Individualsportart mit verschiedenen Disziplinen – eingeteilt in Lauf-, Sprung und Wurfwettbewerbe. Hinzu kommen die Mehrkampf-Formate, in der Regel der Siebenkampf bei den Frauen sowie der Zehnkampf bei den Männern. Bei diesen Wettkämpfen treten die Athletinnen und Athleten in verschiedenen Disziplinen aus allen drei Gruppen an.

Insgesamt gibt es bei den Olympischen Spielen 47 Wettbewerbe – 24 bei den Männern und 23 bei den Frauen. Inzwischen gibt es nur noch drei Unterschiede zwischen den Programmen der Geschlechter: Die Sportlerinnen laufen über 100 Meter Hürden statt 110 Metern. Sie haben zudem nur einen Geh-Wettkampf über 20 Kilometer. Die Männer haben zusätzlich eine Distanz über 50 Kilometer. Außerdem treten die Frauen im Siebenkampf an, die Männer im Zehnkampf. In Tokio 2021 kommt zum ersten Mal eine gemischter Wettkampf in der Leichtathletik hinzu: als 4-mal-400-Meter Staffel-Lauf.

Bei großen Turnieren wie Olympia werden in den Sprung-, Stoß- und Wurfwettkämpfen zunächst Qualifikationsrunden mit jeweils höchstens drei Versuchen ausgetragen. Wer die jeweilige vorgeschriebene Weite übertrifft, tritt in der Finalrunde an. Auch dort gibt es in der Regel drei Versuche. Im Sieben- und Zehnkampf fallen die Vorkämpfe für die entsprechenden Disziplinen weg.

Bei Kurzstrecken-Läufen (100 bis 800 Meter Distanz) sowie bei Staffel-Läufen wird in Vor-, Zwischen- und Endläufe unterteilt. Bei den Olympischen Spielen finden zudem auch bei den Langstrecken über 5000 bzw. 10.000 Meter Vorläufe statt.

Bei den Mehrkampf-Wettbewerben finden an jeweils zwei Tagen zehn beziehungsweise sieben Einzelwettkämpfe in verschiedenen Disziplinen statt. Die jeweiligen Ergebnisse werden nach einer Punktetabelle umgerechnet. Die Sportlerinnen und Sportler mit der höchsten Punktzahl gewinnen am Ende.

Der Zehnkampf (auch „Dekathlon“ genannt) gilt als Königsdisziplin der Leichtathletik. Am ersten Tag treten die Sportler im 100-Meter-Lauf, Weitsprung, Kugelstoßen, Hochsprung sowie im 400-Meter-Lauf gegeneinander an. Am zweiten Tag stehen der 110-Meter-Hürden-Lauf, Diskuswurf, Stabhochsprung, Speerwurf und der 1500-Meter-Lauf an.

Der Siebenkampf (“Heptathlon“) sieht am ersten Tag den 100-Meter-Hürdenlauf, Hochsprung, Kugelstoßen sowie den 200-Meter-Lauf vor. Am zweiten Tag treten die Athletinnen im Weitsprung, Speerwurf und 800-Meter-Lauf gegeneinander an.

Olympische Spiele 2021: Das ist der Zeitplan für Leichtatheltik in Tokio
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Das ist der Zeitplan für Leichtathletik bei Olympia

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Foto: dpa/Petr David Josek

Deutsche Teilnehmer

Das deutsche Leichtathletik-Team steht noch nicht abschließend fest. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) listet auf seiner Internetseite des Team Deutschland für Tokio 2021 folgende Athleten und Athletinnen im Bereich Leichtathletik auf, die bereits für die Spiele nominiert sind (Stand: 2. Juli): Simon Boch, Carl Dohmann, Jonathan Hilbert, Karl Junghannß, Amanal Petros, Hendrik Pfeiffer, Richard Ringer, Nathaniel Seiler, Melat Yisak Kejeta, Deborah Schöneborn, Rabea Schöneborn, Katharina Steinruck.

Viele Nominierungen fehlen dabei jedoch noch. Insgesamt will der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) mit rund 65 Athletinnen und Athleten nach Tokio fahren. Das wäre das stärkste Kontingent der deutschen Olympia-Mannschaft.

Nicht alle deutschen Medaillen-Hoffnungsträger werden jedoch dabei sein. Der Speerwerfer Thomas Röhler, der 2016 in Rio eine von zwei deutschen Leichtathletik-Goldmedaillen holte, hat seine Tokio-Teilnahme abgesagt. Als Grund nennt er eine Rückenverletzung. Die deutsche Goldhoffnung im Speerwurf liegt damit nun allein auf den Schultern von Johannes Vetter.

Die bekannte Sprinterin Gina Lückenkemper wird wohl ebenfalls nicht dabei sein. Sie verpasste die Qualifikation für Olympia beim Leichtathletik-Meeting ihres Vereins SSC Berlin am 29. Juni. Der Wettkampf war ihr Comeback nach einem Muskelfaserriss im Oberschenkel gewesen.

Sicher dabei sind hingegen wohl die Zehnkämpfer Kai Kazmirek und Niklas Kaul. Beide konnten zuletzt beim Mehrkampf-Meeting in Ratingen nicht die Olympia-Norm erfüllen, qualifizierten sich jedoch auf anderen Wegen für Tokio. Auch die Siebenkämpferin Vanessa Grimm schaffte die Norm als beste Deutsche in Ratingen nicht, kann aber noch über das World Ranking auf ein Ticket für Olympia hoffen.

In Ratingen nicht dabei war kurzfristig Carolin Schäfer, die beim Mehrkampf-Meeting ihre Olympia-Qualifikation absichern wollte. Kostenpflichtiger Inhalt Nach schweren Nebenwirkungen nach einer Corona-Impfung sei der Traininsrückstand zu groß gewesen, sagte sie.

Gewinner von Rio 2016

  • 100-Meter-Lauf (F/M): Elaine Thompson (Jamaika) / Usain Bolt (Jamaika)
  • 200-Meter-Lauf (F/M): Elaine Thompson (Jamaika) / Usain Bolt (Jamaika)
  • 400-Meter-Lauf (F/M): Shaunae Miller (Bahamas) / Wayde van Niekerk (Südafrika)
  • 800-Meter-Lauf (F/M): Caster Semenya (Südafrika) / David Lekuta Rudisha (Kenia)
  • 1500-Meter-Lauf (F/M): Faith Kipyegon (Kenia) / Matthew Centrowitz (USA)
  • 5000-Meter-Lauf (F/M): Vivian Jepkemoi Cheruiyot (Kenia) / Mo Farah (Großbritannien)
  • 10.000-Meter-Lauf (F/M): Almaz Ayana (Äthiopien) / Mo Farah (Großbritannien)
  • Marathon (F/M): Jemima Jelagat Sumgong (Kenia) / Eliud Kipchoge (Kenia)
  • 20 Kilometer Gehen (F/M): Liu Hong (China) / Wang Zhen (China)
  • 50 Kilometer Gehen (M): Matej Tóth (Slowakei)
  • 100-Meter-Hürdenlauf (F): Brianna Rollins (USA)
  • 110-Meter-Hürdenlauf (M): Omar McLeod (Jamaika)
  • 400-Meter-Hürdenlauf (F/M): Dalilah Muhammad (USA) / Kerron Clement (USA)
  • 3000-Meter-Hindernislauf (F/M): Ruth Jebet (Bahrain) / Conseslus Kipruto (Kenia)
  • 4 x 100 Meter Staffel (F/M): Tianna Bartoletta, Allyson Felix, English Gardner, Tori Bowie (USA) / Asafa Powell, Yohan Blake, Nickel Ashmeade, Usain Bolt (Jamaika)
  • 4 x 400 Meter Staffel (F/M): Allyson Felix, Phyllis Francis, Natasha Hastings, Courtney Okolo (USA) / Arman Hall, Tony McQuay, LaShawn Merritt, Gil Roberts (USA)
  • Hochsprung (F/M): Ruth Beitia (Spanien) / Derek Drouin (Kanada)
  • Stabhochsprung (F/M): Ekaterini Stefanidi (Griechenland) / Thiago Braz (Brasilien)
  • Weitsprung (F/M): Tianna Bartoletta (USA) / Jeff Henderson (USA)
  • Dreisprung (F/M): Caterine Ibargüen (Kolumbien) / Christian Taylor (USA)
  • Kugelstoßen (F/M): Michelle Carter (USA) / Ryan Crouser (USA)
  • Diskuswerfen (F/M): Sandra Perković (Kroatien) / Christoph Harting (Deutschland)
  • Hammerwerfen (F/M): Anita Włodarczyk (Polen) / Dilschod Nasarow (Tadschikistan)
  • Speerwerfen (F/M): Sara Kolak (Kroatien) / Thomas Röhler (Deutschland)
  • Siebenkampf (F): Nafissatou Thiam (Belgien)
  • Zehnkampf (M): Ashton Eatin (USA)
Mehrkampf-Meeting in Ratingen
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Mehrkampf-Meeting in Ratingen

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Favoriten

Die Nationenwertung in der Leichtathletik bei Olympia stellt die USA als klaren Medaillen-Abräumer der vergangenen Wettkämpfe heraus. Insgesamt gewannen die amerikanischen Athletinnen und Athleten bei allen Spielen 800 Medaillen, davon 335 mal Gold.

In der Gesamtwertung folgen unter anderem Nationen wie Großbritannien (205 Medaillen, 55 mal Gold), Finnland (114 Medaillen, 48 mal Gold) und Kenia (93 Medaillen, 30 mal Gold). Bei den Frauen sind zudem auch Russland (54 Medaillen, 18 mal Gold) und Australien (38 Medaillen, 13 mal Gold) in den Top-5 der Olympia-Geschichte.

Die Weltranglisten der einzelnen Disziplinen stellt der Welt-Dachverband der Leichtathletik „World Athletics“ (bis 2019 International Association of Athletics Federations (IAAF)) auf seiner Internetseite zusammen.

Die Liste der Siebenkämpferinnen wird aktuell angeführt von Katarina Johnson-Thompson (Großbritannien), gefolgt von Nafissatou Thiam (Belgien) und Verena Mayr (Österreich). Die derzeit beste Deutsche, Vanessa Grimm, ist auf Rang 23. Im Zehnkampf führt Damian Warner (Kanada) die Liste an. Ihm folgen der Deutsche Niklas Kaul und Maicel Uibo (Estland).

Zeitplan

Die Leichtathletik-Wettbewerbe beginnen bei den Olympischen Spielen in Tokio am 30. Juli und gehen bis zum vorletzten Olympia-Tag am 7. August. Die Verschiebung der Spiele hat zu Zeitproblemen in der Leichtathletik geführt: Die ursprünglich für Anfang August 2021 geplante Weltmeisterschaft wurde auf 2022 verlegt.

Finalwettkämpfe in den einzelnen Disziplinen (Uhrzeit jeweils als deutsche Zeit):

  • 100-Meter-Lauf (F/M): 31. Juli, 12 Uhr / 1. August, 14:50 Uhr
  • 200-Meter-Lauf (F/M): 3. August, 12 Uhr / 4. August, 11:30 Uhr
  • 400-Meter-Lauf (F/M): 6. August, 13 Uhr / 5. August, 12 Uhr
  • 800-Meter-Lauf (F/M): 3. August, 14:25 Uhr / 4. August, 14:05 Uhr
  • 1500-Meter-Lauf (F/M): 6. August, 13 Uhr / 7. August, 12 Uhr
  • 5000-Meter-Lauf (F/M): 2. August, 14:40 Uhr / 6. August, 14 Uhr
  • 10.000-Meter-Lauf (F/M): 7. August, 12 Uhr / 30. Juli, 12 Uhr
  • Marathon (F/M): 7. August, 0 Uhr / 8. August, 0 Uhr
  • 20 Kilometer Gehen (F/M): 6. August, 9:30 Uhr / 5. August, 9:30 Uhr
  • 50 Kilometer Gehen (M): 5. August, 22:30 Uhr
  • 100-Meter-Hürdenlauf (F): 2. August, 2 Uhr
  • 110-Meter-Hürdenlauf (M): 5. August, 2 Uhr
  • 400-Meter-Hürdenlauf (F/M): 4. August, 2 Uhr / 3. August, 2 Uhr
  • 3000-Meter-Hindernislauf (F/M): 4. August, 11:30 Uhr / 2. August, 12 Uhr
  • 4 x 100 Meter Staffel (F/M): 6. August, 13 Uhr / 6. August, 15:50 Uhr
  • 4 x 400 Meter Staffel (F/M): 7. August, 14:30 Uhr / 7. August, 14:50 Uhr
  • Hochsprung (F/M): 7. August, 12:35 Uhr / 1. August, 12:10 Uhr
  • Stabhochsprung (F/M): 5. August, 12:20 Uhr / 3. August, 12:20 Uhr
  • Weitsprung (F/M): 3. August, 3:50 Uhr / 2. August, 3:20 Uhr
  • Dreisprung (F/M): 1. August, 12 Uhr / 5. August, 2 Uhr
  • Kugelstoßen (F/M): 1. August, 3:35 Uhr / 5. August, 4:05 Uhr
  • Diskuswerfen (F/M): 2. August, 12 Uhr / 31. Juli, 13:15 Uhr
  • Hammerwerfen (F/M): 3. August, 12 Uhr / 4. August, 11:30 Uhr
  • Speerwerfen (F/M): 6. August, 13:50 Uhr / 7. August, 12 Uhr
  • Mixed 4 x 400 Meter Staffel: 31. Juli, 14:35 Uhr

Der Siebenkampf und der Zehnkampf beginnen jeweils am 4. August um 2 Uhr deutscher Zeit und enden am 5. August um 12 Uhr.

(c-st)
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