Sechste Teilnahme Kanute Ronald Rauhe greift ein letztes Mal nach Olympia-Gold

Düsseldorf · Ronald Rauhe hat schon viele Titel im Kajak gewonnen. Bei seinen letzten Olympischen Spielen will er noch einmal eine Medaille holen, ehe der 39-Jährige seine Karriere beendet. Zeitweise war gar nicht klar, ob er überhaupt antritt.

Ronald Rauhe paddelt bei der deutschen Meisterschaft im Juni 2021.

Ronald Rauhe paddelt bei der deutschen Meisterschaft im Juni 2021.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Als die Olympischen Spiele im vergangenen Jahr abgesagt wurden, war das für den Kanuten Ronald Rauhe ein Schock. Eigentlich war alles geplant: Bei Olympia wollte er sein letztes Rennen fahren und danach seine Karriere beenden. „Die Absage der Spiele 2020 war für mich erstmal wie ein Messerstich, weil mein ganzes Leben darauf ausgerichtet war, nach 2020 meine Karriere zu beenden“, erzählte er im Mai in einem Podcast der Veranstaltung „Die Finals“, bei der verschiedene deutschen Meisterschaften ausgetragen werden.

Nach der Verschiebung der Spiele war Rauhe erst nicht sicher, ob er überhaupt bis Tokio weitermacht. Einerseits hatte er jahrelang für dieses letzte Großereignis trainiert. „Es würde mein Herz zerbrechen, wenn ich jetzt an diesem Punkt sagen würde: Das war es dann", sagte er 2020 im SID-Interview. Andererseits wollte er mehr Zeit für seine Familie haben. Außerdem gab es finanzielle Fragen: „Wir als Kanuten sind darauf angewiesen, dass wir viele kleine Sponsoren haben, aber gerade die kleineren Unternehmen waren natürlich selbst in einer Situation, wo sie um Existenzen kämpfen mussten“, berichtete er im „Die Finals“-Podcast. Schlussendlich blieben die Unterstützer an Bord und auch seine Frau und seine Kinder gaben „grünes Licht“, wie er sagte.

Olympia 2021: Deutschlands Medaillenhoffnungen für Tokio
12 Bilder

Deutschlands Medaillenhoffnungen für Tokio

12 Bilder
Foto: dpa/Soeren Stache

Das Ziel im Hafen von Tokio ist die Goldmedaille im Kajak-Vierer mit Max Rendschmidt, Tom Liebscher und Max Lemke. Im Juni holten sie gemeinsam den Europameistertitel. Außerdem wurden sie drei Mal in Folge Weltmeister. Rauhe sagte deshalb vorab: „Diese Last, dass wir nur noch um Gold fahren, haben wir uns erarbeitet und damit gehen wir auch offen um. (…) Die Gier und Lust noch einmal Olympiasieger zu werden, sind der einzige Grund, warum ich noch im Boot sitze. Ich sage dementsprechend ehrlich: Ich will die Goldmedaille.“

Rauhe gewann bei Olympischen Spielen bereits Bronze, Silber und Gold im Zweier-Kajak und 2016 in Rio de Janeiro Bronze im Einer-Kajak. Die Bronzemedaille in Rio bezeichnete er im Podcast als einen der prägendsten Momente seiner Karriere. Damals zeigte die Anzeigetafel zunächst den vierten Platz an, wodurch für Rauhe „in dem Moment eine Welt zusammengebrochen“ sei. Dann sprang die Anzeige aber doch auf den dritten Platz um und er gewann Bronze. Er und ein anderer Athlet waren genau die gleiche Zeit gefahren und wurden beide Dritter.

Wenn nichts mehr dazwischenkommt, steigt Rauhe in Tokio mit seiner sechsten Teilnahme zu einem der deutschen Athleten mit den meisten Olympia-Turnieren auf. Nur Sportschütze Ralf Schumann und Springreiter Ludger Beerbaum schafften sieben Teilnahmen. Unter den Athleten mit sechs Starts ist auch die achtmalige Kanu-Olympiasiegerin Birgit Fischer. Rauhes Frau Fanny Fischer ist deren Nichte und wurde 2008 selbst Kanu-Olympiasiegerin.

Olympische Spiele: Die Deutschen mit den meisten Teilnahmen bei Olympia
8 Bilder

Die Deutschen mit den meisten Teilnahmen bei Olympia

8 Bilder
Foto: dpa/Britta Pedersen

Bei den Finals 2021 kam „Ronny“ Rauhe im Kanu-Parallelsprint nur als Zweiter ins Ziel. Jahrelang dominierte er auf der Sprintdistanz und holte zahlreiche Goldmedaillen bei deutschen Meisterschaften. Außerdem gewann er 16 Weltmeister- und 17 Europameistertitel. Nicht in Erfüllung ging der Wunsch, in diesem Jahr als Fahnenträger bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele einzulaufen. Das hatte Rauhe als „Lebenstraum“ bezeichnet.

Das große Ziel ist aber ohnehin die Medaille in Tokio, am besten Gold. Und dann? „Ich habe Angst vor dem Moment, in dem es tatsächlich so ist, dass ich nicht mehr ins Boot steige“, sagte er lachend im Podcast vor den Finals. Nach Olympia will er sich sofort seiner Familie widmen und seinen Sohn im Schulalltag unterstützen. Der wird nämlich am 7. August dieses Jahres eingeschult – genau am Tag von Rauhes möglichem Olympia-Finale.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort