Olympia-Ausstieg von Berlin und Hamburg Nationale Konkurrenten von Rhein-Ruhr sagen ab

Frankfurt · Berlin und Hamburg gehen nicht ins Olympia-Rennen. Beide Städte signalisieren dem DOSB, für 2032 nicht einzusteigen. Einziger Interessent ist die Initiative Rhein-Ruhr. Dabei kann der deutsche Sport auf eine neue Blütezeit hoffen.

 Die Olympischen Ringe.

Die Olympischen Ringe.

Foto: dpa/Jean-Christophe Bott

Der deutsche Sport blickt goldenen Zeiten entgegen. Das Fördergeld ist exorbitant gestiegen, viele Sportstätten sollen mit Milliarden-Aufwand gebaut werden und die Athleten erhalten eine Altersvorsorge. Getrübt wird die gute Zukunftsperspektive aber durch das schwindende Interesse an einer neuen Olympia-Bewerbung. Erst nach Ende der Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes am Samstag in Frankfurt sah sich Präsident Alfons Hörmann genötigt, die unangenehme Botschaft zu verkünden: Berlin und Hamburg werden nicht ins Rennen um die Sommerspiele 2032 einsteigen.

Die Hansestadt habe „ein deutliches Signal gegeben, dass man sich derzeit eine olympische Bewerbung nicht vorstellen“ könne, berichtete Hörmann. Und für die Bundeshauptstadt käme sie für 2032 zu früh. So bleibt die Initiative Rhein-Ruhr der einzige Interessent.

Aufgeben will der DOSB-Chef die Hoffnung jedoch nicht, eine der weltweit bekannten Städte doch noch ins Olympia-Boot zu holen. „Es kann sich manchmal ganz schnell ändern, wenn sich die politische Situation in einer Stadt oder Region verändert. In Hamburg ist es sogar sehr real, weil Wahlen anstehen“, meinte er mit Blick auf den Urnengang am 23. Februar. Auch die Hauptstadt bliebe im Fokus des DOSB: „Ein erfolgreiches Sportdeutschland ohne Berlin kann und wird es nicht geben.“ Berlin könne ein Thema für 2036 sein, 100 Jahre nach den von den Nationalsozialisten missbrauchten Spiele an der Spree.

Für eine Bewerbung um die Sommerspiele 2032 sind bisher Brisbane, Indien, Indonesien und eine von Nord- und Südkorea im Gespräch. Das Internationale Olympische Komitee hat einen flexiblen Vergaberhythmus anstatt der Sieben-Jahres-Frist eingeführt. Deshalb könnte die Wahl der Olympia-Stadt von 2025 auf 2023 vorgezogen werden.

Mithilfe von Bundesinnenminister Horst Seehofer könnte der deutsche Sport eine neue Blütezeit erleben. Der CSU-Politiker hat in seiner anderthalbjährigen Amtszeit auf Grundlage der Spitzensportreform die Förderung des Bundes - inklusive der 35 Millionen für 2020 - auf 279 Millionen Euro erhöht. „Eine unglaubliche Summe“, staunte Seehofer selbst beim Vorlesen der Zahl. Im Vergleich: 2018 waren es 165 Millionen Euro. Ein „Meilenstein“ ist für ihn zudem der Einstieg im kommenden Jahr in die Altersvorsorge von Topathleten.

Der Sportminister brachte aber kurz vor Weihnachten noch eine Überraschung für den DOSB mit. „Wir überlegen, eine Konzeption zu entwickeln, einen Goldenen Plan aufzulegen“, verkündete Seehofer. Gemeint ist damit ein Programm zur Modernisierung und dem Bau von Sportstätten in Milliardenhöhe. „Nur mit erstklassigen Sportstätten können wir Sport als tragendes Element der Gesellschaft erhalten“, begründete er das Vorhaben.

„Für uns war die Nachricht des Tages, in das Thema eines Goldenen Planes einzusteigen“, sagte Hörmann. Bereits im Januar seien dazu im Innenministerium Gespräche in Aussicht gestellt. „Wir gehen mit großer Zielstrebigkeit und mit hoher Schlagzahl die Themen an“, betonte Hörmann. Zwei Goldene Pläne gab es bereits. Von 1960 bis 1992 wurden dafür rund 40 Milliarden Euro aufgebracht. Nach dem Mauerfall gab es einen zweiten Plan mit dem Schwerpunkt in den neuen Bundesländern.

Der Geldsegen für den Sport ist Ausdruck einer selten so ertragreichen Zusammenarbeit zwischen DOSB und einem Innenminister. „Der Eindruck täuscht nicht. Die Zusammenarbeit funktioniert perfekt“, sagte Hörmann, der selbst CSU-Mitglied ist und sich 2020 im Oberallgäu zum Landrat wählen lassen will. Seehofer investiere zwar weniger Zeit in das Thema Sport. Die Zeit, die er aber investiere, sei „von höchster Effizienz und Zielstrebigkeit“ geprägt, schwärmte Hörmann über seinen Parteifreund.

(eh/dpa)
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