Nur Platz neun Medaillen-Hoffnung Hussong enttäuscht im Speerwurf-Finale

Tokio · Speerwerferin Christin Hussong hat bei den Olympischen Spielen in Tokio eine Enttäuschung erlebt. Die Mitfavoritin verpasste im Finale den Endkampf der besten acht Athletinnen - und musste sich am Ende mit Platz neun begnügen.

 Christin Hussong.

Christin Hussong.

Foto: AFP/BEN STANSALL

Christin Hussong saß geschockt auf der Bank, völlig von der Rolle hatte die Mitfavoritin keine Chance auf eine Speer-Medaille - nun ruhen die deutschen Hoffnungen einzig auf Johannes Vetter. Einen Tag bevor der Offenburger nach Olympia-Gold greift, erlebte Hussong in Tokio ein Debakel.

Hussong wollte unbedingt eine Medaille holen, doch schon beim Endkampf der besten Acht war die 27-Jährige nur noch Zuschauerin. "Ich habe es technisch leider überhaupt nicht hinbekommen. Es war der schlechteste Wettkampf im ganzen Jahr", sagte Hussong in der ARD: "Das ist natürlich sehr beschissen, wenn das im Olympia-Finale passiert. Wenn man technisch so schlecht wirft, hat man es auch nicht verdient."

Hussong kam am Freitag in Tokio nicht über schwache 59,94 m und Platz neun hinaus. Damit blieb die Europameisterin aus Zweibrücken knapp zehn Meter unter ihrer Saisonbestleistung, mit ihren 69,19 m war Hussong als Nummer zwei der Welt und mit großen Hoffnungen nach Tokio gereist. Doch die Medaillen gewannen am Ende Olympiasiegerin Liu Shiying aus China (66,34), vor der Polin Maria Andrejczyk (64,61) und Weltmeisterin Kelsey-Lee Barber (64,56).

Wie schon in der Qualifikation fand Hussong auch im großen Finale überhaupt nicht zu ihrer Form. Die WM-Vierte grübelte, verzweifelte von Wurf zu Wurf immer mehr und vergrub nach dem dritten Versuch fassungslos ihr Gesicht in den Händen. 59,94, 59,18 und 59,61 m waren für ihre Ansprüche viel zu wenig.

Nun soll Vetter die deutsche Speerwurf-Ehre retten, der Offenburger ist nach seinen 90-Meter-Würfen in Serie am Samstag (13.00 Uhr MESZ) der absolute Topfavorit auf Gold. "Ich werde alles geben, was ich habe", kündigte der 28-Jährige an.

Doch auch Vetter, mit 96,29 m die klare Nummer eins der Welt und seit 18 Wettkämpfen unbesiegt, hatte ähnlich wie Hussong in der Qualifikation überraschend geschwächelt. Seitdem suchte der Ex-Weltmeister mit seinem Trainer Boris Obergföll nach Auswegen, auch mit dem für die Fußball-Nationalmannschaft zuständigen Sportpsychologen Hans-Dieter Herrmann telefonierte Vetter ausführlich - um den ganz, ganz großen Traum nicht zu gefährden.

Denn aus seinem Goldanspruch hatte Vetter vor Tokio nie einen Hehl gemacht. Viel zu erdrückend war auch seine Dominanz bisher in diesem Sommer, die Zahlen lassen eigentlich nur einen Sieger zu - nämlich Vetter. Mit fast sieben Metern Vorsprung führt er die Weltbestenliste an, der Sportsoldat ist der einzige 90-Meter-Werfer des Jahres. Doch schon in den letzten beiden Wettkämpfen vor Olympia wie auch in der Qualifikation blieb er deutlich unter dieser Traummarke.

"Was soll ich jetzt unruhig werden?", fragte Vetter, der natürlich weiter Kandidat Nummer eins auf Gold bleibt und versprach für das Finale: "Vollgas - so wie immer."

(sid/old)
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